Jeanette Becker

Beschreibung

Die Schlehe, Schlehdorn oder auch Sauerpflaume genannt, ist ein typischer Strauch in einer Heckenlandschaft, der bis zu vier Meter hoch werden kann. Ihr wissenschaftlicher Name lautet „Prunus spinosa“ und gehört zur Familie der Rosengewächse. Die Schlehe ist sommergrün und dem Namen nach dornig. Typische Standorte für den Strauch sind sonnige Hänge, Waldränder, Feldraine und Böschungen mit kalkhaltigem Boden. Er kommt in fast ganz Europa, Westasien und auch Nordafrika vor.

Bild 1: Die Schlehe ist ein Superstrauch: Blüten, Beeren, Blätter und sogar das Holz lassen sich verwerten
Bild: Jeanette Becker

Wachstum und Merkmale

Im Frühjahr, wenn alles wieder erwacht, kommen die jungen Blätter wechselständig und kurz gestielt an den Ästen hervor. Sie sind beim näheren Hinsehen elliptisch und am Rand gesägt. Die weißen Blüten sehen wir etwa von März bis April. Sie verströmen einen Mandelduft. Der ist typisch für die Blausäure, die sie enthalten.

Noch bevor die Blätter richtig ausgebildet sind, entfalten sie sich. Sie übersähen den ganzen Strauch und sind bei den Insekten heiß begehrt. Das für uns heute Interessante: Die kugelrunden blauen Früchte hängen bereits im Spätsommer an den Ästen. Im Winter bieten sie den Wildvögeln Nahrung, die in den Sträuchern nisten.

Bild 2: Die Schlehe ist ein Superstrauch: Blüten, Beeren, Blätter und sogar das Holz lassen sich verwerten
Bild: Jeanette Becker

Inhaltsstoffe

Die Schlehe ist ein besonderer Strauch. Genaugenommen kann man alles verwerten: Blüten, Beeren, Blätter und sogar das Holz. Viele Inhaltsstoffe machen die Schlehe für uns wertvoll, zum Beispiel Gerbstoffe, Bitterstoffe, Säuren und Vitamin C.

Die Blüten

Die Blüten enthalten auch Cumarine und Blausäure. Genau genommen werden diese Stoffe als Fraßschutz von der Schlehe eingesetzt, damit sie Früchte ausbilden kann. Durch einen biochemischen Prozess wird die Blausäure gasförmig. Wir nehmen das Nebenprodukt, das Bittermandelöl, beim riechen an den Blüten als Mandelduft wahr. Bittermandelöl ist unbedenklich. Cumarine sind als Duft vom Heu oder Waldmeister her bekannt. Dieser Stoff wirkt in Maßen entzündungshemmend, kann aber auch Kopfschmerzen hervorrufen. Sebastian Kneipp lobte die Blüten sehr. Sie wirken leicht abführend und harntreibend. Zum Lagern kurz nach dem Aufblühen rasch und schonend trocknen. Sie finden als Gewürz in Süßspeisen und in Tees Verwendung.

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Die Früchte

Keinen Appetit? Kein Problem! Die Früchte der Schlehe enthalten Gerbstoffe, Blausäure, organische Säuren und Vitamin C. Sie wirken appetitanregend und können vielseitig eingesetzt werden. Die enthaltene Blausäure zersetzt sich beim Verarbeiten oder Erhitzen.

Von September bis Dezember, kurz bevor sich der erste Frost ankündigt, kann man die Beeren für ein Gewürzöl sammeln. Man lässt sie drei bis vier Wochen in Salz ziehen und legt sie dann in Öl ein. Roh sind sie noch nicht essbar und schmecken sehr sauer. Man bekommt auch einen ‚pelzigen‘ Geschmack im Mund. Wenn der Frost über die Beeren gezogen ist, sind sie roh essbar und können zu Mus oder Saft verarbeitet werden. Sie haben dann etwas von ihrem herb-sauren Geschmack verloren. Getrocknete Beeren eignen sich als Beigabe für Früchtetees.

Getrocknete Früchte der Schlehe.
Getrocknete Früchte der Schlehe. | Bild: Jeanette Becker

Die Blätter

Die Blätter enthalten Gerbstoffe und Bitterstoffe. Gerbstoffe wirken entzündungshemmend, Bitterstoffe appetitanregend. Noch bevor die Blüten herauskommen, kann man die zarten Blättchen im Mai verwenden: Frisch gehackt oder getrocknet und gemahlen als Brat- und Küchengewürz. Als Tee, in getrockneter Form, können sie ganzjährig verwendet werden.

Das Holz

Das Schlehenholz ist sehr hart und stabil. Früher wurden daraus Spazierstöcke hergestellt. In Gradierwerken der Salinen fand es als dadurch ebenfalls Verwendung. Die Rinde beinhaltet einen roten Farbstoff. Dieser wurde zum Färben von Wolle und Leinen eingesetzt.

Rezepte

Drei Rezepte für Schlehen-Essig, Schlehen-Oliven und Tee finden sie im folgenden Artikel:

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Geschichte

Schlehen sind durch Ausgrabungen bereits aus jungsteinzeitlichen Pfahlbauten bekannt. Man hat dort Schlehenkern-Funde gemacht. Das deutet darauf hin, dass der Strauch damals reichlich Nutzung fand. In mittelalterlichen Kräuterbüchern findet man zahlreiche Rezepte.

Die Blüten galten als Heilmittel für Seitenstechen, Herz- und Magendrücken sowie Steinleiden. Aber auch als Abführmittel, bei der Blutreinigung, Magenkrämpfen, Husten, Wassersucht und Hautausschlägen fanden sie Verwendung. Den Saft aus den Beeren verwendete man bei Zahnfleischgeschwüren und Halsentzündungen. Schlehenmus galt als Stärkungsmittel nach Krankheiten.

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Geschichten

Erntezeit voraussagen: ‚Soviel Tag die Schlehe vor Georgi (24. April) blüht, soviel Tag vor Jakobi geht man zur Ernte.‘ Gab es viele Schlehen, so rechnete man mit einem strengen Winter.

Der Dornenstrauch soll auch vor Hexen geschützt haben. So wurde sie gerne als Umzäunung von Weiden und Höfen angepflanzt.

Auch Warzen sollte die Schlehe vertreiben, indem man eine Nacktschnecke auf einen Schlehdorn spießte und sagte: „Schneck, i tu di nit ins Grab, büß di Lebe am Dorn do ab. Wenn di Lebe isch entflohn sin mini Warzen au davon.“

Heute wird die Schlehe nicht mehr als Heilmittel verwendet. Die Blüten sollen aber als ein mildes Abführmittel Verwendung finden. Hauptsächlich findet man die Schlehe in der Herstellung von Likör und Mus.

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Wichtiger Hinweis

Bitte sammeln Sie nur so viele Pflanzenteile, wie Sie gerade benötigen. Das sichert einerseits noch eine spätere Ernte, das Weiterbestehen der Pflanze und auch Nahrung für Wildtiere. Da alle Pflanzen auch Arzneimittel sind, sollte man sich auskennen, bevor man beherzt zugreift. Von einer unbedachten Selbstmedikation ist abzuraten. Im Zweifelsfall konsultieren Sie immer erst einen Arzt.


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