Jeanette Becker

Der November ist da, Flora und Faune bereiten sich auf kalte Wintermonate vor. Das Laub fällt von den Bäumen, Bodenpflanzen sterben ab. Da denken vermutlich die wenigsten Menschen ans Kräutersammeln. Nicht so Kräuterpädagogin Jeanette Becker. Sie findet auch jetzt noch wertvolle Pflanzen in der Natur. So zum Beispiel Kapuzinerkresse, die bis zu den ersten Frösten noch in vielen Gärten der Region gedeiht. Becker stellt Ihnen die Pflanze mit den tollen Eigenschaften genauer vor.

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Wer bin ich und wo wachse ich?

Die Kapuzinerkresse stammt ursprünglich aus Mittel- und Südamerika. Peruanische Indianer haben die Blätter den Überlieferungen nach als Wundauflage bei schlecht heilenden Wunden verwendet. Von dort kam sie als Zierpflanze nach Europa. Ihr botanischer Name lautet Tropaeolum.

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Wunderschön und sehr buschig wächst sie in den Gärten. Sie braucht nicht viel um zu wachsen. Wo sie sich einmal niederlässt, kommt sie immer wieder. Sie klettert gerne und sucht sich ihren eigenen Weg. Wenn wir sie wachsen lassen, belohnt sie uns mit einer roten und gelben Blütenpracht vom Spätsommer bis in den Herbst. Die Pflanze ist jedoch frostempfindlich. Die Blätter sind rund und können teilweise bis zu zehn Zentimeter im Durchmesser groß werden. Gartenbesitzer werden es schon bemerkt haben: Schnecken kriechen zwar über die Blätter, fressen sie aber nicht.

Die Kresse wächst buschig
Die Kresse wächst buschig | Bild: Jeanette Becker

Der Grund: Kapuzinerkresse enthält als Fraßschutz Senfölglycoside. Der Wirkstoff ist in der Pflanzenzelle an Zucker gebunden. Wird die Zelle zerstört, wird die Zuckerverbindung gelöst, das Senföl freigesetzt. Der Fraßschutz wird aktiviert. Kapuzinerkresse schmeckt daher sehr scharf. Weil sie den Tieren nicht schmeckt, kann sie in unseren Gärten ungehemmt wachsen und uns für viele Anwendungsmöglichkeiten zur Seite stehen.

Diese Eigenschaft findet man bei vielen Kressearten, die zur Familie der Kreuzblütengewächse zählen.

Eine rote Blüte der Kapuzinerkresse.
Eine rote Blüte der Kapuzinerkresse. | Bild: Jeanette Becker

Wofür bin ich hilfreich und was ist bei mir zu beachten?

Die Kresse enthält neben den Senfölglycosiden auch Vitamine und Schwefelverbindungen, die unser Immunsystem unterstützen. Kapuzinerkresse hat antibakterielle, abwehrsteigernde Eigenschaften und wirkt pilzhemmend. In der Volksheilkunde gilt sie als blutreinigend. Wenn man jedoch zuviel davon isst, kann es zu Magenschleimhautreizungen oder auch Reaktionen der Nieren kommen. Man sollte daher die Kresse in Maßen verzehren. Allerdings würde einem wahrscheinlich vorher schon übel. Wer etwa zuviel Knoblauch auf einmal isst, kennt das bereits. Es kann auch zu einer Verminderung der Alkoholtoleranz kommen.

Eine gelb-rote Blüte der Kapuzinerkresse.
Eine gelb-rote Blüte der Kapuzinerkresse. | Bild: Jeanette Becker

Beim Zubereiten von Kapuzinerkresse sollte auf Erhitzen verzichtet werden. Dadurch werden die Wirkstoffe zerstört und die Wirkung geht verloren.

Sie sollten immer nur so viel Blätter ernten, wie sie auch benötigen.
Sie sollten immer nur so viel Blätter ernten, wie sie auch benötigen. | Bild: Jeanette Becker

Wie werde ich verarbeitet?

In der frischen Küche werden die zarten Blüten und Blätter verwendet. Die Stiele können für Tinkturen genutzt werden. Das ganze Kraut ist sehr saftig. Die Kresse ist nicht zum Trocknen oder für Tee geeignet.

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Die frischen Blätter schmecken klein gehackt im Salat oder mit Quark sehr gut. Für hübsche Garnituren eignen sich die Blüten, die ebenfalls essbar sind. Sie schmecken zudem nicht so scharf wie die Blätter, sondern eher süßlich. Die Knospen können wie Kapern in Essig eingelegt werden.

Die Kresse rankt über das Gitter. Die Knospen lassen sich toll als Kapern einlegen.
Die Kresse rankt über das Gitter. Die Knospen lassen sich toll als Kapern einlegen. | Bild: Jeanette Becker

Rezept für ein natürliches Antibiotikum

Wer seine Hausapotheke erweitern möchte, kann sich eine alkoholische Tinktur herstellen. Sie unterstützt das Immunsystem in der kalten Jahreszeit. Dazu sollten die geschnittenen Blätter, Blüten und Stiele in sauberen Gläsern für sechs Wochen in 40-prozentigem Alkohol angesetzt werden. Die Gläser in dieser Zeit täglich schwenken, danach abseihen und in Dunkelflaschen abfüllen. Ich benutze dafür Wodka, da er keinen starken Eigengeschmack hat.

Für ein natürliches Antibiotikum braucht man:

  • zwei saubere 0,5 Liter Gläser. Es eignen sich zum Beispiel leere Gurkengläser.
  • 70 Gramm Kapuzinerkresse, 50 Gramm Meerrettichwurzel gesäubert
  • drei Knoblauchzehen
  • zwei Chilis
  • 10 bis 20 Gramm Ingwer,
  • eine Flasche Wodka, 0,75 Liter

Alles wird zerkleinert in einem großen Schraubglas mit Alkohol aufgegossen. Sechs Wochen stehen lassen, abseihen und in Dunkelflaschen abfüllen.

Wichtiger Hinweis

Bitte sammeln Sie nur so viele Pflanzenteile, wie Sie gerade benötigen. Das sichert einerseits noch eine spätere Ernte, das Weiterbestehen der Pflanze und auch Nahrung für Wildtiere. Da alle Pflanzen auch Arzneimittel sind, sollte man sich auskennen, bevor man beherzt zugreift. Von einer unbedachten Selbstmedikation ist abzuraten. Im Zweifelsfall konsultieren Sie immer erst einen Arzt.

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