Jeanette Becker

Das Gartenschaumkraut (Cardamine hirsuta) und die Vogelmiere (Stellaria media) wachsen bereits im Januar bei Temperaturen um null Grad. Sie sind im Wald, auf der Wiese, an Wegrändern oder an Steinfugen zu finden. In den Gärten wird das ‚Unkraut‘ auch gerne entfernt. Zu unrecht, denn die Pflanzen können den Speiseplan bereichern. Heute schauen wir uns daher beide Pflanzen an, die voller Inhaltsstoffe stecken und die wir uns in der kalten Jahreszeit zunutze machen können.

Gartenschaumkraut

Beschreibung: Das Gartenschaumkraut gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse. Es wächst gerne an halblichten, leicht feuchten Standorten mit lehm-tonigem Boden. Das kann im Wald oder auch im Garten sein. In einem der letzten Kräuterportraits haben wir bereits berichtet, dass Kreuzblütengewächse sehr gesund und nur roh wirksam sind. Sie enthalten neben viel Vitamin C, Bitterstoffen und Mineralstoffen auch sogenannte Senfölglycoside, die dem Kraut den scharfen Geschmack geben.

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Der Stoff wird beim Zerstören der Zellen, zum Beispiel durch Kauen, freigesetzt. Wir kennen ihn schon von der Brunnenkresse oder anderen Kressearten. Dieser Stoff mobilisiert unser Immunsystem. Isst man zu viel davon, kann einem flau im Magen werden, weil die enthaltenen Senfölglycoside bei übermäßigem Verzehr die Magenschleimhaut reizen können. Das Kraut ist jedoch so klein, dass man eine ganze Menge davon sammeln müsste. Die sprichwörtliche „Hand voll“ ist in Ordnung.

Das Gartenschaumkraut fühlt sich an halblichten, leicht feuchten Standorten mit lehm-tonigem Boden wohl und kann bis zu 30 Zentimeter ...
Das Gartenschaumkraut fühlt sich an halblichten, leicht feuchten Standorten mit lehm-tonigem Boden wohl und kann bis zu 30 Zentimeter hoch werden. | Bild: Jeanette Becker

Aussehen und Wuchs: Es ist an den sehr kleinen rund gefiederten Blättchen erkennbar. Sie sind beim genaueren Hinsehen behaart, daher wird es auch ‚behaartes Schaumkraut‘ genannt. Die Kresse ist eine ausdauernde Pflanze. Es scheint als wachse die Pflanze rosettenartig. Ihre Stängel sind jedoch nur kreisförmig angeordnet. Sie sind niederliegend und bilden im 2. Jahr grundständige Blätter aus. Die Kresse blüht im März bis Mai weiß. Das Kraut kann bis 30 cm hoch werden. Die Blüten überragen die Pflanze dabei und sind selbst nur wenige Millimeter groß. Die Pflanze sorgt durch Samen für ihre Ausbreitung. Diese entwickeln sich in den Schötchen, die sich am Blütenstängel bilden und bis zu 2,5 cm groß werden. Sind die Samen reif, platzen die Schötchen und die Samen werden durch Wind oder vorbeistreifende Tiere herausgeschüttelt.

Das Gartenschaumkraut fühlt sich an halblichten, leicht feuchten Standorten mit lehm-tonigem Boden wohl und kann bis zu 30 Zentimeter ...
Das Gartenschaumkraut fühlt sich an halblichten, leicht feuchten Standorten mit lehm-tonigem Boden wohl und kann bis zu 30 Zentimeter hoch werden. | Bild: Jeanette Becker

Sammeln und verwenden: Die Samen können gesammelt werden. Hier sind die Senfölglycoside stark konzentriert. Zum Würzen von kalten Speisen oder Salatsoßen sind sie zermahlen gut geeignet. Wer gerne Keimlinge zieht, kann sie natürlich auch keimen lassen und dann genießen. Jetzt im Winter pflücken wir nach Bedarf die kleinen Fiederblättchen und verwenden das Kraut frisch gehackt in Kräuterquark, Kräuterbutter, Kräuterpesto oder als ganzes Kraut als Salatbeigabe. Auf Butterbrot gestreut schmeckt es ebenfalls lecker.

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Vogelmiere

Beschreibung: Die Vogelmiere gehört zur Familie der Nelkengewächse. Sie hat stark verästelte Stängel, die einreihig behaart sind. Die Blätter sind sattgrün und spitz-eiförmig. Es stehen sich jeweils zwei Blätter gegenüber. Die Vogelmiere wächst flächig bis 30 Zentimeter pro Pflanze und bildet kleine weiße Blüten. Sie blüht das ganze Jahr hindurch. Durch ihre flächige Wuchsform erkennt man die einzelnen Pflanzen kaum. Im Winter ist sie sehr gut zu erkennen, weil ansonsten sehr wenig wächst. Sie ist fast überall zu finden: im Wald, an Wegrändern, auf Schuttplätzen, im Garten. Die Vogelmiere ist auch eine kleine Wetterstation. Wenn man eine blühende Pflanze vorfindet, scheint in den nächsten Stunden die Sonne. Die Miere enthält viel Calcium, Kalium, Magnesium, Eisen, Zink, Vitamin B und C, Mineralstoffe, Saponine und Spurenelemente. Der Vitamin C-Gehalt ist sechs Mal höher als im Kopfsalat.

Die Vogelmiere ist eine kleine Wetterstation: Wenn man eine blühende Pflanze entdeckt, soll bald die Sonne scheinen.
Die Vogelmiere ist eine kleine Wetterstation: Wenn man eine blühende Pflanze entdeckt, soll bald die Sonne scheinen. | Bild: Jeanette Becker

Verwendung: Kalium wirkt auf das Herz, daher sollte hier erst ein Arzt hinzugezogen werden. Sebastian Kneipp hat die Vogelmiere in der Volksmedizin bei Lungen-, Bronchien-, Nieren- und Blasenerkrankungen eingesetzt. Er nannte sie „Hühnerdarm“ wegen dem feinen Wuchs. Die Saponine wirken schleimlösend. Mit einer abgekühlten Abkochung des Krauts können Augenwaschungen bei Entzündungen vorgenommen werden. Sie findet auch etwa bei Hautausschlägen, Verbrennungen und Schürfwunden Einsatz. In der Homöopathie findet sie bei Leberbeschwerden und Rheuma Verwendung. Das Frühjahr lädt manchen ein, seinen Körper von innen wieder zu stärken, dazu ist dieses Kraut auch geeignet. Es eignet sich zur Unterstützung der Reinigung und Kräftigung des Organismus. In der Küche schmeckt das Kraut als Garnitur von Fleischgerichten und als Suppengrün. Der Geschmack erinnert an Kopfsalat.

Die Vogelmiere wächst flächig bis 30 Zentimeter pro Pflanze.
Die Vogelmiere wächst flächig bis 30 Zentimeter pro Pflanze. | Bild: Jeanette Becker

Wichtiger Hinweis

Bitte sammeln Sie nur so viele Pflanzenteile, wie Sie gerade benötigen. Das sichert einerseits noch eine spätere Ernte, das Weiterbestehen der Pflanze und auch Nahrung für Wildtiere. Da alle Pflanzen auch Arzneimittel sind, sollte man sich auskennen, bevor man beherzt zugreift. Von einer unbedachten Selbstmedikation ist abzuraten. Im Zweifelsfall konsultieren Sie immer erst einen Arzt.

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