Wenn Werner Biselli und seine Frau Heidi auf ihrer hübschen, blumendekorierten Veranda sitzen, haben sie in Blickrichtung Osten die Umrisse einer riesigen Solaranlage vor Augen. Aufgeständerte Photovoltaik-Paneele ziehen sich dort, wo früher landwirtschaftliche Felder lagen, in schier endlosen Bahnen viele hundert Meter bis an den Waldrand. Solarmodule auf fast zehn Hektar, die hier in den vergangenen Monaten montiert wurden.

Das Heimatgefühl und Wohlbefinden am Spitalhof 12 hat sich für das Ehepaar dadurch nicht geändert. Heidi Biselli, die hier, im ländlichen Idyll bei Pfaffenweiler, aufgewachsen ist, wundert sich selbst. „Für mich ist der Anblick überhaupt nicht störend“, sagt sie.

Ein langer Weg ist zu Ende

Ebenso ergeht es ihrem Mann, der das Projekt fast drei Jahre lang mit viel Idealismus und Elan vorangetrieben hat, um damit seine Vision einer klimafreundlichen Energiegewinnung im Einklang mit dem Naturschutz zu realisieren.

Werner und Heidi Biselli auf ihrer Veranda.
Werner und Heidi Biselli auf ihrer Veranda. | Bild: Stadler, Eberhard

„Ich habe mich in meinem Leben selten so stark mit etwas identifiziert wie hier“, sagt der pensionierte Kripo-Beamte. In seiner Stimme liegt große Zufriedenheit. Denn der Weg war lang und mit Widerständen und Rückschlägen gepflastert. Doch jetzt ist es geschafft.

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Nach fast drei Jahre Vorbereitung, Planung, Diskussionen und Bautätigkeit ist der Solarpark auf dem Grund der Bisellis fertig gebaut. Er liefert bereits Strom aus Sonnenenergie ins öffentliche Stromnetz.

Heidi Biselli kann es noch gar nicht richtig fassen, dass das „lange Hickhack“ um die Anlage jetzt wirklich vorbei ist. Wenn ihr Mann zurückschaut, spricht er von „einem ständigen Auf und Ab“ in den vergangenen drei Jahre.

Ein Nachbar, der massiv Stimmung gegen das Vorhaben machte, kontroverse politische Debatten und Querschüsse im Gemeinderat, dies alles hat das Ehepaar zeitweise sehr belastet.

Dem Ortschaftsrat dankbar

Auf der anderen Seite wussten die Bisellis immer den Ortschaftsrat von Pfaffenweiler mit einer überwältigenden Mehrheit hinter sich. Werner Biselli vermerkt es im Rückblick mit Dankbarkeit. „Wie kompetent die Ortschaftsräte sich in das Thema eingearbeitet haben, war einmalig. Die habe ich wirklich bewundert“, sagt er.

Blick auf den Solarpark von Osten, im Hintergrund die Häuser der Spitalhöfe 11 und 12.
Blick auf den Solarpark von Osten, im Hintergrund die Häuser der Spitalhöfe 11 und 12. | Bild: Stadler, Eberhard

Ein weiterer großer Lichtblick für die Bisellis war die Zusammenarbeit mit dem Investor, der Firma BayWa r.e. Solar Projects GmbH aus München, ein Tochterunternehmen der Baywa AG. Das Unternehmen bezeichnet sich als ein weltweit führender Entwickler, Dienstleister, PV-Großhändler und Anbieter von Energielösungen im Bereich der erneuerbaren Energien.

Bei den Bisellis hat das Unternehmen einen sehr guten Eindruck hinterlassen. „Wir sind rundum zufrieden mit dem Investor. Wenn wir einen Wunsch hatten, haben die ihn umgesetzt“, bringt es Werner Biselli auf den Punkt. Die Ängste, die geschürt wurden, dass die Bautätigkeit zerfurchte Äcker und Böden hinterlässt, haben sich nicht bewahrheitet. Das Bauteam, lobt Biselli, habe tolle Arbeit geleistet.

Ein Vorzeigeprojekt für die Beteiligten

Herausgekommen ist für ihn, und sicherlich auch für den Investor, ein Vorzeigeprojekt. Die Baywa hat die Fertigstellung der Anlage in zahlreichen Fachzeitschriften vermeldet.

In den Containern befindet sich wichtige Technik der Anlage. Ein Transformator sowie im Hintergrund der Batteriespeicher.
In den Containern befindet sich wichtige Technik der Anlage. Ein Transformator sowie im Hintergrund der Batteriespeicher. | Bild: Stadler, Eberhard

In der Kombination von Solarpark mit Batteriespeicher, die durch die Innovationsausschreibung der Bundesnetzagentur gefördert wurde, handelt es sich um eine der ersten Anlagen dieser Art in Baden-Württemberg überhaupt. „Im Endergebnis haben wir jetzt eine hochmoderne Anlage mit neuester Speichertechnologie und einem Höchstmaß an Biodiversität“, freut sich Werner Biselli.

Biodiversität, etwas für die Natur tun: Das war dem Ehepaar eine Herzensangelegenheit bei diesem Projekt. Die Bisellis sind begeistert, wie der Investor ihren Wunsch umgesetzt hat. In professioneller Zusammenarbeit mit einem Planungsbüro wurden neue Blühflächen angelegt und Steinhaufen aufgeschüttet für sogenannte „Eidechsenhotels“.

In Grünstreifen mit Bäumen sowie hunderten von Sträuchern und Hecken wurde entlang des Solarparks angelegt.
In Grünstreifen mit Bäumen sowie hunderten von Sträuchern und Hecken wurde entlang des Solarparks angelegt. | Bild: Stadler, Eberhard

Und auf der gesamten Länge der Anlage wurden mit Sichtrichtung zur Durchgangsstraße rund 20 Obstbäume sowie mehrere hundert Hecken und Sträucher neu gepflanzt. Artenvielfalt pur.

Viele Bäume und Sträucher gepflanzt

Diese Bepflanzung wird nicht nur dafür sorgen, dass der Schutzzaun um den Solarpark sowie die gesamte Anlage in wenigen Jahren hinter einem grünen Blättervorhang verschwinden wird. Sie sorgt auch dafür, dass neue Lebensräume für Pflanzen, Insekten, Falter, Kleinsäuger und Vögel entstehen werden.

Schulkinder auf Pfaffenweiler haben bereits Nistkästen für Vögel gebaut. Sie wurden bereits am Zaun des Solarparks installiert.
Schulkinder auf Pfaffenweiler haben bereits Nistkästen für Vögel gebaut. Sie wurden bereits am Zaun des Solarparks installiert. | Bild: Stadler, Eberhard

Die Blühinseln verbessern die Artenvielfalt auf den Solarparkflächen und erhöhen die Anzahl bestäubender Insekten, wie etwa der Wildbienen. Dies soll sich auch positiv auf benachbarte landwirtschaftlich genutzte Flächen auswirken.

Die Förderung des Insektenreichtums sichert gleichzeitig auch die Nahrungsquelle für viele Brutvogelarten. Auch der direkt angrenzende Imker mit 30 Bienenvölkern dürfte stark profitieren.

Von der Klasse 3c der Naturparkschule Pfaffenweiler hat Werner Biselli bereits Unterstützung für diese Öko-Maßnahmen bekommen. Die Schüler haben 15 Vogelnistkästen gebaut und bemalt. Gemeinsam wurden sie bereits am Zaun des Solarparks montiert. Ein Engagement von Schulklassen, das Biselli auch in Zukunft fördern will.

Diese Nistkästen für die Vögel fertigten Kinder der Klasse 3c aus Pfaffenweiler für den Solarpark. Da werden sich die Vögel wirklich ...
Diese Nistkästen für die Vögel fertigten Kinder der Klasse 3c aus Pfaffenweiler für den Solarpark. Da werden sich die Vögel wirklich wohl fühlen. | Bild: Werner Biselli

Schafbeweidung bereits begonnen

Ein weiterer Eckpfeiler des Öko-Projekts ist eine Nutzung der Flächen durch Schafe. Bis vor kurzem weideten mehrere Wochen lang rund 120 Tiere eines Schwarzwaldschäfers zwischen den Ständern der Solarmodule. Inzwischen sind sie weitergezogen.

Doch nächstes Jahr, da soll die Beweidung richtig starten. Mit rund 200 Tieren, vielleicht sogar ganzjährig. Ein ideales Terrain für die Tiere: Die Anlage ist eingezäunt, unter den Solarmodulen finden die Schafe Schutz vor Hitze, Regen und Kälte.

Schafe weiden zwischen den aufgeständerten Solarmodulen. Die Tiere sind inzwischen weitergezogen. Im nächsten Jahr soll die Beweidung ...
Schafe weiden zwischen den aufgeständerten Solarmodulen. Die Tiere sind inzwischen weitergezogen. Im nächsten Jahr soll die Beweidung intensiviert werden. | Bild: Stadler, Eberhard

Diese extensive Grünlandnutzung mit Schafen dient dem Schutz, der Pflege und der Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft. Während der 20-jährigen Laufzeit der Anlage wird auf Düngung und den Einsatz von Herbiziden verzichtet, der Boden kann sich erholen. Die ehemaligen Ackerflächen wurden bereits vollständig mit einer Kräuter-Blumen-Mischung, einem so genannten Bergwiesendrusch, begrünt: Einer gebietsheimischen, standortgerechten und naturraumtypischen Saat.

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Das Gesamtpaket, sagt Werner Biselli mit Genugtuung, sei für Artenvielfalt und Biodiversität der ehemaligen landwirtschaftlichen Felder „eine echte Aufwertung“. Und damit möchte er es nicht bewenden lassen. Ein paar weitere Ideen hat er bereits im Hinterkopf.

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