Die Welt wird immer wärmer und die Auswirkungen sind spürbar. Der VS-Wald muss sich dem Klima anpassen. Zahlreiche Fichten und andere Bäume sind den veränderten Bedingungen bereits zum Opfer gefallen. Borkenkäfer haben leichteres Spiel, wenn Bäume zu wenig Wasser haben und die Winter milde ausfallen. Wer in Waldgebieten der Region unterwegs ist, muss nicht lange suchen, um bereits abgestorbene Bäume zu entdecken.

Daher ist man in vielen Forstgebieten auf der Suche nach Möglichkeiten, dem Wald mit wärme- und trockenheitsresitenten Baumarten unter die Arme zu greifen und den natürlichen Wandel zu unterstützen und zu lenken. Dabei spielen natürlich auch Faktoren wie Umweltschutz, Wirtschaftlichkeit und die spätere Nutzbarkeit des wertvollen Rohstoffes Holz eine wesentliche Rolle.

Im Zusammenhang mit solchen Überlegungen fand im VS-Wald im Frühjahr 2021 ein Pflanzversuch im Rahmen der Abschlussarbeit von Sarah Löffler aus Unterkirnach statt, die Forstwirtschaft in Rottenburg studiert. 1200 junge Douglasien wurden dabei auf der gerodeten Schneise der gescheiterten B523-Anbindung angepflanzt. Insgesamt 2,7 Hektar Fläche mussten dort wieder aufgeforstet werden.
Auf dem etwa einen Hektar großen Teilstück wurden 400 Bäume konventionell gepflanzt, 400 Stück zusammen mit jeweils 1,5 Litern Hydrogel im Pflanzloch, das zuvor aus einem Granulat und Wasser angerührt wurde. 400 Douglasien erhielten im Pflanzloch eine kleine Tablette mit auf den Weg, die sich durch Niederschläge mit 180 Millilitern Wasser vollsaugen kann.

Der Versuch sollte zeigen, welche Auswirkungen Hydrogel und Pflanztabletten auf das Anwachsen und das Wurzelwachstum von jungen Bäumen haben. Douglasien würden mit Trockenheit besser zurechtkommen als beispielsweise Fichten, erklärt VS-Forstamtsleiter Tobias Kühn. Allerdings, so der Fachmann, erst im späteren Leben. In den ersten Jahren seien die jungen Bäume empfindlich.
Erste Erkenntnisse
Die künstlichen Wasserreservoirs sollten den Bäumen über diese kritische Zeit hinweg sowie beim Anwachsen helfen, so die Annahme der Beteiligten, vor allem in Anbetracht einiger sehr trockenen Jahre zuvor. Und konnte diese Annahme bestätigt werden? „Nein“, teilt Tobias Kühn mit. Eher das Gegenteil ist eingetreten. „Die Bäume, die mit Hydrogel gepflanzt wurde, haben das schlechteste Ergebnis“, führt Kühn weiter aus.

Knapp davor platziert landete die konventionelle Methode, aber auch hier haben es zahlreiche Jungpflanzen nicht geschafft. Am erfolgreichsten schnitten noch die mit Tabletten gepflanzten Bäume ab. Ausfälle gab es unter dem Strich aber bei allen drei Methoden. Wie kann das sein?
Tobias Kühn hat gleich mehrere Erklärungen dafür: „Ausgerechnet im vergangenen Jahr war es außergewöhnlich nass“, blickt er zurück. Es könnte also sein, dass die Jungpflanzen durch das Hydrogel zu viel Wasser abbekommen haben und deshalb nicht überlebt haben.
Neben dem Ausreißer bei den Niederschlägen aus der Langfrist-Wetterkurve sei auch der Standort nicht optimal. „Wir haben hier tonreichen Boden. Wasser ist darin stark gebunden und es gibt wenig Sauerstoff“, erklärt der Forstamtsleiter.

So geht es weiter
Und welche Schlüsse werden aus dem Versuch jetzt gezogen? Erneute und größer angelegte Versuche mit Hydrogel oder Tabletten seien derzeit erst einmal nicht geplant, so Kühn. Ausschließen will er weitere Versuche aber nicht. Diese kann sich der Amtsleiter an anderen Standorten gut vorstellen, zum Beispiel an Südhängen, die schnell austrocknen. Dort könnten Hydrogel und Pflanztabletten ihre Vorteile vielleicht besser unter Beweis stellen.

Die Ausfälle auf dem Versuchsfeld werden vom Forstamt nun ersetzt. Auf den restlichen Flächen im Bereich der Zubringerschneise wurde bereits konventionell aufgeforstet, zum Beispiel mit Eichen, Kirsch- und Nussbäume sowie mit Weißtannen. Auch solche Pflanzungen sind quasi ein Versuch im Rennen gegen den Klimawandel und dabei, den VS-Wald widerstandsfähiger zu machen. Welche Baumarten sich dabei bewähren, kann jedoch erst in einigen Jahren beantwortet werden.
Weitere Löschtümpel
2021 gab es zudem ein weiteres Forschungsprojekt eines Studenten. Dabei ging es um kleine Seen und Tümpel, die im VS-Wald angelegt werden. Hintergrund dieser Idee ist, bei Waldbränden immer Löschwasser parat zu haben. Nicht abwegig, denn die Kurve bei kleineren Waldbrände steigt sei Jahren an. „Mittlerweile gibt es zwei solcher Tümpel“, erzählt Kühn, „einen im Germanswald und einen im Bereich Langenmoos.“
Um diese anzulegen und sicherzustellen, dass sie nicht trocken fallen, wurden erst geeignete Standorte gesucht und dann Entwässerungswege angezapft, um zuverlässig Wasser in Richtung der Tümpeln zu lenken. Weitere solche Wasserstellen seien angedacht und der Gemeinderat habe bereits weitere Gelder dafür bewilligt, so Kühn weiter.
Neben ihrer eigentlichen Funktion, für Löschwasser zu sorgen, können die Wasserbereiche auch für die Bewässerung junger Bäume genutzt werden. Außerdem sind sie ein wichtiger Lebensraum für Amphibien und andere Tiere.