Da staunten die Waldarbeiter nicht schlecht: Vor Kurzem wurde im Villinger Stadtwald sechs Betondolen gestohlen. Große Röhren, durch die zum Beispiel Abwasser fließt. Im Wald dienen sie dazu, Gräben entlang von Wegen zu stabilisieren, damit bei der Waldarbeit mit schwerem Arbeitsgerät darüber gefahren werden kann.
Drei Meter lang, 400 Kilo schwer
Sechs Röhren, drei Meter lang und jeweils rund 400 Kilo schwer, sind verschwunden. Vier aus dem Germanswald, zwei in Obereschach, farbig markiert mit „VS 05“. Eine Aktion, die man nicht so nebenbei über die Bühne bringt, wie Forstamtsleiter Tobias Kühn sagt. „Da muss jemand mit einem Kranladewagen vorgefahren sein. Das schafft man nicht mit einem normalen Auto.“

Ob die Diebe mit den Dolen unbedingt Freude haben, sei dahingestellt. „Wir nehmen für den Wald meist zweite Wahl, die Dolen müssen für unsere Zwecke ja nicht unbedingt dicht sein“, sagt Kühn. Und fügt hinzu: „Schließlich läuft da ja kein stinkendes Abwasser durch.“
Energiepreise im Aufwind
Diebstahl im Stadtwald, vor allem von Brennholz – für den Forstamtsleiter ein durchaus bekanntes Thema. In anderen Ländern gehe man bereits dazu über, Holzpolter mit GPS-Sendern auszustatten, um sie bei Diebstahl orten zu können. Kühn rechnet schon jetzt damit, dass sich das Problem auch im Stadtwald durch steigende Energiepreise verschärft. Aus Russland und der Ukraine komme seit Kriegsbeginn nichts mehr, und Deutschland könne den Brennholzbedarf nicht alleine decken.
„Die Leute haben Sorge, ob sie sich im Winter das Heizen noch leisten können.“Tobias Kühn über die gestiegen Brennholznachfrage
Eine neue Entwicklung: Während das Interesse an Brennholz in den vergangenen Jahren gefühlt stagniert habe, spüre man nun seitens der Kunden eine starke Nachfrage. „Gerade in den letzten sechs Wochen hat das enorm zugenommen“, berichtet Kühn aus der Praxis. „Die Leute haben Sorge, ob sie sich im Winter das Heizen noch leisten können.“ Ein Holzpolter mit fünf Raummetern Holz koste aktuell zwischen 150 und 250 Euro. Ein Raummeter entspricht dabei einem Kubikmeter gestapeltem Holz; also einem Würfel mit einer Seitenlänge von einem Meter.
Holz nicht im Wald liegen lassen
Den Kunden rät das Forstamt vor allem eines: Das Holz nach dem Kauf am besten sofort abzufahren. Das schützt nicht nur vor Diebstahl, sondern spart auch bare Heizkosten. Denn je feuchter das Holz ist, desto geringer ist auch sein Brennwert.
Noch ist genug Holz da
Im Moment sieht Kühn die Brennholzkäufer noch gut versorgt. „Wir haben ein paar Hiebe umgesteuert, so dass wir die Nachfrage auf gewohntem Niveau bedienen können.“ Bei deutlichen Preissteigerungen müsste man dann auf die höherwertigen Sortimente zurückgreifen.
Brennholz ist in der Regel das am wenigsten wertige Holz mit vielen Ästen. Holz aus der nächsten Qualitätsstufe ab einem Durchmesser von 45 Zentimetern werde normalerweise zur Dämmung verwendet. Papierholz sei ganz ohne Fehler – doch auch das könne man zur Not als Brennholz verkaufen.