Dass sich Tauben auf Hausdächern unter einer Solaranlage einnisten, wird für eine wachsende Zahl von Hausbesitzern zum Problem. Denn wie wird man die Stadttauben, die sich unter den schützenden Modulen im Laufe der Zeit immer stärker vermehren, wieder los?
Eines vorweg: Das kann teuer und nervenaufreibend werden. In solchen Fällen ist sachkundige Hilfe Gold wert. Und diese bietet der Verein Stadttaubenhilfe Villingen-Schwenningen. Das Beste dabei: Die Hilfe ist ehrenamtlich und unentgeltlich.
Seit rund 15 Jahren kümmert sich eine Handvoll zupackender Tierschützer in Villingen-Schwenningen darum, die ungebremste Vermehrung von Stadttauben mit tierschutzkonformen Maßnahmen in den Griff zu bekommen. Mit der Einrichtung des ersten Taubenhauses am Oberen Tor in Villingen sind die ehrenamtlichen Helfer auf diesem Weg einen großen Schritt vorangekommen.
Was ihnen aber immer häufiger begegnet, ist die Entstehung neuer Taubenkolonien unter den Modulen von Photovoltaik-Anlagen auf Hausdächern. Die bieten den Stadttauben und ihrem Nachwuchs häufig einen perfekten Unterschlupf.
Immer mehr Einsätze auf Dächern
„Allein letztes Jahr haben wir sieben Photovoltaik-Anlagen auf Dächern von Tauben geräumt“, berichtet Thorsten Kuchenbecker, der sich seit 16 Jahren in der Taubenhilfe engagiert.

Die Arbeitseinsätze häufen sich: Zum einen, weil sich die gute Arbeit der Helfer herumgesprochen hat. Zum anderen, weil immer mehr Tauben-Nistplätze in den alten Gebäuden in den Innenstädten geschlossen werden.
Die vertriebenen Tauben suchten sich dann ein neues, sicheres Plätzchen. Da bieten sich auf Dächern montierte PV-Anlagen, die den Vögeln im Hohlraum zwischen den Ziegeln und den Solar-Modulen einen sicheren Schutz gewähren, geradezu an.
Das Problem sind die Stadttauben
Wilde Tauben, so erläutert der Taubenexperte, sind für Hausbesitzer nicht das Problem. Diese bilden keine Populationen. Anders die Stadttauben, die Nachfahren von Zucht- und Brieftauben. Haben die sich einmal in einem Dach eingenistet, vermehren sie sich von Jahr zu Jahr. Unter PV-Anlagen finden sich manchmal Nester mit 50 Tauben oder mehr.

Tauben machen Lärm, jede Menge Dreck und Kot. Die Folgen sind in der Regel genervte Mieter, frustrierte Hauseigentümer und hilflose Handwerker. Sind die Tauben erst einmal unter der PV-Anlage, wird es schwierig, sie dort wieder wegzubekommen.
Vergrämung muss tierschutzkonform sein
Vor allem: „Die Vergrämung der Tiere muss tierschutzkonform erfolgen“, betont Taubenexperte Thorsten Kuchenbecker. So fordert es nicht nur das Mitgefühl, sondern auch das Gesetz.
Das bedeutet, dass unter den Solar-Paneelen alles abgesucht, Eier und Küken geborgen und anschließend weiter versorgt werden müssen. Auch die Altvögel müssen unter ihrem schützenden Dach heraus gescheucht werden, bevor die Solaranlage verschlossen werden kann. Ein insgesamt aufwändiges Unterfangen.
Wenn Tauben qualvoll verenden
Kein Wunder, dass die Ehrenamtlichen der Taubenhilfe immer wieder krasse Verstöße feststellen. „Leider behaupten manche Handwerker bei solchen Verschließungen, dass keine Tiere darunter sind und machen einfach zu“, schildert Kuchenbecker. Die Vögel sind dann in einem Verlies ohne Ausgang und verenden qualvoll.
PV-Anlage gleich bei der Installation abdichten
Solche Tierdramen auf dem Dach müssen nicht sein. Die Tierschützer appellieren an Hausbesitzer, eine PV-Anlage auf dem Dach gleich bei ihrer Installation abdichten zu lassen, damit sich keine Stadttauben einnisten können. Die Mehrkosten sind überschaubar und nichts gegen den Ärger, der dann blüht, wenn sich eine Taubenkolonie gebildet hat.
Wenn aber eine frühzeitige Schutzmaßnahme versäumt wurde und sich tatsächlich Taubenärger zusammenbraut, stehen die ehrenamtlichen Tierschützer von der Taubenhilfe den betroffenen Hauseigentümern gerne mit Rat und Tat zur Seite. Doch ohne Handwerker geht es dann meistens nicht.
Zusammenspiel mit Handwerkern
„Im Idealfall arbeiten wir mit den Handwerkern zusammen“, schildert Kuchenbecker das Zusammenspiel. Die Tierschützer vertreiben die Altvögel unter den Solarmodulen, bergen mit Keschern die Jungvögel, entfernen Kot und alles Nistmaterial und passen auf, dass die Tauben währenddessen nicht wieder an anderer Stelle unter die PV-Anlage schlüpfen. Derweil machen Handwerker mit schienenartigen Schiebe-Elementen die Anlage auf allen vier Seiten dicht.
„Wir machen das gerne und ehrenamtlich und ohne großes Tamtam“, unterstreicht Tierschützer Thorsten Kuchenbecker. Betroffene Hausbesitzer sollten keine Scheu haben, die Taubenhilfe zu verständigten. Alle seien bisher froh gewesen, wenn sie sachkundige Unterstützung bekommen konnten. „In den meisten Fällen machen die Leute mit und wir kommen in einer gemeinsamen Aktion am Ende gut raus“, so das Fazit.