Hat die Polizei einen großen Fehler begangen, als entschieden wurde, auf Videoüberwachung zur Fastnacht auf der Färberstraße zu verzichten? „Mit der Absage der Umzüge war die Videoüberwachung obsolet“, sagte am Dienstag vor der Fasnet ein Polizeisprecher des Präsidiums. Eine Aussage, die für viele so klingt, als wären die Umzugsteilnehmer das Problem.

Traditionsfastnachter sind hier nicht das Problem

Tatsächlich sind es nicht die Brauchtums-Fastnachter, die hier aus dem Rahmen fallen. Viele junge Leute sorgten ab 20 Uhr für viel Bewegung auf der Kneipenmeile.

Fastnachts-Zeit als Treffpunkt: Mit der traditionellen Fastnacht haben die Färberstraßen-Probleme nichts zu tun.
Fastnachts-Zeit als Treffpunkt: Mit der traditionellen Fastnacht haben die Färberstraßen-Probleme nichts zu tun. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Die Polizei habe ihr Möglichstes getan, um die Szene zu beruhigen. Allein sieben Streifenwagenbesatzungen des Polizeireviers Villingen seien in der Nacht zu Freitag im Bereich der Färberstraße eingesetzt gewesen, bilanziert Dieter Popp die erste Färberstraßennacht zur Narretei 2022.

Der Unterschied zwischen V und S

Das war aber längst nicht alles, was die Polizei an Kräften aufgeboten hatte: Mitglieder des Präsidiums Einsatz seien zusätzlich zur Verstärkung in Villingen gewesen. „In Schwenningen? Da war gar nichts“, beantwortete Popp eine entsprechende Frage und betonte, dass sich die Umtriebe auf den Innenstadt-Abschnitt zwischen Rietstraße und Gefängnis konzentriert hätten. Immer wieder sei das Partyvolk auch in Seitengassen ausgewichen, führte Dieter Popp am Freitagmorgen weiter aus.

Auch Kräfte der Stadt-Polizei VS sind unterwegs. Sie arbeiten in der Nacht mit der Landespolizei Hand in Hand in der Villinger Färberstraße.
Auch Kräfte der Stadt-Polizei VS sind unterwegs. Sie arbeiten in der Nacht mit der Landespolizei Hand in Hand in der Villinger Färberstraße. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Die Bilanz der Polizeibehörde: Wie früher, in dunkelsten Zeiten der Kneipenmeile, sei „die Färberstraße teilweise mit Glasscherben übersät gewesen“, so Dieter Popp. Zeiten, die in Villingen eigentlich als überwunden galten. Den Scherbenteppich produzierten die Feiernden durch das Wegwerfen von mitgebrachten Getränkeflaschen, längst nicht jeder, der in der Färberstraße auf dem Bordstein sitzt und trinkt, ist ein Kneipenkunde. Die Straße ist Treffpunkt für erwachsene junge Menschen, die schon tagsüber in die Stadt strömten.

Nicht alle blieben auf freiem Fuß

Die Problemgruppe wird von der Polizei mit „rund 400 stark alkoholisierten Menschen“ beschrieben. Insgesamt sollen an die 1000 Menschen am Abend in der Innenstadt unterwegs gewesen sein, viele davon auch friedlich. Allerdings: „Wir haben zwei Personen in Gewahrsam genommen, wir mussten in dieser Nacht eine Körperverletzung und einen tätlichen Angriff bearbeiten“, fasst Popp zusammen.

Die Idylle einer mondbeschienen Nacht in der Innenstadt. gegen Mitternacht geht es auch am Latschariplatz noch hoch her.
Die Idylle einer mondbeschienen Nacht in der Innenstadt. gegen Mitternacht geht es auch am Latschariplatz noch hoch her. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Er ergänzt: „Es kam zu zahlreichen Platzverweisen“, die Beamten vor Ort hätten trotz hoher Präsenz auf dem Straßenabschnitt offenbar nicht auf alle Anwesenden regulierend einwirken können. Popp führt dies angesichts der geballten Vorfälle in der Nacht auf enthemmtes Verhalten durch Alkohol zurück.

Dutzende von Einsatzkräften sind in der Färberstraße in der Nacht zu Freitag.
Dutzende von Einsatzkräften sind in der Färberstraße in der Nacht zu Freitag. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Nach Informationen dieser Redaktion war die Polizei auch mit Zivilkräften im Einsatz. Es wird von den Beamten erwartet, dass sich die Lage zum Wochenende alles andere als entspannen wird.

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Die Wetterlage wird sich nach den Freitagsniederschlägen mit Regen und etwas Schnee zu Samstag, Sonntag und Montag deutlich verbessern, heißt es. Die Einsatz-Intensität habe in den Morgenstunden des Freitags nachgelassen. „Bis gegen 5 Uhr“ seien die Ordnungshüter allerdings in starker Anzahl im Einsatz gewesen, so Dieter Popp vom Polizeipräsidium abschließend.

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