Auf der Gemarkung der Stadt Villingen-Schwenningen steht der größte Stadtwald Baden-Württembergs. Wer solche Rekorde hält, tut gut daran, Neuerungen im Bereich der Waldwirtschaft aufzunehmen und entsprechende Konzepte umzusetzen. Welche neuen Ansätze es gibt, zeigte sich bei einem Besuch des Ministers für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk.
Villingen-Schwenningen ist weiter als andere
So haben Forschungen der letzten Jahre ergeben, dass die Bedeutung des Waldes als Wasserspeicher bis eher ungenügend beachtet wurde. Das ändert sich derzeit.
„VS ist vorne mit dabei“, sagte Heike Puhlmann, Leiterin der Abteilung Boden und Umwelt der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) beim Ortstermin im Villinger Wald.
„Der Stadtwald Villingen-Schwenningen geht vorbildlich voran“, so der Minister. Was er damit meint, sind die elf Weiher, die mit städtischen Mitteln und finanzieller Unterstützung des Landes in den letzten Jahren im VS-Stadtwald angelegt wurden.

Was Waldgewässer bewirken
Gewässer dieser Art gelten als wahre Multitalente: Sie sind dann segensreich, wenn es starke Regenfälle gibt, was in den vergangenen Jahren häufiger vorkommt. Sie sind aber auch dann hilfreich, wenn wieder einmal wochenlang kein Tropfen Regen vom Himmel fällt.
Elf Teiche geschaffen, weitere können folgen
Tobias Kühn, Leiter des Forstamts Villingen-Schwenningen, zeigt auf einer Karte, wo diese Tümpel und Teiche geschaffen wurden. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Villinger Gemarkung, weil die Bodenbeschaffenheit des Schwenninger Waldes weniger zum Speichern des Wasser geeignet ist.
Kühn sieht darüber hinaus noch viel Potenzial, was die Anzahl dieser Gewässer betrifft. „50 bis 100 sind durchaus denkbar“, sagt der Förster und blickt dabei aber auf Oberbürgermeister Jürgen Roth, der in den Haushaltsberatungen gemeinsam mit dem Gemeinderat die dafür notwendigen Gelder freigeben muss. Roth sieht in dieser Frage keine großen Probleme. „Diesen guten Argumenten kann sich niemand verschließen“, sagt er und würdigt dabei die Nachhaltigkeit des Projekts.

Maßnahmen sind nicht teuer
Seine Zustimmung dürfte auch damit zu tun haben, dass die Maßnahmen nicht sonderlich teuer sind. So kostet das Ausbaggern der Gewässer nach Auskunft Kühns nur eine vierstellige Summe, der Bewuchs wird weitgehend der Natur überlassen.
Bei einem größeren Teich, wo die Delegation um Haug und die Forstexperten Station gemacht hat, fällt auf, dass dort bereits die typischen Wasserpflanzen gedeihen, ohne dass es dafür eines menschlichen Eingriffs bedurfte.
Heike Puhlmann von der FVA erkennt eine gute Entwicklung. „Wir können ein Umdenken im Forst beobachten“, sagt sie. Weg von der Maxime „Wasser schnell raus aus dem Wald“ hin zu Bemühungen, das Wasser als kostbares Gut so lange wie möglich im Wald zurückzuhalten. Schon länger setzen sich die FVA-Experten für entsprechende Konzepte ein, haben Schulungsunterlagen erstellt und viele Gespräche geführt.
Maßnahmen, die nun Früchte tragen, wie Heike Puhlmann sagt. Gerade in steileren Lagen sei es immer wieder vorgekommen, dass Wege ausgewaschen würden und daher Jahr für Jahr neu saniert werden müssten. Diese Sisyphusarbeit könne verhindert werden, wenn man sich mehr Gedanken darüber mache, wie ein dezentraler Wasserrückhalt funktionieren könne.

Rasche Umsetzung möglich
Hilfreich sind oftmals kleine Eingriffe – etwa, indem Mulden angelegt werden, in denen sich das Wasser speichert. Entwässerungsgräben können zugeschüttet werden, um der früher propagierten Entwässerung der Wälder entgegenzuwirken. Auch die Ausbaggerung der kleinen Teiche könne sehr rasch umgesetzt werden, wie Kühn betont.
Eingriffe und Maßnahmen dieser Art helfen nicht nur Hochwasser zu verhindern und Trockenheit abzumildern, sondern haben auch ökologischen Nutzen für die Artenvielfalt bei Fauna und Flora, indem etwa wertvoller Lebensraum für Amphibien geschaffen wird.
Und wenn der Biber die neu geschaffenen Biotope in Beschlag nimmt, gibt es Möglichkeiten, wie die bisweilen lästigen Nager durch bauliche Eingriffe vom Bezug der Gewässer abgehalten werden können.
Nutzen für die Erholungsfunktion des Waldes
Oberbürgermeister Roth sieht zudem den Vorteil, dass die Erholungsfunktion des Waldes durch die Gewässer zunimmt. Immer wieder verweisen die Tourismusexperten seinen Angaben zufolge auf die Bedeutung von Stillgewässern, um Menschen anzulocken.
„Wenn an den Waldteichen dann noch Bänke aufgestellt werden, wird es attraktiv“, sagt Roth. Zudem sieht er die Möglichkeit, diese Gewässer in die Waldpädagogik miteinzubeziehen. „Es gibt sogar Menschen, die in den Tümpeln baden“, sagt Kühn. Eine solche Nutzung würde er aber dann doch nicht empfehlen.