Manchmal sind es nur wenige Zentimer, manchmal mehr. Die Zimmer im Alten- und Pflegeheim St. Lioba in der Villinger Südstadt sind nicht alle normgerecht. Das wird von der Heimaufsicht bemängelt. Nun geht es in die nächste Runde.
2028 läuft bisherige Frist aus
Bereits im Sommer vergangenen Jahres machte die Ankündigung Furore, dass für die bestehende Einrichtung nur noch eine Übergangsfrist bis 31. Dezember 2028 gilt. Derzeit wird mit dem Stuttgarter Sozialministerium verhandelt, ob die Frist für die Caritas-Einrichtung um zwei oder vier Jahre verlängert werden kann oder ob sie möglicherweise gar nicht mehr umziehen muss.

Nun besuchten Fachleute aus dem Sozialministerium St. Lioba. Deren Einschätzung gibt „vorsichtigen Anlass zum Optimismus“, wie der Caritas-Vorstandsvorsitzende im Schwarzwald-Baar-Kreis, Michael Stöffelmaier, auf Nachfrage feststellt.
Bisher keine Komplikationen
Das Hautproblem: Nicht alle Zimmer entsprechen der Landesheimbauverordnung. Bisher sei es allerdings zu keinen Komplikationen bei der Betreuung der Menschen gekommen, sagt Pflegedienstleiterin Jenny Fries.
Dennoch muss Stöffelmaier zweigleisig planen: Er hofft natürlich, möglichst lange in der Villinger Südstadt bleiben zu können. Falls ein Neubau notwendig wird, hat sich die Caritas in der Sperberstraße inzwischen ein Ersatzgrundstück gesichert.

Bewohner wollen bleiben
Für die Bewohner jedenfalls sind die Pläne für einen Umzug nicht nachvollziehbar. „Viele sind empört“, sagt Apollonia Krumm. Sie habe sogar ausreichend PIatz für zwei Rollstühle. Ihr Zimmer mit jetzigen St. Lioba sei ausreichend groß, betont die Rollstuhlfahrerin. Sie komme gut in das Bad, ihre gefalle das Alten- und Pflegeheim sehr gut.

„Für viele Bewohner ist im Sommer der Park ein zweites Wohnzimmer.“Apollonia Krumm
Bevor sie nach St. Lioba kam, habe sie sich in mehreren anderen Heimen umgeschaut. Kein Zimmer sei so groß gewesen wie das in Villingen. Hinzukomme die sehr großzügige Bauweise des gesamten Heims. Das sei sehr gut gemacht. Besonders gut gefalle ihr die große Kapelle. Ob die wieder so weiträumig gebaut werde, wage sie zu bezweifeln.

Ein besonderer Pluspunkt sei zudem der große Park. Im Sommer ist der für viele „das zweite Wohnzimmer“.
Apollonia Krumm befürchtet zudem, dass die Pflegeheimkosten mit dem Neubau weiter ansteigen werden. Sie zahle jetzt schon über 3000 Euro. Das könne man sich ja bald nicht mehr leisten.
Befreiungen möglich
Zumindest vor Ort genießt die Weiterführung des Alten- und Pflegeheims Unterstützung. „Das ist mir ein wichtiges Anliegen“, sagt beispielsweise Martina Braun, Landtagsabgeordnete der Bündnisgrünen. Sie unterstütze die Bemühungen der Caritas für eine Fristverlängerung.
Martina Braun habe sich nach eigenen Worten bereits im Mai 2023 an das Sozialministerium gewandt. Ihr sei mitgeteilt worden, dass die Einhaltung der Landesheimbauverordnung wichtig sei, jedoch auch Befreiungen bei technischen oder wirtschaftlichen Hürden möglich seien, sofern dies mit den Interessen und Bedürfnissen der Bewohner vereinbar sei.
Wie hoch wiegt das Bewohnerwohl?
An einer zufriedenstellenden Lösung arbeite nach eigenen Angaben das Sozialministerium. Daher wurde die Villinger Einrichtung jetzt auch besucht und festgestellt, dass in diesem Fall das Bewohnerwohl über den marginalen Verbesserungen, die etwa 20 Zentimeter größere Zimmer bieten würden, stehen könnte, berichtet Stöffelmaier von der Einschätzung.
Das Bewohnerwohl würde natürlich durch die wirtschaftlichen Belastungen, die ein Neubau mit sich bringt, berührt. Letztendlich müssten ja die Senioren die Kosten des Neubaus tragen.
Jetzt muss die Heimaufsicht entscheiden. Der Caritas-Vorstandsvorsitzende hofft darauf, dass die Frist nun in einem ersten Schritt zunächst einmal verlängert wird.

Caritas kauft Lukas-Areal
Dennoch hat die Caritas die Fläche von der evangelischen Kirchengemeinde jetzt gekauft. Das Geschäft wurde bereits beim Notar besiegelt, sagt Stöffelmaier.
So hat der Wohlfahrtsverband das Areal der früheren Lukasgemeinde für einen Ersatzneubau in der Hinterhand. Dort könnten dann irgendwann 100 neue Plätze entstehen und die derzeit 117 von St. Lioba ablösen. Die Verkleinerung sei wiederum eine Vorgabe der Landesheimbauverordnung, sagt Stöffelmaier. Fakt ist aber auch: Sollte es zum Neubau kommen, wird dies nicht mehr so weiträumig wie in der Villinger Südstadt, sondern wesentlich verdichteter geschehen.
Auch Tagespflege möglich
Wenn St.Lioba aber am alten Platz bleiben kann, „denken wir über die Realisierung anderer Angebote für Senioren wie Tagespflege, Servicewohnen oder Pflegewohngemeinschaften auf dem Grundstück nach“, berichtet Stöffelmaier auf Anfrage.