Fußball-Bezirksliga: – Das Glück muss irgendwo in den Tüllinger Hängen sein Versteck haben. Und es hat beim 2:2 des TuS Stetten zum Vorrundenabschluss gegen den FC Schlüchttal – vor allem nach dem Seitenwechsel – gleich mehrfach in der Tullastraße vorbei geschaut. Vier Mal – um genau zu sein.
Hat die eine Elf das Glück im Überfluss, müsste die andere Mannschaft ja eigentlich vom Pech übergossen worden sein. Aber dem war dieses Mal nicht so. Vielleicht fehlte dem FC Schlüchttal am Ende so ein Quäntchen Glück, dass es aber nicht zum Sieg im Duell der beiden Kreisliga-Meister der vorigen Saison reichte, hatten sich die Gäste letztlich selbst anzukreiden – und hatte nichts mit Pech zu tun.
Fußball-Bezirksliga in Zahlen
Doch der Reihe nach: Bis zum Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Klemens Disch, der zum ersten Mal im Bezirk Hochrhein ein Spiel zu leiten hatte, gab es auf dem Kunstrasen im Lörracher Süden eigentlich nur eine Mannschaft, die auffiel. Der FC Schlüchttal hatte schnell den Respekt vor dem etwas besser in der Liga gestarteten Mit-Aufsteiger abgelegt und übernahm die Regie.
Eins ums andere Mal stürmten die Gäste – meist über die rechte Seite – vors Stettener Tor. Aber ins Netz wollte der Ball nicht. Entweder hatte einer aus der der vielbeinigen Abwehr noch den Fuß dazwischen oder es war Endstation bei Vladimir Lazarov: „In so einer Phase zeigt sich, wie wichtig ein guter Torwart ist“, atmete Sportchef Franco Viteritti nach einer der ungezählten Schlüchttaler Chancen durch.
Die beste seiner vielen Paraden zeigte Lazarov beim Distanzschuss von Florian Frommherz in der 38. Minute: „Ich hatte schon zum Jubel angesetzt, dann holt er den Ball noch“, schnaubte Frommherz, der sich – wie viele Zuschauer – wunderte, dass Lazarov den verdeckten Schuss überhaupt kommen sah. Von „Glück“ konnte bei diesen Aktionen keine Rede sein.
Doch dann war es da, das Glück des TuS Stetten. Erst in Person von Danilo Avellina. Ihn hatte Trainer Sascha Müller nach 53. Minuten für den kaum in Szene gesetzten Muhamadou Krubally aufs Feld geschickt. Mit seinem ersten Ballkontakt umkurvte Avellina locker zwei, drei und vier Gegenspieler. Er schloss den Spielzug aber nicht ab, sondern legte dem mitgelaufenen Buba Ceesay zum siebten Saisontor auf.

Die Führung des TuS Stetten stellte den Spielverlauf auf den Kopf, der FC Schlüchttal schien angezählt: „Das ist immer wieder unser Problem, dass wir nicht richtig aus der Halbzeit kommen“, beschrieb Trainer Michael Gallmann das Mysterium und schmunzelte: „Wir würden besser ohne Pause durchspielen.“ Denn schon kurz vor dem 1:0 hatten Krubally und Amin El Ghazi die Chance, Simon Hepp im FCS-Kasten zu überwinden.

So dauerte es lange und bange 18 Minuten, bis sich der FC Schlüchttal nicht nur aus der Umklammerung befreien konnte, sondern auch das Glück ein zweites Mal dem TuS Stetten hold war. Nach einem Pass von Timon Baumgärtner flankte Marvin Kalt von links. Nico Reichardt sprang am Torraumeck in die Flugbahn, wollte schon das 1:1 bejubeln, doch Matthias Bader klärte kurz vor der Linie – mit der Hand.
Diese Aktion hatte Klemens Disch wohl gesehen und auf den Punkt gezeigt. Allerdings beließ er es bei Gelb für den Stettener Kapitän, der angesichts des klaren Tores, das er da verhindert hatte, eigentlich mit „Rot“ hätte rechnen müssen – Glück gehabt.

Sanel Covic kommt ungeschoren davon
Kaum hatte Pius Blatter sich im Duell mit Vladimir Lazarov durchgesetzt, strapazierten die Gastgeber das Glück ein drittes Mal. An der Strafraumlinie bildete sich ein Tumult, Nico Reichardt lag – zum wiederholten Mal – am Boden. Die Aufregung wuchs, Klemens Disch machte sich seelenruhig seine Notizen und verpasste so eine Tätlichkeit von Sanel Covic.

Der mischte sich ins Rudel und griff völlig sinnfrei Florian Frommherz an Hals und Gesicht – und trollte sich davon. Die ganze Aktion ging an Klemens Disch völlig vorbei, denn der war noch immer mit seinen Notizen beschäftigt – wieder Glück gehabt.

Vier Minuten vor Ende der regulären Spielzeit hatte das arg strapazierte Glück vermutlich eine Pause eingelegt – sehr zum Leidwesen von Daniel Mundinger. Erneut hatte Marvin Kalt einen Pass nach links gespielt, fand dort den eingewechselten Linus Dörflinger. Dessen Querpass sollte eigentlich beim ebenfalls eingewechselten Lukas Kromer laden. Doch Mundinger kam dem Ball einen Tick zu früh in die Quere, stupste die Kugel am verdutzten Vladimir Lazarov vorbei ins eigene Tor.
Jetzt führte der FC Schlüchttal wieder. Übers gesamte Spiel gesehen nicht unverdient, denn auch Sascha Müller war zur Pause klar, dass seine Elf gut und gern – und deutlich – hinten liegen könnte. Die Gäste hatten diesen Chancen nachgetrauert und schienen noch doch das bessere Ende für sich zu haben.
Buba Ceesay trifft in der Nachspielzeit
Doch nach Mundingers Eigentor hatte das Glück von den Tüllinger Hängen noch etwas gut zumachen. In der zweiten der drei Nachspielminuten und einer letzten Ecke für den TuS Stetten, bescherte es Buba Ceesay die Chance, völlig unbedrängt das 2:2 zu erzielen. Der 28-Jährige nahm es dankend an, erzielte sein achtes Saisontor.
Für Michael Gallmann ein bitteres Ende: „So darf man diese Ecke nicht verteidigten. Aber mit Blick auf unser Personal wäre ich mit einem Remis vor Anpfiff hochzufrieden gewesen“, zählte er die Absenzen auf. Nico Ködel, Thomas Lang, Benedikt Moser und – kurz vor dem Anpfiff – Luan Abazi mussten passen. Nico Möller rückte erstmals in die Startelf: „In dieser Formation haben wir noch nie zusammen gespielt“, betonte Gallmann: „Deshalb mache ich den Jungs ein Riesenkompliment.“
„Fühlt sich an wie eine Niederlage“
Das Lächeln über den 20. Zähler zum Abschluss der Vorrunde fiel ihm zunächst schwer: „Im Moment fühlt sich das 2:2 eher wie eine Niederlage an. Morgen aber wahrscheinlich schon nicht mehr. Denn man darf auch nicht vergessen, gegen wen wir diesen Auswärtspunkt geholt haben.“ Schließlich hat der FC Schlüchttal zuletzt fünf Mal in der Fremde verloren: „Mit diesem Kader und den Umständen war das Spiel ein guter Schritt in die richtige Richtung.“
Derlei Lob perlte an Sascha Müller ab: „Ich weiß nicht, was ich zu diesem Spiel sagen soll. Normalerweise holst du so keinen Punkt“, schnaubte der Stettener Trainer nach Spielende: „Es wird für alle Zeit, dass die Winterpause kommt und wir für eine gewisse Zeit die Füße hochlegen können.“
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