Zwillinge sind im deutschen Fußball nicht ungewöhnlich. Sie gab es auch schon in der Bundesliga. Beim FC Pfaffenweiler sind die 23-jährigen Marco und Nico Anders feste Größen im Team. Marco im Tor, Nico als Sechser. Doch damit nicht genug.
Der ältere Bruder Patrick (37) fungiert zusammen mit Karsten Scheu als Trainer-Duo und zudem gehört Onkel Dietmar Anders zum Trainer-Team. „Es ist eine außergewöhnliche Konstellation, aber es funktioniert gut. Die Zwillinge sind bei mir nicht gesetzt und müssen ihre Leistungen bringen, was sie auch tun“, sagt Coach Patrick.
Aufgewachsen sind die Anders-Brüder im Villinger Ortsteil Zollhaus. Die Fußballbegeisterung eint die Brüder, zu denen auch noch Schwester Denise zählt, die ebenfalls einige Jahre aktiv spielte. Der nächstgelegene Fußballplatz war die Anlage der FSV Schwenningen, wo das Trio begann.
Patrick als Inspiration für die Zwillinge
Patrick spielte später neun Jahre beim FC Bad Dürrheim und ist seit zehn Jahren in unterschiedlichen Funktionen in Pfaffenweiler aktiv. Er war die Inspiration für die Zwillinge, sich ebenfalls in Pfaffenweiler anzumelden, wobei Nico in der Jugend einen Zwischenschritt beim SV Zimmern einlegte.
Marco – eine Minute älter als Nico – begann als Stürmer und wechselte in der Jugend zwischen die Pfosten. „Ich wäre auch heute noch ein guter Angreifer und kann mich als Schlussmann gut in die Gedanken der Stürmer versetzen, wenn sie auf mich zukommen.“ Auch Nico ist auf seiner Position eher ein Spieler, dessen Hauptaufgabe es ist, Tore zu verhindern.
Eine tolle Entwicklung im Club
Er lobt seinen Bruder: „Marco holt manchmal Dinger raus, die ich schon im Tor gesehen habe.“ Für die Zwillinge ist die Landesliga absolutes Neuland. „Hier wird viel schneller gespielt und Fehler werden knallhart bestraft“, ergänzt Nico, der als Elektroniker sein Geld verdient, während Marco in einer Ausweisfabrik und Patrick in der Medizintechnik arbeitet.
Der FC Pfaffenweiler hat in den vergangenen Jahren eine tolle Entwicklung hingelegt, gehörte in den vergangenen vier Spielzeiten immer zu den Top drei der Bezirksliga und feierte mit dem Gewinn des Bezirkspokals 2022 einen ersten Erfolg, der im Sommer 2024 mit dem Bezirksliga-Titel getoppt wurde.
50 Prozent gehaltene Elfmeter
„Der Pokalsieg war ein schönes Erlebnis, doch den erstmaligen Aufstieg in die Landesliga würde ich höher bewerten“, macht Marco deutlich, der seine Stärken im Eins-gegen-eins sieht und zudem als Elfmeterkiller bekannt ist. „Ich habe eine Quote von 50 Prozent gehaltenen Elfmetern. Das ist nicht schlecht“, fügt Marco an und seine Brüder nicken zustimmend.
Nico, der eine Dauerkarte beim VfB Stuttgart besitzt, ein Verein, für den alle drei schwärmen, nennt Toni Kroos, Rodri und Joshua Kimmich als Spieler, auf deren Spielweise er besonders schaut. Für Marco ist es Marc-André ter Stegen.
Die Anders-Brüder fühlen sich in Pfaffenweiler pudelwohl. „Wir haben ein super Klima in Team und Verein“, unterstreicht Nico. Er sieht keine Vor- und Nachteile darin, dass Patrick Trainer ist. „Wir können über alles reden. Da ist Vertrauen da.“ Das bisher großartige Abschneiden wollen alle in Pfaffenweiler in der zweiten Saison-Hälfte fortsetzen. „Wir sind nicht der Favorit“, sagt Patrick, der Coach des Tabellenzweiten, der auch zukünftig genau hinschauen wird, wie sich die Zwillinge auf dem Platz präsentieren.