Fußball, Oberliga, Frauen: Hegauer FV – SV Gottenheim (Sonntag, 14 Uhr).Es ist das Ende einer Ära beim Hegauer FV. Sowohl Luisa Radice als auch Anja Hahn, die beide schon zu Jugendzeiten für die erste Frauenmannschaft des HFV aufliefen, hängen ihre Fußballschuhe an den Nagel. Beide Akteurinnen drehten und lenkten über die Jahre hinweg das Spiel des Oberligisten, nahmen jüngere Spielerinnen an die Hand. Jetzt steht für beide ein neuer Lebensabschnitt an.
„Uns verlassen zwei absolute Führungsspielerinnen“, betont Trainerin Michaela Ruff, die auch im Vorstand des Hegauer FV tätig ist. Für Ruff selbst ist es obendrein ein Verlust auf persönlicher Ebene. Sowohl mit Radice als auch mit Hahn stand sie als Spielerin auf dem Platz, ehe sie die Position als Trainerin übernahm.
„Wir haben zusammen sehr viel erlebt. Es sind zwei Menschen, die mein Leben als Fußballerin geprägt haben.“ Die jahrelange Zusammenarbeit sorgte dafür, dass die Bindung mittlerweile über über das Sportliche hinausgeht: „Sie sind mir sehr ans Herz gewachsen und daraus sind gute Freundschaften entstanden“, fügt die Trainerin hinzu.
Doch während Freundschaften im besten Fall ewig halten, muss eine Fußballkarriere irgendwann zu Ende gehen. Das weiß auch Luisa Radice: „Ich selbst bin nicht mehr die Jüngste, das spüre ich auch in den Beinen. Und die Mannschaft wird dafür immer jünger“, so die 34-Jährige, die 2004 in die Jugend des VfR Engen kam, aus dem drei Jahre später durch die Fusion mit dem FC Welschingen-Binningen der Hegauer FV enstand.
Anja Hahn galt als Spaßvogel des Teams
Jetzt freut sich sie sich auf die Zeit, in der sie nicht mehr „so abhängig vom Fußball“ ist. Dreimal pro Woche trainieren sowie weite Auswärtsfahrten sind irgendwann nicht mehr drin. Die langen Fahrten mit dem Bus – auch noch zu Regionalligazeiten – werden vor allem Hahn sehr fehlen.
„Da verbringt man so viel Zeit mit den Teamkolleginnen“, sagt sie und erzählt, wie eine Auswärtsfahrt meist ablief: „Nach einem Sieg wurde oftmals sofort die nächste Tankstelle angefahren und den Rest, naja, kann man sich denken“, fügt sie schmunzelnd hinzu. Ihre Trainerin bezeichnet sie als den „Spaßvogel der Mannschaft“. „Wenn jemand im Team für gute Laune gesorgt hat, dann sie“, fügt Radice hinzu.
Aber neben den Partys im Bus und Hahns Späßen gibt es weitere Highlights, die ihnen für immer in Erinnerung bleiben. Allem voran die Partien im DFB-Pokal, unter anderem gegen Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt. Im Duell mit den Hessinnen traten sie unter anderem gegen Nationalspielerinnen wie Sophia Kleinherne an.
Ein besonderes Gefühl. Für ihre Zukunft ohne Fußball haben beide bereits Pläne. Wenn Hahn mal nicht gegen den Ball tritt, spielt sie mit Leidenschaft Flügelhorn. Jetzt habe sie mehr Zeit, um auch ihr musikalisches Talent auszuschöpfen. Und Radice freut sich auf die gemeinsamen Momente mit ihrer Familie und ihren Freunden. Vor allem aber ist sie gespannt darauf, „zu sehen, wie es ohne Fußball ist. Wir kennen es schließlich nicht anders.“
Beide hinterlassen ihre Spuren
Somit endet die Zeit von Radice und Hahn beim Hegauer FV nach 20 respektive 14 Jahren, doch sie hinterlassen im Verein ihre Spuren. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine glorreiche Zeit mit 14 Pokalerfolgen und zwei Oberliga-Meisterschaften, ausgiebige Buspartys und an eine Mannschaft, der sie für alles sehr dankbar sind.
Und ganz weg, so sagen sie, sind sie nicht. Hin und wieder wollen sie auf dem Sportplatz in Welschingen vorbeischauen, um ihre ehemaligen Mitspielerinnen zu unterstützen. Darauf freuen sie sich schon.