Jeder Sportler kennt diesen einen Gegner, gegen den man immer wieder die direkten Duelle verloren hat, bei dem man bereits beim Blick auf den Spielplan Bauchschmerzen bekommt: der berühmte Angstgegner. Man assoziiert ihn mit Misserfolg und spielt daher ungern gegen ihn.
Doch wie kommt es dazu, dass bei gewissen Kontrahenten die Alarmglocken angehen? Schließlich stellt sich dieser bei der ersten Begegnung nicht direkt als Angstgegner vor. Vielmehr ist es ein schleichender Prozess durch wiederholte Niederlagen, der diesen Mythos entstehen lässt. Persönlich denke ich beim Wort Angstgegner sofort an eine bestimmte Mannschaft. Absurd ist, dass ich mit meiner damaligen Mannschaft unterm Strich häufiger gegen dieses Team gewonnen als verloren habe.
Allerdings waren die letzten Resultate allesamt negativ ausgefallen und wir kassierten die Niederlagen alle nach demselben Muster. Tiefstehender Gegner, robuste Gangart, viele Nickligkeiten und jeder noch so kleine Fehler im eigenen Ballbesitz wurde durch ein Kontertor bestraft. Von Spiel zu Spiel stieg die Angst, die kommende Partie wieder nach dem gleichen Muster zu verlieren. Und welch Wunder, es kam natürlich genau wie befürchtet.
Der Gegner sitzt im Kopf
Verrückt ist, dass ehemalige Spieler berichten, den Fluch in ihr neues Team mitgenommen zu haben und auch dort vor dem Spiel identische, negative Emotionen verspüren. Aber ein „Wunder“ ist dies auf den zweiten Blick gar nicht. Denn man malt sich das „Horror-Szenario“ bereits vor dem Spiel aus und klopft sich danach auf die Schulter, weil man es quasi vorhergesehen hat. Der Angstgegner entsteht zum Großteil also im eigenen Kopf!
Doch wie kann man nun aus diesem Teufelskreis ausbrechen? Es ist notwendig, zu den Fakten zurückzukehren und sich rational auf den Gegner vorzubereiten. Man sollte sich die Fragen stellen, aufgrund welcher Faktoren man sich gegen diese eine Mannschaft so schwertut. Liegt es an der Spielweise des Gegners? An äußeren Gegebenheiten? Aus dieser Analyse kann man in den meisten Fällen ableiten, dass man gegen diesen Gegner bisher noch nicht die richtige Lösung gefunden hat. Und genau diese gilt es, im Trainerteam oder gemeinsam mit den Spielern zu entwickeln.
Es kann helfen, eine überraschende Taktik zu wählen oder den Gegner beispielsweise mit dessen eigenen Mitteln zu schlagen. Beispielsweise wäre es denkbar gewesen, sich damals zurückzuziehen und dem Gegner den Ball zu überlassen, anstatt durch auf Sicherheit ausgerichteten Ballbesitz den Gegner zu kontrollieren und eigene Fehler zu vermeiden. Denn häufig führt genau eine solche Vermeidungsstrategie zu Fehlern.
Zudem sollte man selbst darauf verzichten, den Gegner stark zu reden und die Angstgegnerproblematik zu thematisieren. Im Umfeld lassen sich solche Stimmen zwar nicht vermeiden, jedoch sollte man bemüht sein, sie von der Mannschaft fernzuhalten. Abschließend ist entscheidend, dass durch die beschriebene Herangehensweise die Angst in den Hintergrund und die Herausforderung nach vorne gerückt werden können. Dies reduziert den Stress und gibt einem die Handlungsfähigkeit zurück.