Der Start in die Volleyball-Bundesliga 2021/22 ist gefühlt noch weit weg, da sorgt einer der besten Vereine in Deutschland schon jetzt für einen krachenden Paukenschlag: „Der VfB Friedrichshafen wird in der kommenden Saison alle seine Spiele in der Ratiopharm-Arena in Neu-Ulm austragen“, verkündete Thilo Späth-Westerholt am Freitagvormittag in der Friedrichshafener Messe-Halle 7. Nach 44 Jahren keine Bundesliga- und Champions-League-Spiele mehr am Bodensee! So richtig glücklich sah der Geschäftsführer der Volleyball GmbH angesichts der Hiobsbotschaft nicht aus.
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Aufatmen aber ließ sich bei ihm dennoch feststellen: Schließlich musste das Team des deutschen Rekordmeisters in Windeseile so eine Art Quadratur des Kreises lösen, nachdem die Gespräche mit der Stadt und der Messe Friedrichshafen keine einvernehmliche Lösung – so wie noch vergangene Saison – gebracht hatten.
Suche nach geeigneter Halle erweist sich als schwierig
Das Messegeschäft hat trotz Corona wieder Fahrt aufgenommen, die Volleyballer mussten deshalb entsetzt feststellen, dass „für mehr als 50 Prozent“ der Saison eine Messehalle nicht zur Verfügung stünde. „Keine Lösung also“, sagt Späth-Westerholt. So einfach mir nichts dir nichts eine adäquate Halle finden, eine, die den Vorgaben der Bundesliga und vor allem denen der CEV in der Champions League gerecht wird, erwies sich, das wussten die Beteiligten schon vorher, schwieriger als die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Kein Platz in Bodensee-Sporthalle vor Ort oder Oberschwabenhalle in Ravensburg
Zuerst wurde dennoch „in der unmittelbaren Umgebung“ (Späth-Westerholt) gesucht. Aber, abgesehen davon, dass die wenigsten Arenen die geforderten neun Meter Lichte Höhe ausweisen, waren die Hallen ja meist komplett belegt. Kein Platz für den VfB! Weder in der Bodensee-Sporthalle in Friedrichshafen, dem einstigen Jagdgrund des VfB, noch in der Oberschwabenhalle in Ravensburg. Insofern darf Thilo Späth-Westerholt und seiner Mannschaft schon abgenommen werden, dass sie wirklich erleichtert sind, mit der Ratiopharm-Arena für diese Saison eine zumindest aus sportlicher Sicht Toplösung gefunden zu haben.
Und für die Sponsoren? „Wir haben noch nicht allzu viele Gespräche führen können“, sagt der Geschäftsführer, die Lage sei noch zu frisch. Aber, fügt er an, die Hauptsponsoren, ZF, Zeppelin, und auch die Stadt Friedrichshafen „stehen voll dahinter“. Jetzt gilt es, bis zum 6. Oktober, dem ersten „Heimspiel“ gegen Lüneburg „möglichst viele Geldgeber und vor allem die Fans für die neue Situation zu begeistern. Späth-Westerholt glaubt, das könne gelingen. „Wer einmal in der Ratiopharm-Arena gewesen ist“, meint er, ist begeistert.“

Marc Lebedew, der neue Coach des Vizemeisters, ist Profi genug, um sich der neuen Situation anzupassen. Wenngleich sie „nicht perfekt“ sei, so geht der ehemalige australische Nationaltrainer und – unter anderem – dreifache Deutsche Meister mit den Berlin Recycling Volleys, dennoch davon aus, dass die Mannschaft die „Erwartungen“ erfüllt. Jedenfalls mit dem Kader ist er „sehr zufrieden“, geht „vorsichtig positiv in die neue Saison“.
Abriss oder Sanierung der ZF-Arena? „Das ist eine politische Entscheidung“
Das tun auch Thilo Späth-Westerholt und seine Mannschaft. Was danach wird, können sie kaum beeinflussen. „Mit der Situation müssen wir leben“, sagt er, und vergisst nicht, dass das auch für die YoungStars des Bundesstützpunktes sowie Vereins- und Schulsport gilt. Auch sie müssen ihren Betrieb ohne die wegen Baumängeln gesperrte ZF-Arena aufrecht erhalten. Abriss oder doch Sanierung? „Das ist eine politische Entscheidung“, weiß Späth-Westerholt. Nicht nur er hofft, dass da keine weitere Hiobsbotschaft sich verbirgt.