Der VfB Friedrichshafen startet mit einigen Veränderungen am 21. September mit einem Heimspiel gegen Dachau in die neue Saison. Mehr Zuschauer in einer umgebauten Halle, nach einem Jahr Pause wieder internationaler Volleyball, und die Saisonziele einer in Teilen neuen Mannschaft – das waren die Schwerpunkte, die VfB-Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt, der neue Trainer Adam Swaczyna, Kapitän Marcus Böhme und Libero Lenny Graven in der Spacetech-Arena vorstellten.
Die extrem schwer zu schluckende, sehr bittere Pille Vizemeisterschaft statt 14. Titel hat der VfB Friedrichshafen offensichtlich gut verdaut. In der Pressekonferenz ging der Blick der Verantwortlichen nur für einen kurzen Moment zurück.
Verarbeitung der letzten Saison
Wenn die große Enttäuschung – der VfB verlor die Playoffs gegen Berlin trotz 2:0-Führung mit 2:3 – jetzt noch eine Rolle in den Köpfen der Friedrichshafener spielen sollte, dann nur die: „Das ist Extra-Ansporn für die, die das erlebt haben“, sagt Kapitän Marcus Böhme. „Und die Neuen wollen ihren Teil dazu beitragen, so ein Finale zu gewinnen. Wir alle wollen 110 Prozent geben, dass wir das schaffen!“
Adam Swaczyna zieht zwar Englisch noch vor, aber auch wenn der Pole noch nicht so gut Deutsch spricht: Seinen Kapitän hat er verstanden. „Gewinnen kommt übers immer besser werden wollen, das sage ich all meinen Spielern.“ Und der 35-Jährige hat schon eine Menge Erfolge in seiner Vita. Zuletzt Silber als Co-Trainer der polnischen Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Paris.
Als erstes Ziel sieht er aber zunächst nicht so sehr einen Titelgewinn. „Viel wichtiger ist es“, erklärt er, „die Spieler auf ein immer höheres Level zu bringen“. So hoch, dass „die Gegner es gar nicht mehr lieben, gegen den VfB zu spielen“. Gelingt das, kämen die Erfolge wie selbstverständlich.
Nicht nur deshalb ist Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt überzeugt, dass „Adam der richtige Mann für uns ist!“ Er passe in das „ein Stück weit veränderte VfB-Konzept“, weil er junge Spieler mit Potenzial formen könne. Das gilt etwa für Nazar Getman, ein 21-jähriger Ukrainer auf Außen, zwei Ex-Young-Stars, Simon Kohn, der Ulmer war vergangene Saison verletzt, und den Rottenburger Zuspieler Milan Kvrzic, aber auch für einen Neu-Häfler, den erfahrenen Annahmespezialisten und kroatischen Nationalspieler Ivan Zelikovic – und natürlich für alle anderen auch.
„Das passt“, sagt Späth-Westerholt, „er ist der richtige Trainer für eine VfB-Mannschaft mit einer Mischung aus erfahren und jung.“ Auch Marcus Böhme ist überzeugt vom neuen Mann an der Seitenlinie. Der 39-Jährige kann in seiner achten Saison beim VfB Vergleiche ziehen, spürt die neuen Impulse des mit sehr viel Professionalität arbeitenden polnischen Trainerteams.
Dass mit internationalem Volleyball vermehrt Englische Wochen auf die Friedrichshafener zukommen, „darauf freuen wir uns“, sagt Thilo Späth-Westerholt. Erneut international anzutreten sei enorm wichtig für Verein und Spieler. Das honorieren auch Sponsoren.
Große Freude bei den Fans
Weil im Gegensatz zum Fußball international Volleyball spielen Geld kostet, mussten sich die VfB-Verantwortlichen um zusätzliche Geldgeber kümmern. Mit Erfolg. „Das zeigt die Verbundenheit mit dem Sport und dem Verein“, sagt Späth-Westerholt nicht ohne Stolz. Stolz ist er auch auf ein weiteres Novum: Zum ersten Mal spielt der VfB in einem speziellen CEV-Trikot.
Mehr Zuschauer in der vergrößerten Spacetech-Arena, ein neuer Trainer, eine nur in Teilen veränderte Mannschaft, wieder internationaler Volleyballsport am See – die Fans des VfB Friedrichshafen dürfen sich auf eine spannende Saison freuen. Genauso wie Lenny Graven, der neue Libero bei den Häflern. Der kommentierte spontan das Bild des neu beschrifteten Mannschaftsbusses: „Cool“, sagte der 20-Jährige, der von Liga-Konkurrenz Herrsching kam, „all die vielen Sterne – toll, dass da noch Platz für weitere ist.“
Interview mit Marcus Böhme
Herr Böhme, mit 39 Jahren immer noch aktiv auf dem Volleyballfeld, und seit zwei Jahren Kapitän des VfB Friedrichshafen. Sie werden wohl nie müde.
Ich habe noch sehr viel Spaß und Freude am Volleyballsport. Und solange wie der Verein mich haben will, passt doch alles. Außerdem kann ich meine Erfahrung an die jungen Spieler weitergeben und meine kleinen Sachen dazu beisteuern, dass die Saison erfolgreich verläuft.
Der Körper macht noch mit?
Glücklicherweise ist der Aufwand fürs Fit-Werden und Fit-Bleiben der gleiche geblieben. Ich muss keine gefühlt fünf Wochen mehr da reinstecken, damit ich soweit bin wie etwa vor zwei Jahren. Ich hoffe, das bleibt noch länger so. Aber ich denke schon auch über die Zeit danach nach, ob und was sich etwas auftut für die Zeit nach dem Volleyball.
Trainer scheuen sich oft, konkrete Saisonziele zu benennen. Wie steht der Kapitän des VfB Friedrichshafen zu der Frage?
Der VfB Friedrichshafen steht für Erfolg, daran sollte auch in dieser Saison jeder anknüpfen: Trainer, Spieler und Fans. Und in der Historie des VfB ist und bleibt das oberste Ziel: Finale erreichen. Und wir hoffen und tun alles dafür, dass wir das mal wieder in eine Meisterschale ummünzen können.
Fragen: Hermann Hummler