Radsport: – Die Sporttaschen der Kunstradfahrerinnen Anna-Sophia von Schneyder und Anika Papok vom RV Lottstetten waren auf der Heimfahrt vom 2. Juniors Masters in Bruckmühl bei Rosenheim ein kleines bisschen schwerer geworden. Drinnen lag nämlich das Ticket für den Erfolgs-Zweier für die Europameisterschaft der Juniorinnen, die am 14./15. Mai in Altdorf/Schweiz stattfinden soll. Der Fahrschein zur Titelverteidigung in ihrem letzten Juniorinnen-Jahr – schon nach vier von sechs Quali-Durchgängen – war der Lohn für einen einmal mehr gelungenen Auftritt der amtierenden Europameisterinnen. Entsprechend entspannt können sie das 3. Junior Masters in zwei Wochen in Ilsfeld angehen.
Ausrichter RKB Bruckmühl bot den Kadersportlerinnen und -sportlern hervorragende Bedingungen – entsprechend der Hygienevorschriften. Eine besondere Aufwertung erhielt der Wettbewerb durch den Livestream, kommentiert von den Besten, die das Kunstradfahren aktuell zu bieten hat: Weltmeister Lukas Kohl (Kirchehrenbach), der beim German Masters 2019, das der RSV Wallbach in Murg ausrichtete, zwei Mal den Weltrekord verbesserte saß mit Vize-Weltmeister Marcel Jüngling (Dornheim) am Mikrofon. Das kompetente Duo erklärte akribisch und sparte nicht an Lob für den Nachwuchs.
Auf dem Weg nach Altdorf ließen sich Anika Papok und Anna-Sophia von Schneyder auch in Bruckmühl nicht bremsen. Nach zwei Siegen vor zwei Wochen in Haigerloch, baute das Duo seinen Vorsprung mit zunächst 116,37 Punkten am Vormittag und im Finale mit 111,54 Punkten weiter aus. Sie sind mit nunmehr 452,90 Punkten von den Konkurrentinnen nicht mehr einzuholen.
In Bruckmühl bestätigten die dreifachen Deutschen Meisterinnen zunächst ihre guten Leistungen von Haigerloch. Dort hatten sie Finale fast perfekte 118,63 Punkte von eingereichten 125,80 Punkten erreicht. Entsprechend hoch waren auch die Erwartungen der Experten: „Sie sind das einzige Paar, das uns hier neben dem Kopfstand/Grätsche auch den Kopfstand/Handstand zeigen wird“, freute sich Marcel Jüngling.

Und der Vize-Weltmeister wurde nicht enttäuscht. Trotz ihrer Begleitmusik „People help the people“ von Birdy kamen Anika Papok und Anna-Sophia von Schneyder ohne Hilfe durchs Programm. Zum Erstaunen von Lukas Kohl drückte Anika Papok den Handstand direkt aus der Grätsche nach oben. In Zeitlupe fast kehrte sie zurück in die Grätsche: „Das sieht erste Sahne aus“, schnalzte der Weltrekordler begeistert mit der Zunge: „Und den zweiten Handstand drücken sie wieder aus der Grätsche heraus nach oben. Die beiden scheinen vor Kraft zu strotzen.“
Angesichts des souveränen Auftritts der beiden Lottstetterinnen fiel es dem Kampfgericht – unter dem Vorsitz von Andreas Maier (RSV Dogern) – schwer, allzuviele Punkte abzuziehen. Letztlich ging das Gros der verlorenen Punkte aufs Konto der nicht ganz gestreckten Sattel-Stützgrätschen: „Da haben sie noch Potenzial“, schien Lukas Kohl fast erleichtert zu sein, dass der Auftritt nicht ganz perfekt abgelaufen war: „Und trotzdem ein grandioses Ergebnis“, gratulierte Kohl.
Im Finale gelang es den beiden Sportlerinnen nicht ganz, diesen Auftritt zu bestätigen. Dennoch sicherten sie sich – trotz zwei Absteigern bei der Lenkerlage mit Lenkerhandstand – mit weiteren 111,54 Punkten die Fahrkarte in die Schweiz. Im Verfolgerfeld kämpfen noch die Zweitplatzierten Marisa Göppert/Maren Buchholz vom RSV Fischerbach mit Lara Schneider/Tanja Österle (RSV Unterweissach) um den Ersatzplatz für Altdorf. Das Duo Eva und Lena Streit vom RSV Orsingen) ist noch im ersten Juniorinnen-Jahr und wird nach den deutschen EM-Qualifikationsrichtlinien noch nicht berücksichtigt.

Für Sofia Baier und Letizia Daudey vom RV Lottstetten hatte sich die weite Reise nach Oberbayern ebenfalls gelohnt. Mit 105,0 Punkten gingen die beiden Juniorinnen aufs Parkett, legten blitzsauber los: „Die Steiger-Standdrehung war perfekt“, geriet Marcel Jüngling ins Schwärmen und Lukas Kohl pflichtete bei: „Sie bestimmen das Rad, sie sind der Boss.“
Am Ende und nach einem leichten Flüchtigkeitsfehler von Sofia Baier stand der fünfte Platz mit 87,73 Punkten auf der Anzeigetafel. Gegenüber dem ersten Junior Masters in Haigerloch hatten Baier/Daudey fast zwei Punkte zugelegt. Welches Potenzial in den beiden Fahrerinnen steckt, deutete Lukas Kohl an: „Sie können und werden sich noch gut entwickeln.“

Für Leonie Papok verlief der Wettbewerb nicht so gut. Von ihren 140,40 eingereichten Punkten fuhr die Junioren des RV Lottstetten im Einer lediglich 102,25 Punkte heraus. Das waren über 20 Punkte weniger als noch vor zwei Wochen in Haigerloch. Lokalmatadorin Jana Pfann vom RKB Bruckmühl siegte mit 182,49 Punkte, blieb knapp unter ihrer vor zwei Wochen aufgestellten Rekordmarke von 184,23 Punkten. Im Finale der drei Besten setzte sie sich mit 173,62 durch, verwies Hannah Reichle (170,50) aus Bad Schussenried auf Rang zwei.