Turnen: – Nicht alles ist Fußball. Und wenn Männer so langsam in die Jahre kommen, bieten auch die Turnvereine unserer Region viele Möglichkeiten, den Körper noch in Schuss zu halten. Beweglich bleiben – das ist das Zauberwort. Der TV Tiengen hat ein großes Programm für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Ältere in seinem Repertoire. Die Männergymnastik ist nur eines dieser Angebote des Vereins – das aber schon seit 20 Jahren.
Ins Leben gerufen wurde die Abteilung im Jahr 2000 von Jörg Nabitz und Manfred Hertrampf. Vor einem Jahr hat Nabitz als Trainer aufgehört und die Verantwortung an ein Führungstrio übergeben. Dieses wird gebildet von den Übungsleitern Bernhard Rheiner und Manfred Hertrampf, der für die Gymnastik zuständig ist. Der Dritte im Bunde ist Lothar Vogelbacher, der sich vor allem um Organisation und schriftliche Dinge kümmert. „Ich kann aber auch als Übungsleiter einspringen, wenn die beiden anderen mal verhindert sind“, versichert er.
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Freitags ist Training
Jeden Mittwoch trifft man sich in der Tiengener Sporthalle zum Training. „Wir wollen das Training nie ausfallen lassen“, hat sich die Gruppe, die auf eine stattliche Zahl von rund 20 Teilnehmern angewachsen ist, auf die Fahnen geschrieben. Wenn die Halle mal saisonbedingt geschlossen ist, gibt‘s eben statt der obligatorischen Turneinheit, die etwa eineinhalb Stunden dauert, eine Radtour oder eine Wandereinheit – Hauptsache Bewegung.
Beim Fototermin zu Beginn der Übungen ist schon zu spüren, dass die fitten Jungs vor Tatendrang und Ideen nur so sprühen. Ringe, Bälle stehen bereit. Auf einem Pauschenpferd haben sich drei Männer schon einmal postiert. Drei Reihen werden gebildet – der Fotograf drückt nur noch den Auslöser.
Keine Altersbeschränkungen
Der Jüngste der Gruppe ist Sven Schießel, der Schiffsführer der „MS Waldshut-Tiengen“, der Waldshuter Rheinfähre. Er ist 52 Jahre alt. Mit dem Ältesten turnt er gerade eine Bodenübung.

Der Älteste ist Heinrich Schwenk, der im Januar 90 wird. „Bei uns gibt es keine Altersbeschränkungen. Wenn einer eine Übung oder ein Ballspiel nicht mehr packt, weil er vielleicht ein künstliches Kniegelenk hat, macht er eine Pause oder geht schon duschen“, sagt Lothar Vogelbacher.
Aufgaben für zu Hause
Der 63-jährige Tiengener ist selbst schon seit 2005 dabei und stellt das folgende Training im Kurzformat vor. Zum Aufwärmen gibt‘s meistens ein Geschicklichkeitsspiel. Wichtig sei im Alter dabei, auch „das Hirn einzuschalten“, scherzt Vogelbacher. Den Ball zirkulieren lassen oder das Indiaca-Spiel – vieles ist möglich. Danach werden die Matten zur Gymnastik gelegt und die Beweglichkeit wird trainiert. „Es werden sogar Hausaufgaben verteilt, die jeder täglich bei sich wiederholen kann“, so Vogelbacher. Und zum Abschluss gibt‘s ein Ballspiel – meistens Prellball.
Auch hier gilt: Jeder kann, niemand muss. Wem es zu bunt wird oder wer es körperlich nicht mehr schafft, lässt diesen Teil sausen. Trainiert wird nicht mehr für einen Wettkampf, sondern nur noch für das eigene Wohlbefinden.
„Dritte Halbzeit“ fällt nie aus
Deswegen fällt auch der gesellige Teil des Trainings, die „dritte Halbzeit“, nie aus. Sie findet im Vereinsheim der Fußballer nebenan statt. „Ein Stündchen sitzen wir da noch immer zusammen“, so Vogelbacher, der in früheren Jahren als aktiver Fußballer und ehemaliger Jugendwart des FC Tiengen 08 einen Mannschaftssport ausgeübt hat.
Auch die Männerturner des TV Tiengen sind eine Mannschaft. Gemeinsam schwitzen sie beim Training und auch abseits der Halle unternehmen sie vieles zusammen. Ob Jahresabschlussessen oder Grillfest – es ist stets was los. Da geht‘s auch mal zur „Rhein-Kreuzfahrt“ mit Kapitän und Mitturner Sven Schießel auf den großen „Kutter“ in Waldshut, zur Besichtigung des Schwarzwaldhofs in Blumberg oder der Alten Ölmühle in der Tiengener Altstadt.
Training fürs Sportabzeichen
Der Sport und die Bewegung kommen aber nie zu kurz. Und ein bisschen Wettkampf mit sich selbst muss auch sein. So absolvieren einige der Tiengener Turner jährlich das Deutsche Sportabzeichen. „Da geht‘s zum Training auch ins Stadion. Dieses Jahr waren wir zehn Männer“, ist Vogelbacher stolz. Sogar vier oder fünf Frauen aus der Gruppe „Bodyforming“ des Tiengener Turnvereins haben sich dem Training fürs Sportabzeichen angeschlossen. Männergymnastik und Bodyforming zusammen fürs Sportabzeichen – geht ganz einfach beim TV Tiengen.