Wenn Thomas Schäfer arbeitet, hat er den besten Blick auf den Sportplatz. Der 49-jährige Trainer des SV Waldhaus ist seit mehr als 30 Jahren als Bierbrauer bei der Brauerei Waldhaus beschäftigt. Und diese liegt nur wenige Hundert Meter von der Spielstätte seiner Kicker entfernt. „Ich könnte sehen, ob meine Jungs fleißig trainieren“, schmunzelt er. Doch keine Angst: Schäfer steht bei Training und Spiel auf oder neben auf dem Platz.
Seit der Winterpause der Saison 2016/17 trainiert Schäfer die erste Mannschaft des SV Waldhaus. Damals hatte er das Team von Michael Hägele übernommen, der später zum SV Buch gewechselt war. Die derzeit noch unterbrochene Saison ist also die fünfte für Schäfer bei den Aktiven der Brauereifußballer, wie die Kicker des SV Waldhaus oft genannt werden. Schäfer ist aber nicht in der Brauerei oder auf dem Sportplatz zu Hause. Er wohnt im benachbarten Brunnadern, das wie Waldhaus ein Ortsteil der Gemeinde Weilheim ist.
Auch zu Hause wird oft über Fußball gesprochen. Die Kinder der Familie Schäfer sind Tochter Marie (16) und die beiden Söhne Yannik und Lukas. Die 21-jährigen Zwillinge zählen zum Stamm der ersten Mannschaft des SV Waldhaus, wobei Yannik mit acht Treffern gemeinsam mit dem Stühlinger Adelin Oborocianu die Torjägerliste der Kreisliga A-Ost anführt.

Den fußballerischen Werdegang seiner beiden Söhne begleitete Thomas Schäfer vor seiner Tätigkeit bei den Aktiven auch als Trainer in deren Zeit als Kinder und Jugendliche. Sowieso liegt dem Vater die Jugend sehr am Herzen. „Meine Zeit als Jugendtrainer hat mir viel Spaß gemacht. Die Jugendlichen geben dir auch viel zurück“, schwärmt er von seiner Zeit, als er sich um den Nachwuchs des SV oder der SG Waldhaus gekümmert hat. Viele Meisterschaften, Hallentitel und Bezirkspokalsiege hat er mit der C-, D- und E-Jugend seit dem Jahr 2000 in mehr als zehn Jahren gesammelt. Unvergessliche Momente habe er erlebt, so dass er noch heute schwärmt: „Ich könnte mir durchaus vorstellen, noch einmal eine Jugendmannschaft zu trainieren.“
Solche Pläne und Ideen bedeuten aber nicht, dass Thomas Schäfer die Lust aufs Training der Aktiven des SV Waldhaus verloren hat. Mit Akribie geht er an seine Arbeit. Halbe Sachen sind nicht sein Ding. Das zeigt sich an seinem fußballerischen Werdegang. Begonnen hat er im Nachwuchs des SV Waldhaus, spielte aber auch in der D-Jugend des SV Nöggenschwiel und in der A-Jugend des SV Höchenschwand. Als Aktiver des SV Waldhaus begann er 1990 sogar für eine Saison in der Bezirksliga, stieg aber mit dem Verein in die Kreisliga A und 1997 sogar in die Kreisliga B ab. An einen Wechsel dachte er nie. Ganz im Gegenteil: Schäfer trug sogar als 40-Jähriger noch das Trikot der zweiten Mannschaft des SV Waldhaus, ehe er 2011 seine Laufbahn beendete.
Zuvor hatte er sich aber noch entschlossen, den Trainer-Schein zu machen. 2016 war es dann soweit, dass er auch als Trainer von den Jugendlichen zu den Aktiven wechselte. In den drei Spielzeiten bis 2019 mischte der SV Waldhaus als Tabellenvierter und zwei Mal sogar als Dritter stets vorn mit. Allerdings dauerte es bis zur vergangenen Runde, die im März 2020 abgebrochen wurde, dass der Sprung in die Kreisliga A gelang. „Wir wurden Corona-Meister“, erinnert sich Schäfer noch an diesen speziellen Meistertitel, der trotz der widrigen Umstände rund um Corona gebührend gefeiert wurde.

In der laufenden Runde belegt der SV Waldhaus den dritten Platz hinter dem FC Weizen und dem SV BW Murg. Mit seinem Co-Trainer Oliver Baumgartner und Torwarttrainer Thomas Oberst ist er stolz darauf, dass der Aufsteiger in der höheren Liga bisher eine ganz gute Saison gespielt habe, habe das Ziel doch erst einmal darin bestanden, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben. Jetzt sind auf einmal die Karten neu gemischt. „Bezirksliga – warum nicht? Irgendwann“, sinniert er über die Zukunft.
Wenn es aber mal klappen sollte mit dem Aufstieg, wolle man auf den bewährten Stamm bauen. „Punktuell müssten wir uns dann verstärken, aber nicht um jeden Preis“, sagt er. Der Verein habe mit Natur- und Kunstrasenplatz sowie einem schmucken Vereinsheim gute Voraussetzungen. „Auch mit seiner Jugendarbeit ist unser Verein gut aufgestellt“, versichert Schäfer. Das Turnier um den Waldhaus-Cup im Sommer sei eines der beliebtesten Sportereignisse der Umgebung und stets hervorragend besucht.
Auch an innovativen Ideen mangelt es den Verantwortlichen beim SV Waldhaus nicht. So initiierte Schäfer schon einen Vortrag mit dem Sportpsychologen Rainer Kiefer aus Kirchzarten, dem Inhaber der Nordic-Schule Notschrei, der das Training der „Ersten“ unter die Lupe nahm und einen weiteren ganzen Tag dem Verein zur Verfügung stand. „Das war sehr interessant und motivierend“, erinnert sich der Trainer.

Auch die Sponsoren halten dem SV Waldhaus die Treue. Alle zwei Jahre gibt‘s ein neues Trikot von der Waldhaus-Brauerei. Auch die Jugend komme dabei nicht zu kurz. „Wir können uns nicht beschweren“, weiß Schäfer. Geld für Spieler werde nicht ausgegeben. Da ist er sich mit Spielausschuss-Vorsitzendem Andreas Bächle einig. „Statt einer Punkteprämie spendiere ich einen Kasten Bier oder ich lade alle zu einer Brauereibesichtigung ein.“
Den Zusammenhalt stärken auch gesellige Aktivitäten. Bei Spielen am Samstag gehe man stets noch gemeinsam zum Essen. „Wir waren auch mal zum Golfspielen in der Schweiz oder zum Eishockey in Herrischried und Schwenningen„, sagt Schäfer, der sich auch von Corona nicht ausbremsen lassen will: „Vor Weihnachten haben wir eine individuelle Lauf-Challenge gemacht, bei der wir insgesamt auf 1000 Kilometer Joggen in drei Wochen gekommen sind.“ Bald gibt es nochmals eine Zoom-Konferenz mit der Mannschaft sowie ein Online-Training.
Der Zusammenhalt im Verein ist groß, wenn‘s zur Zeit auch leider nur in digitaler Form möglich ist.