Fußball-Kreisliga B-3: – Markus Fehrenbacher atmet erst einmal ganz tief durch: „Es bleibt uns nicht viel übrig, als diese zwei Jahre abzuhaken.“ Der Trainer der SG Höchenschwand/Häusern, seit 2018 gemeinsam mit Axel Mutter verantwortlich, tut sich schwer in der Analyse: „Wir haben echt viel geleistet, aber nichts gewonnen. So gesehen, ist es schon ein Blick zurück im Zorn.“

Aber – und nun hellt sich das Gesicht des 37-Jährigen aus dem Ortsteil Strittberg auf: „Wir werfen jetzt sicher nicht die Flinte ins Korn. Im Sommer greifen wir halt jetzt ein drittes Mal an“, ringt er sich ein verschmitztes Lächeln ab: „Ehe wir nicht wieder zurück in der Kreisliga A sind, hören Axel und ich nicht auf.“

Markus Fehrenbacher blickt zurück Video: Scheibengruber, Matthias

Die beiden Trainer sind nicht nur am Spielfeldrand ein Team. Sie sind seit Jahren ein Symbol für die hervorragend zusammengewachsenen Fußballteams des SV Höchenschwand und des SV Häusern: „Axel und ich, wir ticken ähnlich. Jeder weiß, was der andere denkt“, deutet er an, dass das Trainer-Team sich nicht nur gefunden hat, sondern auch mitverantwortlich ist, für den Aufschwung, den der Fußball rund um das „Dorf am Himmel“ genommen hat: „Es gab Zeiten, da kam kein Mensch mehr zum Fußball. Und nun treten wir auswärts an und freuen uns über den Rückhalt von 60, 70 Leuten, die uns unterstützen“, zieht Fehrenbacher den Hut vor dem Anhang: „Und wir hören nicht selten, dass die Leute uns sagen, dass sie seit Jahren nicht mehr soviel Spaß am auf dem Sportplatz hatten.“ Diesen treuen Seelen hätten die beiden Trainer längst gerne einmal von Herzen „Danke“ gesagt. Ein Dankeschön in Form des Aufstiegs: „Ohne dieses verflixte Corona würden wir längst in der Kreisliga A spielen“, ist Markus Fehrenbacher überzeugt.

Und der 37-Jährige muss es wissen, denn so gut wie er, kennt kaum einer das Wesen des SV Höchenschwand. Mit sechs Jahren trat Markus Fehrenbacher dem Verein bei, blieb ihm über Jahrzehnte treu. Einzig zwischen 2016 und 2018 gestattete er sich eine Auszeit: „Zuvor war ich vier Jahre lang Spielertrainer der Zweiten – da habe ich gemerkt, wie viel Spaß mir das Traineramt macht.“

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Trotzdem dauerte es zwei Jahre, bis die Verantwortlichen der Spielgemeinschaft das Duo „Fehrenbacher und Mutter“ davon überzeugen konnten, die „Erste“ zu übernehmen. Die beiden Gleichaltrigen übernahmen vor drei Jahren eine Mannschaft, die zwischen Baum und Borke schwebte. Als Tabellenelfter fristete die SG Höchenschwand/Häusern – drei Jahre nach dem Abstieg aus der Kreisliga A – seinerzeit ihre Dasein im Niemandsland des regionalen Fußballs.

Markus Fehrenbacher zur Motivation Video: Scheibengruber, Matthias

Mit einer klaren Ansage machten Markus Fehrenbacher und Axel Mutter den Spielern klar, dass sie gewillt sind, das Potenzial zu wecken. Schließlich hatte der Verein, genau 90 Jahre nach seiner Gründung einen guten Ruf zu verlieren. Vier Mal waren die Kicker vom Berg schon in der Kreisliga A, erfreuten sich einer herrlich gelegenen Sportanlage am Rothaus-Turm. Diese wurde übrigens dieser Tage mit einer nagelneuen Flutlichtanlage aufgemotzt.

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Den Fußballern ging schon vor drei Jahren ein Licht auf. Sie starteten furios, standen nach der Vorrunde an der Spitze und hatten noch kurz vor Saisonende die Chance, die Relegation zu erreichen. „Das klappte leider nicht, aber wir wurden Dritter – damit hatten die kühnsten Optimisten nicht gerechnet“, blickt Fehrenbacher aufs erste Jahr.

Trainer Markus Fehrenbacher von der SG Höchenschwand/Häusern: „Egal, was kommt. Egal, wie die Saison verläuft. Egal, ob ...
Trainer Markus Fehrenbacher von der SG Höchenschwand/Häusern: „Egal, was kommt. Egal, wie die Saison verläuft. Egal, ob unterbrochen werden muss. Müssen wir noch einmal eine Saison ohne sportliche Entscheidung erleben – in welcher Form auch immer – wäre das für uns und für den Fußball eine echte Katastrophe.“ | Bild: Scheibengruber, Matthias

Mit hohen Zielen ging es in die Saison 2019/20: „Wir wollten die Leistung bestätigen und vielleicht sogar noch etwas mehr erreichen.“ Als Mitfavorit gestartet, lief es im Herbst 2019 fast optimal: „Wir haben den SV Obersäckingen mit einem 4:0 nach Hause geschickt“, schwärmt Markus Fehrenbacher noch immer. Doch als die Corona-Pandemie den Spielbetrieb stoppte, lag sein Team trotzdem nur auf Rang zwei: „Zwei unnötige Niederlage“, konstatiert Fehrenbacher: „Ausgerechnet gegen unsere Angstgegner aus Dogern und Eschbach – das verstehe ich nicht, wieso wir ausgerechnet gegen diese Teams patzen.“

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Zu diesen Ausrutschern gesellte sich dann die Entscheidung des Südbadischen Fußballverbandes, die Spielzeit mit der Quotientenregelung abzubrechen – und keine Relegation zuzulassen: „Wir hatten bis zuletzt gehofft, entsprechende Initiativen unterstützt“, erinnert sich Markus Fehrenbacher, der allerdings weiß, dass auch eine Quotienten-Relegation nichts genutzt hätte: „Da wäre der SV Berau als unser Kontrahent aus der Staffel 4 tatsächlich einen Tick besser gewesen.“

War es also 2019 knapp und 2020 hauchdünn, war nun der Kampfgeist der Kombinierten aus Höchenschwand und Häusern entfacht: „Schon beim Corona-Training war zu spüren, dass unsere Jungs heiß waren“, spürten Fehrenbacher und Mutter die Aufbruchstimmung: „Wir starteten in die Vorbereitung mit dem Ziel Meisterschaft.“

Markus Fehrenbacher zum Kader Video: Scheibengruber, Matthias

Angstgegner ist der SV Eschbach

Als erster Test nach zwei intensiven Trainingswochen stand ein Pokalspiel auf dem Programm. Gegner war der SV Eschbach und es verwunderte am Ende niemanden, dass nach dem Elfmeterschießen einmal mehr der „Lieblingsgegner“ jubelte: Torwart Peter Booz hatte alle Versuche vom Punkt entschärft, die Generalprobe der SG Höchenschwand/Häusern war missglückt.

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Aber die Mannschaft nahm die Pleite als „Hallo wach“-Signal. Siegreichen Testspielen gegen den SV Nöggenschwiel und den SV Gurtweil folgten zum Saisonauftakt zwei Spiele, in denen die Weichen gestellt wurden. Das Derby gegen den Nachbarn von der anderen Seite der Albschlucht wurde – vor großer Kulisse, die die Hygiene-Auflagen an ihre Grenzen brachte – mit 3:1 gewonnen: „Und der FC Dachsberg zählte zu den Mitfavoriten“, zollt Fehrenbacher dem Konkurrenten viel Respekt.

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Danach kreuzte erneut der SV Eschbach auf. Mit einem 5:2-Kraftakt wurde der ewige Fluch beendet, der Bann war gebrochen. Eine Woche später fuhr der FC 08 Bad Säckingen II mit einer deftigen 0:13-Packung zurück ins Tal. Nun eilte die SG Höchenschwand/Häusern von Sieg zu Sieg, hatte nach acht Spielen schon stolze 24 Punkte und 38:3 Tore. Dahinter folgte der FC Dachsberg.

Nicolas Berger letzter Torschütze

Dass das Heimspiel gegen den zweiten „Angstgegner“ SV Dogern der bis heute letzte Auftritt der Mannschaft sein würde, ahnte an diesem 25. Oktober 2020 noch niemand, auch Fehrenbacher nicht: „Zwar wussten wir um die gestiegenen Inzidenzzahlen, aber noch hatten wir Hoffnung, dass wir zumindest bis zur Winterpause spielen können.“

Fast historisch: Nicolas Berger (links, im Pokalspiel gegen den SV Eschbach) erzielte beim 1:0-Sieg gegen den SV Dogern in der ...
Fast historisch: Nicolas Berger (links, im Pokalspiel gegen den SV Eschbach) erzielte beim 1:0-Sieg gegen den SV Dogern in der Schlussminute das bislang letzte offizielle Tor der SG Höchenschwand/Häusern. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Das finale Spiel entpuppte sich als Zitterpartie. Schiedsrichter Axel Amann hatte schon die Uhr im Blick, als Simon Ebner in der Schlussminute einen letzten Steilpass erlief: „Den wollte er unbedingt noch haben und flankte scharf vors Tor.“ Dort stand Nicolas Berger goldrichtig, köpfte den Ball an Schlussmann Ludwig Jehle vorbei zum 1:0-Sieg ins Netz. Es war der neunte Sieg im neunten Spiel für die SG Höchenschwand/Häusern – und bis heute auch der letzte.

Dass der Sieg am Ende wertlos sein würde, ahnte auch vier Tage später noch keiner: „Der nächste Spieltag war abgesagt, der Lockdown beschlossen. Wir verzichteten aufs Training, saßen beieinander und überlegten, wie es wohl weiter gehen wird“, erinnert sich Markus Fehrenbacher: „Unsere Hoffnung lag auf dem Frühjahr. Ich bin immer noch sicher, dass wir das dann auch durchgezogen hätten.“

Markus Fehrenbacher verrät ein Geheimnis Video: Scheibengruber, Matthias

Als der SBFV im Februar seine Pläne – Re-Start am 9. Mai oder Saisonabbruch – wuchs in Fehrenbacher ein ungutes Gefühl: „Wir haben uns dann auf den Stufenplan fixiert, machten Pläne für eine Rückkehr ins Training ab Ostern. Florian Maier, Eduard Mark und Kevin Matt boten ein gut genutztes Online-Training an. Wir wären parat gewesen“, ist der Trainer überzeugt.

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Die Mini-Hoffnung, dass die unterbrochene Saison bis Sommer 2022 ausgedehnt werden könnte, scheiterte auch an den Vorgaben des DFB, der eine Änderung der Spielzeiten nur bis 30. Juni 2021 genehmigt: „Verstehe ich nicht. Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Entscheidungen. Da hätte man früher die Weichen stellen können“, findet Fehrenbacher, der heute noch mit gemischten Gefühlen an den Abend dieses 9. April denkt.

„Wird es Tatsache, tut es weh...“

„Ein Abend zum Vergessen. An dem Abend wurde bekannt, dass die Saison annulliert wird. Obwohl wir ja wussten, dass es passieren wird: Wenn es dann Tatsache wird, tut es schon weh“, gibt er offen zu, dass er einige Tage daran zu knabbern hatte: „An dem Abend war ich bei Felix Baumgartner, im Verein für die Organisation verantwortlich, zu Besuch. Wir haben gemeinsam getrauert“, will er nicht ins Detail gehen, wie die Frustbewältigung ausgesehen hat.

Markus Fehrenbacher zum Standing im Club Video: Scheibengruber, Matthias

Mittlerweile sind ein paar Wochen ins Land gezogen. Die Flutlichtanlage steht mittlerweile. Das Trainer-Duo blickt nach vorn und nicht zurück: „Die Mannschaft bleibt nahezu komplett zusammen. Wir hoffen, den einen oder anderen Ex-Spieler zurück holen zu können“, so Fehrenbacher: „Und wenn es wieder losgeht, greifen wir ein drittes Mal an. Uns ist klar, dass es wieder bei Null losgeht und wir uns für vergangene Siege nichts kaufen können. Aber der Wille, Meister zu werden, ist eindeutig.“

Seinen innigsten Wunsch aber richtet Markus Fehrenbacher an den Fußballverband: „Egal, was kommt. Egal, wie die Saison verläuft. Egal, ob unterbrochen werden muss. Müssen wir noch einmal eine Saison ohne sportliche Entscheidung erleben – in welcher Form auch immer – wäre das für uns und für den Fußball eine echte Katastrophe.“