Fußball: – Fern der Heimat und richtig glücklich. Zusammen mit seiner Freundin lebt Robin Kalem aus Lottstetten seit einem guten halben Jahr in Hannover und blickt zufrieden auf die Vorrunde mit der U23 von Hannover 96 zurück. Der 22-Jährige hat sich beim Aufsteiger in die 3. Liga etabliert und weist bei 18 Einsätzen eine stolze Bilanz von vier Toren und vier Assists auf: „Wir stehen zwar noch unterm Strich, aber haben alle Chancen, in der Liga zu bleiben. Dieses Ziel steht über allem.“
Der Schritt von seinem Jugend- und Herzensverein, dem Grasshopper Club Zürich, in die Niedersachsen-Metropole fühlt sich für Robin Kalem gut an. Der Offensivspieler ist in der Mannschaft von Trainer Daniel Stendel eine feste Größe. Zwar steht die Reserve des Zweit-Bundesligisten aktuell noch auf einem Abstiegsplatz, doch zum rettenden Ufer fehlen vor dem Start am Freitagabend gegen den Tabellensiebten Erzgebirge Aue lediglich zwei Punkte. „Unterm Strich fehlte uns vor der Winterpause ein Sieg“, strahlt Robin Kalem, den der SÜDKURIER bei seinem Heimatbesuch traf, viel Zuversicht aus: „Ich bin guter Dinge, dass wir in der Liga bleiben können. In der dritten Liga kann jeder jeden Gegner schlagen.“
Schon mit fünf Jahren zu Grasshoppers
„Ich spiele Fußball, seit ich laufen kann“, erzählt Robin Kalem, der bei den Bambini des SV Lottstetten, dem Stammverein seines Vaters Spomenko „Mico“ Kalem, seine ersten Schritte auf dem Fußballplatz machte. „Bei einem Jugendturnier in Lottstetten wurde ein Trainer von Grasshopper Zürich auf mich aufmerksam. Er wollte umgehend mit meinen Eltern sprechen“, erinnert sich Kalem, der damals gerade einmal fünf Jahre alt war. Der Wechsel war schnell eingetütet. In den nächsten Jahren lief Robin Kalem dann im blau-weißen GC-Trikot beim Jugendturnier in Lottstetten auf und maß sich mit seinen bisherigen Mitspielern.

Im Nachwuchs des Züricher Traditionsvereins durchlief Kalem alle Altersklassen. Nach erfolgreichem Abschluss bei der Realschule Jestetten machte Robin Kalem den nächsten Schritt. Mit der Mittleren Reife in der Tasche sein Elternhaus und lebte fortan bei einer Gastfamilie in der Schweiz: „Das war anfangs ungewohnt, aber es war ja nicht so weit weg von zu Hause.“
Aufstieg mit GC war das bisher Größte
In Zürich ging er weiter auf die Schule, unterschrieb als 17-Jähriger bereits seinen ersten Profivertrag bei den Grasshoppers. Schon in seiner ersten Aktivsaison feierte er den größten Erfolg seiner noch jungen Karriere: „Unsere Rückkehr mit dem Grasshopper Club Zürich in die Super League war für mich schon etwas ganz Besonders“, erinnert er sich lächelnd: „Der Aufstieg damals war das bisher Größte in meiner Fußballer-Karriere.“

Ein wichtiger Schritt in seiner Entwicklung war danach die Zeit beim FC Schaffhausen, quasi vor der Haustüre der Kalems. Die Spielstätte des Schweizer Zweitligisten ist gerade einmal 16 Kilometer von Lottstetten entfernt. Als Leihspieler fand sich Robin Kalem schnell in der Challenge League zurecht: „Wir hatten dort sehr gute Bedingungen und hätten im ersten Jahr fast den Aufstieg geschafft“.

Fast-Aufstieg mit FC Schaffhausen
Als Vizemeister hinter dem FC Winterthur scheiterte der FC Schaffhausen in der „Barrage“, wie in der Schweiz die Relegation bezeichnet wird, knapp mit 2:2 und 0:2 am FC Luzern. Weil es für den Rechtsaußen in Schaffhausen sehr gut lief, wurde seine Leihe für die Saison 2022/23 verlängert wurde.
Zurück bei den Grasshoppers lief es in der Saison 2023/24 für Kalem nicht rund. Der Lottstetter trainierte mit den Profis, schaffte den Sprung ins Kader allerdings nicht. Somit kam er lediglich bei der U21-Elf in der höchsten Schweizer Amateurklasse zum Einsatz: „Es war keine einfache Zeit. Aber ich konnte regelmäßig Fußball spielen.“

Über seinen Berater entstand der Kontakt zu Zweitligist Hannover 96 und dessen U23, die zu diesem Zeitpunkt noch in der Regionalliga spielte. „Mein Interesse war schnell geweckt, denn sie haben mir eine coole Perspektive aufgezeigt, wie sich die Zukunft gestalten könnte. Die Pläne von Hannover 96 und von mir haben sich gedeckt“, so Kalem: „Das hat mir einfach gefallen.“

Umso schöner ist es für ihn, dass die 96er-Reserve zwischenzeitlich den Aufstieg in die 3. Liga geschafft hatte. Das Team von Daniel Stendel wurde Meister der Regionalliga Nord und setzte sich im Juni im Elfmeterschießen der Relegation gegen die Würzburger Kickers, Meister der Regionalliga Bayern, hauchdünn durch.
Vor Weihnachten im Profi-Training dabei
Nach dem SV Lottstetten ist Hannover 96 damit erst der zweite deutsche Verein von Robin Kalem. Ein gewaltiger Sprung, den der 22-Jährige bestens gemeistert hat. In der Mannschaft von Trainer Daniel Stendel zählt Kalem zu den wichtigsten Spielern, ist bester Torschütze und Vorlagengeber. „Der Trainer fordert eine hohe Intensität. Das gefällt mir“, ist Kalem mit der Entwicklung mehr als zufrieden: „Vielleicht ist es genau das, was mir noch gefehlt hat.“ In der Länderspiel-Pause vor Weihnachten folgte für die Belohnung auf dem Fuß: Robin Kalem durfte bei den Zweitliga-Profis unter Trainer Stefan Leitl, der mittlerweile durch André Breitenreiter ersetzt wurde, trainieren.
Nicht nur die mediale Aufmerksamkeit, die die 3. Liga in Deutschland genießt, begeistert Robin Kalem: „Jedes Auswärtsspiel in dieser Liga ist ein Knaller“, denkt er an Gastspiele in Aachen, Osnabrück und Dresden zurück. Richtig beeindruckend war für den Mann mit der Rückennummer 24 allerdings das Spiel vor knapp 30.000 Zuschauern im Rostocker Ostseestadion: „Da habe ich schon den einen oder anderen Gänsehaut-Moment erlebt.“

Den will er spätestens Mitte Mai nach dem Saisonfinale zu Hause gegen Hansa Rostock mit dem Ligaverbleib noch einmal erleben: „Wir haben die Fähigkeiten in der Mannschaft, in der 3. Liga zu bleiben. Und ganz persönlich möchte ich an meine Vorrunde anknüpfen und der Mannschaft weiter helfen unsere Ziele zu erreichen.“