Tevfik, Sie haben mit dem FC 08 bislang drei Endspiele bestritten, auf einen Sieg 2016 folgte erst eine Niederlage 2018 und dann wieder ein Sieg 2019. Müssten Sie am Samstag nicht lieber zuhause bleiben?

(lacht) Dann wird es höchste Zeit, dass diese Serie durchbrochen wird. Außerdem nehme ich lieber das Spiel von 2016, als wir das Finale gegen Oberachern gewonnen haben. Da war ich dabei, und sollte es deshalb auch diesmal wieder sein.

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Das ist mittlerweile sieben Jahre her. Welche Erinnerungen haben Sie an dieses Finale?

Das war sehr emotional. Zum einen, weil es mein erstes Endspiel überhaupt war. Ich wusste gar nicht so recht, was es bedeutet, und um was es geht. Zum anderen, weil wir ein Wechselbad der Gefühle durchlebt haben. Erst mit zwei Toren geführt, dann in Rückstand geraten und am Ende durch drei späte Treffer doch noch gewonnen haben.

Es ist jetzt Ihr erstes Endspiel als Kapitän. Nochmals etwas Besonderes?

Ich bin unheimlich stolz darauf, dieses Team aufs Feld führen zu dürfen. Ein paar zusätzliche Aufgaben kommen außerdem auf mich zu. Sobald aber der Anstoß erfolgt ist, bin ich ein ganz normaler Spieler, wie alle anderen auch.

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Ergänzen Sie bitte diesen Satz: Der FC 08 wird nicht zum dritten Mal in dieser Saison gegen Oberachern verlieren, weil…

…ich an diese Mannschaft glaube. Die Spieler sind zwar noch sehr jung, haben aber schon eine gewisse Reife. Ich bin nun schon viele Jahre – mit einer kurzen Unterbrechung – in Villingen. Doch ein solches Team mit diesem Zusammenhalt und diesen starken Charakteren habe ich selten erlebt.

Als Villingen das von Ihnen angesprochene Finale 2016 ebenfalls gegen Oberachern gewonnen hat, setzte es zuvor auch zwei Niederlagen in der Liga gegen diesen Gegner.

Das ist doch ebenfalls ein gutes Omen. Also nehmen wir dieses Jahr als Beispiel, an dem wir uns orientieren.

Was macht es so unangenehm, gegen diesen Gegner zu spielen?

Es ist eine sehr robuste Mannschaft, physisch stark, und die mit viel Leidenschaft auftritt.

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Auf was wird es bei Euch ankommen?

Wir müssen von Anfang an voll fokussiert sein und die kollektive Energie auf den Platz bringen.

Und was darf auf keinen Fall passieren?

Dass wir verlieren (lacht). Im Ernst: Selbst bei Rückschlägen darf der Kopf nicht nach unten gehen. Egal in welcher Situation, egal wie der Spielstand ist.

Kann nur der Pokalsieg eine, gemessen an den Vorgaben im Vorfeld, enttäuschende Saison noch retten?

Das muss ich relativieren. Als diese Erwartungshaltung entstand, konnte noch niemand mit einer solch turbulenten Saison mit vielen Abgängen, dem Trainerwechsel und allem, was sonst noch passiert ist, rechnen. Deshalb ist die Saison abgehakt, wir haben den Klassenerhalt geschafft, mit dem Endspiel ein weiteres Ziel erreicht. Um aber auf die Frage zurückzukommen: Um retten geht es gar nicht. Jeder von den Spielern hat den Pokalsieg verdient. Wie jeder mit der ganzen Situation umgegangen ist, wie sich die Spieler gegenseitig unterstützt und aus Löchern wieder rausgezogen haben, davor ziehe ich alle Hüte, die ich habe.

Mögen Sie grundsätzlich solche K.o.-Spiele im Pokal?

Es gibt für einen Sportler doch nichts Schöneres, als wenn es um alles geht. Der Spaß steht im Vordergrund, es geht aber auch ums Gewinnen. Dazu muss jeder noch einmal Revue passieren lassen, was er bereits erreicht hat. Daraus lassen sich Freude und Glücksgefühle ziehen, wodurch Lockerheit entsteht. Die brauchst du, um den letzten Schritt zu gehen.

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So ein Endspiel ist etwas Besonderes. Verändern Sie in der Woche davor ihre Routine?

Natürlich. Ich habe mich die ganze Woche über schon in einem Hotel eingemietet, gehe nicht arbeiten, der Kontakt zu meiner Familie und meinen Freunden liegt auf Eis (lacht). Nein im Ernst, hier etwas zu verändern macht doch gar keinen Sinn. Jeder soll das tun, mit dem er sich am wohlsten fühlt. Wenn er zwei Tage vorher noch ein Bier trinken möchte, soll er dies machen. Alles andere wäre kontraproduktiv, würde zu mehr Nachdenken und damit zu mehr selbst auferlegtem Druck führen.

Was zählt mehr: der Pokalsieg an sich oder der Einzug in den DFB-Pokal?

In erste Linie der Titel. Er ist es, warum wir alle seit klein auf Fußball spielen. Der Vorteil ist, dass beides miteinander einhergeht. Jeder, der schon einmal das Erlebnis DFB-Pokal hatte, will diese Gefühle in einer solchen Atmosphäre nochmals mitmachen. Weil die einfach unbeschreiblich sind und man sein Leben lang davon erzählen kann.

Oberachern ist Cupverteidiger, doch es ist ewig her, dass eine Mannschaft den südbadischen Verbandspokal zweimal in Folge gewonnen hat. Bleibt dies so?

Unser Gegner wird sicherlich alles daran setzen, diese Serie zu ändern Wir haben etwas dagegen, wollen dieses Jahr den Pokalsieg und dann in der kommenden Saison den Titel verteidigen.

Fragen: Kai Blandin