Tina Fröhlich

Eishockey: Boaz Bassen bestreitet aktuell seine erste Saison als Eishockey-Profi für die Schwenninger Wild Wings. Und er spielt sie außergewöhnlich gut. Dabei ist seine Karriere bislang eher ungewöhnlich – und doch auch wieder nicht. Boaz Bassen wurde Eishockey im wahrsten Sinne des Wortes in die Wiege gelegt. Sein Vater Mark spielte als Profi ebenfalls in Schwenningen, Großvater Hank und Onkel Bob waren in der NHL aktiv. Cousin Chad ist in dieser Saison in der DEL für die Nürnberg Ice Tigers tätig.

Vor drei Jahren kehrte der Youngster zurück an seinen Geburtsort, schloss sich den Wild Wings Future an. Gekommen war er aus Kanada, dem Heimatland seines Vaters, hatte dort für eine Saison bei den UFA Bisons in der Juniorenliga gespielt. Dafür hatte der damals 17-Jährige so einiges auf sich genommen.

Und rein damit: Boaz Bassen trifft beim Heimspiel gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven.
Und rein damit: Boaz Bassen trifft beim Heimspiel gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven. | Bild: Roger Müller

Zuvor hatte Boaz Bassen mit seiner Familie im amerikanischen Pekin im Bundesstaat Illinois gelebt, wo Vater Mark als Pastor tätig war. Der Junior wollte aber unbedingt für die Bisons spielen, die als exzellenter Ausbildungsklub bekannt sind. Dafür benötigte Boaz allerdings neben seinem amerikanischen auch einen kanadischen Pass sowie kanadische Erziehungsberechtigte. Flugs zog er zu Onkel Brian, musste aber noch lange Wochen warten, ehe er endgültig die Papiere erhielt. Schon in jungen Jahren bewies er also Ausdauer und Durchsetzungsvermögen.

Das könnte Sie auch interessieren

Er meistert Herausforderungen mit Bravour. Schon damals in Strathmore, wo die Bisons beheimatet sind, musste Bassen auf seine Eltern und seine drei Geschwister verzichten. Auch in den ersten beiden Jahren in Schwenningen lebte der heute 20-Jährige alleine, zunächst im Internat, später in seinem eigenen Appartement.

Das könnte Sie auch interessieren

Seit vergangenem Jahr ist nun die gesamte Familie in Schwenningen. Vater Mark ist Assistenztrainer der DNL U 20-Mannschaft, Nesthäkchen Emma spielt in der U 11, Bruder Charlie in der U 15 der Wild Wings Future. Lediglich Schwester Alex ist etwas „aus der Art geschlagen“ und spielt lieber Fußball. Und Mama Laura hält sich lieber im Hintergrund. „Es ist schon toll, dass meine Familie jetzt da ist. Immer wenn ich frei habe, verbringe ich meine Zeit mit ihnen“, sagt der Älteste, der aber ganz selbstverständlich in seiner eigenen Wohnung lebt.

So emotional bejubelt ein Youngster seinen ersten DEL-Treffer.
So emotional bejubelt ein Youngster seinen ersten DEL-Treffer. | Bild: Roger Müller

Mittlerweile findet sich Boaz Bassen bestens in Schwenningen zurecht, was auch an seinem deutlich verbesserten Deutsch liegt. „Nächste Saison können wir auf deutsch miteinander sprechen“, verspricht der Doppelbürger lachend. Vermutlich dürfte er dann noch häufiger zu Gesprächen nach Spielen gebeten werden. Schließlich hat sich der Musikliebhaber in rasanter Geschwindigkeit in die höchste deutsche Liga gespielt. „Wenn mir vor einem Jahr jemand gesagt hätte, dass ich schon fest zum DEL-Team gehöre, hätte ich denjenigen wohl ziemlich verständnislos angeschaut“, erklärt „Bo“ mit einem ganz breiten Grinsen. „Ein Traum ist wahr geworden und ich lebe diesen Traum. Dass es so schnell geht, damit habe ich nicht gerechnet.“

Das könnte Sie auch interessieren

Vielmehr hatte sich der Förderlizenzinhaber eher bei den Kooperationspartnern Lindau in der Oberliga oder bestenfalls in Ravensburg in der DEL 2 gesehen. Für die Towerstars absolvierte Bassen im Oktober und November 18 Spiele unter Trainer Rich Chernomaz. Der Ex-Schwenninger war es auch, der seinen jungen Verteidiger eines schönen Tages zum Gespräch bat und ihn fragte, ob er sich auch vorstellen könne, im Sturm zu spielen. „Ich hatte vorher nur ein Spiel unter ihm gemacht und das als Verteidiger. Dann kam dieses Gespräch. Ich war echt überrascht und ein wenig geschockt. Aber ich dachte, wenn er meint, dass ich als Stürmer besser bin, werde ich das spielen“, erzählt der Neu-Allrounder.

Boaz Bassen machte seinen neuen Job offensichtlich ganz gut, denn bis heute wird der Mann mit der Rückennummer 64 auch bei den Schwenningern als Offensivkraft eingesetzt. Sein erster Treffer in der DEL gelang ihm im Januar gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven. „Natürlich habe ich den Puck bekommen“, nickt er mit einem Lachen. Das gehört sich auch so.

Doch der Linksschütze blickt schon wieder voraus. Vermutlich wird er nach dem Ende der DEL-Saison noch mit den Ravensburgern Playoffs spielen, sollten es die Towerstars in die Endrunde schaffen. Dann beginnt quasi schon die Vorbereitung auf die zweite DEL-Spielzeit seiner Karriere. „Wir werden mehr Druck haben durch die Abstiegsregelung“, weiß der sympathische Neuprofi. „Aber wir werden ganz sicher besser sein als dieses Jahr. Ich freue mich wirklich auf die nächste Saison.“

Stellt sich noch die Frage, auf welcher Position er spielen wird. „Ich weiß es nicht“, sagt Boaz Bassen lachend. „Vermutlich werde ich als Stürmer spielen. Dann will ich versuchen, offensiv besser zu werden und ein paar mehr Punkte zu machen.“ Und einfach seinen Traum weiterleben.