Eishockey: Noch zehn Spiele haben die Wild Wings in dieser DEL-Saison zu absolvieren, vier davon zu Hause. Am Freitag gastieren die Kölner Haie (19:30 Uhr) in der Helios Arena, am Sonntag geht es nach Nürnberg zu den Ice Tigers (19 Uhr). Der Schwenninger Kader wird dann erheblich ausgedünnt sein, denn kurz vor Saison-Ende haben etliche Profis den Klub verlassen.
Wenn der scheidende Sportmanager Jürgen Rumrich zu der wöchentlichen Spieltags-Pressekonferenz in den Katakomben der Helios Arena erscheint, gibt es in der Regel etwas Wichtiges zu verkünden. An diesem Donnerstag allerdings war es für den 51-Jährigen kein einfacher Gang. Schließlich musste er erklären, was rund um den Bauchenberg in den vergangenen Stunden abgelaufen war. Gleich vier (!) Spieler verließen am Donnerstag die Wild Wings, es hatte tatsächlich etwas von Winterschlussverkauf.
Zunächst trennte man sich auf Wunsch des Spielers von Jordan Caron, der in die Schweiz zu Genf Servette geht. Dann folgte Ersatztorwart Ilya Sharipov, für den eine Anfrage vom ESV Kaufbeuren vorlag. Beim DEL2-Ligisten war die etatmäßige Nummer eins, Stefan Vajs, ausgefallen, so dass man seitens der Allgäuer dringend auf der Suche nach einem einigermaßen erfahrenen Mann war. Sharipov hatte zuvor lediglich sechs Spiele für die Neckarstädter bestreiten dürfen und hatte zudem eine Klausel im Vertrag. Diese besagte, dass sich sein Vertrag automatisch verlängert, sollte er mehr als zehn Partien absolvieren. Weshalb die Schwenninger der Bitte von Kaufbeuren vermutlich gerne nachkamen. „Für Ilya war es eine schwierige Saison. Da wir uns auf seiner Position zur kommenden Spielzeit neu aufstellen werden, lag es nahe, dem Wunsch des Spielers nach mehr Spielpraxis nachzukommen“, wird Geschäftsführer Christoph Sandner in der offiziellen Pressemitteilung zitiert. Somit ist auch klar, dass die künftige Nummer zwei im Tor ein neuer Mann sein wird.
Schließlich wurde am gleichen Tag auch noch der Abgang von Matt Carey nach Schweden zu Leksands IF und der Wechsel von Markus Poukkula zum HC Bozen in die Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) bekannt gegeben. Da Angreifer Simon Danner dem DEL-Klub vom Neckarursprung vor zwei Wochen ebenfalls den Rücken kehrte und nun für den EHC Freiburg spielt, erhöhte sich die Zahl der vorzeitigen Abschiede auf deren fünf. „Es ist für manch einen Fan oder für andere DEL-Klubs sicher schwer zu verstehen, aber wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen“, erklärte Rumrich in Vertretung des terminlich verhinderten Geschäftsführers Sandner. „Wir wollen einerseits unseren jungen Spieler damit mehr Eiszeit und die Möglichkeit zur Weiterentwicklung geben. Andererseits ist es auch eine wirtschaftliche Entscheidung, die wir auf Grund unserer sportlichen Situation so treffen wollen. Wir wissen, dass dies einen faden Beigeschmack hat, hoffen aber auf das Verständnis der Fans und Sponsoren.“
Der Ausverkauf in Schwenningen ruft Erinnerungen an die Reaktion der Wild Wings wach, als die Krefeld Pinguine vor zwei Jahren in ähnlicher Manier gleich sechs Spieler abgaben. Damals hatte sich Rumrich wütend über das Gebaren der Rheinländer gezeigt und von Wettbewerbsverzerrung gesprochen. „Ich weiß, ich habe mich damals sehr aufgeregt. Ich denke dennoch, dass es sich bei uns etwas anders verhält. Wenn ich unsere restlichen Spiele betrachte, greifen wir eigentlich nicht mehr unfair in Positionskämpfe ein“, so Rumrich. Tatsächlich kommt aber mit den Kölner Haien als nächster Gegner eine Mannschaft in die Helios-Arena, die noch um Platz zehn kämpft.
Mit dem ausgedünnten Kader von 20 Profis muss und will Trainer Niklas Sundblad klar kommen. Der Schwede ist einverstanden mit diesen Entscheidungen und freut sich darauf, seine jungen Spieler häufiger in Aktion zu sehen. „Sie werden viel Eiszeit bekommen und ich werde sie vielleicht auch auf anderen Positionen einsetzen“, meint der Coach. Gegen Köln ist auch David Cerny wieder mit von der Partie. Der 19-jährige Stürmer hatte vor der Länderspielpause gegen Düsseldorf ein fulminantes DEL-Debüt gefeiert. Fehlen wird der erkrankte Kai Herpich. Als Backup im Tor wurde Luis Benzing aus Freiburg geholt. Nach zweimonatiger Verletzungspause freut sich zudem Andreas Thuresson auf sein Comeback. „Ich bin hundertprozentig fit, auch wenn meine Wechsel wohl noch etwas kürzer ausfallen werden“, sagt der Stürmer und fügt angesichts der Kaderveränderungen an: „Ich verstehe, dass der Klub Geld sparen kann, bin aber das erste Mal in solch einer Situation. Wir reden darüber und rücken noch enger zusammen. Das hat auch etwas Gutes.“