Eishockey: Was für ein Derby! In diesem Eishockeyspiel am Dienstagabend war wirklich alles drin: Spaß, Spannung, spezielle Szenen. Am Ende hatte diese Partie zwischen den Adlern aus Mannheim und den Schwänen aus Schwenningen auch den richtigen Sieger, die Wild Wings zeigten beim 3:1-Sieg in der Kurpfalz eine unfassbar gute Defensivleistung.

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„Offensive gewinnt Spiele, Defensive die Meisterschaft“, lautet eine viel zitierte Weisheit aus dem Mannschaftssport. Was nun um Himmels Willen nicht darauf hinweisen soll, dass die Schwenninger urplötzlich zu den Titelkandidaten in der Deutschen Eishockey Liga zu zählen sind. Was aber die Neckstädter in der SAP Arena in der Verteidigung zeigten, war schon wirklich beeindruckend. „Die ganze Mannschaft war sehr stark in der Defensive. Wir haben sehr gut in unserer eigenen Zone gespielt, gerade auch angesichts der langen Unterzahl“, befand auch Schwenningens Trainer Niklas Sundblad.

Der Schwede hatte den Gegner, gegen den man fünf Tage zuvor an gleicher Stelle noch 2:3 verloren hatte, offenbar gut ausgeguckt und sein Team entsprechend eingestellt. Nicht, dass die Wild Wings generell defensiver agierten. Vielmehr attackierten die drei Stürmer sehr früh in der gegnerischen Zone, die beiden Verteidiger standen etwas tiefer. Die Offensivkräfte mussten dadurch weite Wege gehen, taten dies nachhaltig, schnell und spritzig. Vor dem eigenen Tor machten alle fünf Feldspieler die Räume unglaublich eng, für die Mannheimer blieb kaum Platz für ihr gefürchtetes Direktspiel. „Der Sieg für Schwenningen geht in Ordnung. Sie haben die Kleinigkeiten besser gemacht und diese Kleinigkeiten entscheiden in dieser engen Gruppe“, lautete die Analyse von Adler-Coach Pavel Gross. Allerdings haderte Gross auch damit, dass seine Mannschaft zwei Mal die Gelegenheit einer doppelten Überzahl ungenutzt ließ.

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Eine der Schlüsselszenen, die der Mannheimer Trainer ansprach, trug sich nach einer guten halben Stunde zu. SERC-Verteidiger Colby Robak versuchte MERC-Stürmer Matthias Plachta hinter dem Tor abzudrängen, geriet dabei ins Stolpern und schob Plachta dadurch heftig in die Bande. Der Mannheimer musste verletzt vom Eis geführt werden. „Ich weiß auch nicht genau, es ging alles so schnell. Wir haben beide versucht uns wegzuschieben und sind dann in die Bande geknallt“, beschrieb Robak die Situation aus seiner Sicht. Böse Absicht konnte man dem Schwenninger sicher nicht unterstellen, dennoch mussten die Schiedsrichter auf fünf Strafminuten plus Spieldauerstrafe entscheiden. Da bereits ein Schwenninger auf der Strafbank saß, mussten die Wild Wings fast eineinhalb Minuten mit Drei gegen Fünf überstehen und danach weitere dreieinhalb Minuten mit einem Mann weniger. Dass sie in dieser Phase ohne Gegentreffer blieben, sorgte für eine Menge Zuversicht im Gästelager.

Hinzu kam, dass der Außenseiter zu diesem Zeitpunkt mit 2:1 führte. Das Zustandekommen dieses zweiten Treffers der Wild Wings passte ebenso zu diesem erstaunlichen Abend. Die Sirene zum Ende des ersten Drittels war längst ertönt, die Teams machten sich auf den Weg in die Kabine, auf der Anzeigetafel stand ein 1:1. Nur ein einzelner Spieler blieb am Ausgang stehen – Andreas Thuresson. Der Stürmer der Schwäne hatte offenbar etwas gesehen, was dann auch den Schiedsrichtern anhand des Videobeweises bewusst wurde: Eine Minute und 13 Sekunden zuvor war der Puck im Mannheimer Tor. Thuresson hatte die Scheibe via Schläger des Gegners Richtung Linie bugsiert, Torwart Brückmann fischte das Spielgerät einen Wimpernschlag zu spät aus seinem Gehäuse. „Da haben wir das Glück auf unserer Seite gehabt und konnten mit der Führung im Rücken unser Spiel weiter durchziehen“, meinte Sundblad. „Dazu war Joacim Eriksson ein wichtiger Faktor. Er hat viel Ruhe reingebracht und war heute sehr stark im Tor.“

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Tatsächlich entpuppt sich der Torhüter der Wild Wings immer mehr als absoluter Glücksfall. Der 30-jährige Schwede wollte nach der Partie jedoch nicht groß über seine Person reden. Er erklärte vielmehr, wie man gegen die Topmannschaften gewinnen kann. „Wir brauchen das Selbstvertrauen, dass wir mit den großen Mannschaften mithalten können. Wir sollten immer daran denken, dass wir auch die Großen schlagen können“, so der Schwede. Dies können die Wild Wings bereits am Samstag wieder zeigen. Dann gastiert der EHC RB München in der Helios-Arena.