Tina Fröhlich

Treffpunkt Hintereingang der Helios-Arena. Die Wild Wings haben zum Trainingsbesuch geladen. Mit Abstand und Maske geht es direkt zum Eingang zur Bahn II. Hier gibt es in diesem Jahr zum ersten Mal ganzjährig Eis und damit die Möglichkeit für die Eishockeyprofis zu trainieren. Allerdings mussten auch die Schwenninger lange darauf warten. Vergangene Woche gab die Landesregierung grünes Licht für die Wiederaufnahme des Trainings in geschlossenen Hallen – unter „verschärften“ Bedingungen.

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In zwei Gruppen begeben sich die Wild Wings zwei Mal in der Woche auf die Spielfläche. Zehn Athleten der DEL-Mannschaft plus drei Spieler aus der Jugend sowie drei Gastspieler finden sich derzeit ein. Und tatsächlich ist die Geräuschkulisse beinahe normal. Die Pucks klatschen laut gegen die Bande, man hört die Schlittschuhe kratzen. Was fehlt ist das Lachen. Die Spieler sind angehalten, auch auf dem Eis Abstand zu halten, die üblichen Späße fallen da ziemlich aus. „Es macht trotzdem Spaß auf dem Eis zu sein. Wir sehen das immer noch als Vorteil, jetzt schon wieder auf dem Eis trainieren zu können. Es hilft einfach, das Gefühl dafür zu erhalten, das man sich sonst im August erst wieder erarbeiten muss“, sagt Chefcoach Niklas Sundblad.

Neuzugang Johannes Huß, Max Hadraschek, Daniel Pfaffengut und Alex Weiß spielen sich die Pucks zu, feilen an ihrer Stocktechnik und üben Torschüsse. Zu diesen Stammspielern gesellen sich im Moment mit Manuel Alberg und Pascal Grosse zwei Gäste, die sich in Schwenningen für einen Vertrag empfehlen wollen. Der 19-jährige Stürmer Alberg stammt aus dem Nachwuchs der Kölner Haie, spielte die vergangenen beiden Saisons in Nordamerika. Verteidiger Grosse, 21 Jahre, war in den letzten beiden Spielzeiten bei den Nürnberg Ice Tigers unter Vertrag, spielte aber für die Bietigheim Steelers und die Bayreuth Tigers in der DEL2.

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In der zweiten Gruppe sind dann Cedric Schiemenz, BoazBassen, David Cerny und Dylan Yeo an der Reihe. Dazu kommt aus der Nachwuchsmannschaft Alexander Komov, der wohl auch in Zukunft mit den „Großen“ trainieren soll.

Dylan Yeo ist der einzige Nordamerikaner im Team, der nicht nach Hause geflogen ist. Seine Frau erwartet in Kürze das zweite Kind, weshalb sich die Familie entschied, in Deutschland zu bleiben. Mit Marco Wölfl ist ein weiterer Gast dabei. Der Torwart, bis 2019 im Team der Schwenninger, hilft einerseits aus und nutzt andererseits die Gelegenheit, sich fit zu halten. Wölfl wird kommende Saison für Bayreuth spielen. Der zweite Torhüter im Bunde ist Luis Benzing. Das Schwenninger Eigengewächs ist die neue Nummer drei der Wild Wings hinter dem Schweden Joacim Eriksson und dem Deutsch-Tschechen Patrik Cerveny.

„Es tut schon gut, dass wir endlich wieder trainieren können – sowohl im Kraftraum als auch auf dem Eis. In den Wochen davor wurde es dann schon irgendwann langweilig“, berichtet Alex Weiß. Dafür hat der Stürmer genau wie seine Kollegen das siebenseitige Hygienekonzept auswendig gelernt. Dieses sieht unter anderem vor in der Kabine, auf dem Eis und im Kraftraum mindestens 1,50 Meter Abstand zu halten, Trainingsgeräte zu desinfizieren und die Kleidung selbst zu Hause zu waschen. Auf dem Eis sind zudem keine Zweikämpfe erlaubt. „Wir halten uns strikt daran, schließlich sind wir irgendwie auch Vorbilder“, so Weiß.

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Und schließlich geht es auch um die Zukunft. Regulär soll die DEL am 18. September in die nächste Saison starten. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Erteilung der Lizenz. Dies wiederum haben die Klubs in einer gemeinsamen Entscheidung an einen Gehaltsverzicht der Spieler gekoppelt. Die Profis sollen zunächst nur 75 Prozent ihrer Bezüge erhalten. Erreichen die Klubs zwischen 75 und 100 Prozent der Umsatzerlöse des Vorjahres werden die Gehälter sukzessive aufgestockt. „Ich habe zugestimmt“, erklärt Max Hadraschek. „Keiner verzichtet gerne auf Geld, aber es hilft ja nichts. Wir wollen ja alle spielen.“

Auch bei den Teamkollegen stehen die Zeichen auf Zustimmung. „Wir sind in engem Austausch in der Mannschaft und sind uns auch einig, dass es an uns nicht scheitern wird. Die Kommunikation mit den Verantwortlichen ist sehr offen und ehrlich und wir müssen alle an einem Strang ziehen“, sagt Alex Weiß. Eine Einigung steht offenbar unmittelbar bevor. Diese betrifft dann allerdings nicht Jamie MacQueen. Der in Ungnade gefallene Stürmer hat einen laufenden Vertrag, eine Rückkehr ist aber dennoch unwahrscheinlich. Auch hier nähert man sich aber wohl einer Übereinkunft. Die Voraussetzungen für die Erteilung der Lizenz sind also wohl geschaffen. Ob und wann die Spielzeit 2020/2021 startet, steht aber noch in den Sternen.