Herr Velcic, wie bedrohlich ist aktuell die Lage für die Wiha Panthers?
Die Lage ist schon seit der ersten Corona-Saison ernst. Nicht nur bei uns, sondern bei allen Vereinen der Liga. Aktuell ist es so, dass eine Lücke, eine fünfstellige Summe, offen ist, die wir mit Sponsoren und Fans schließen wollen. Die Sponsoren haben aber bereits signalisiert, dass wir gemeinsam diese Lücke schließen wollen.
Im Juni erklärten Sie noch, die Zukunft des Standorts stehe auf festen Beinen. War das damals schon eine Fehleinschätzung?
Damals hatten wir im Blick, dass die Pandemie vorbei ist und bei den Zuschauern in der Halle keine Beschränkungen mehr gelten. Außerdem hat die Geschäftsführung der Kunsteisbahn-Gesellschaft starkes Interesse an Spielen von uns in der Helios Arena signalisiert. Wir haben in puncto Zuschauer unsere Kalkulationen konservativ auf Basis des halben Jahres vor der Pandemie aufgestellt und dann nochmals halbiert. Wir waren uns sicher, das könnte hinhauen.
Die Zuschauerzahlen sind allerdings nochmals geringer.
Sie sind fatal. Wenn man mit 500 Fans pro Spiel plant, aber nur 280 kommen, ist das zu wenig. Stattdessen haben wir mehr als 2000 Zuschauer jedes Mal beim Streaming. Die Leute wollen zuhause schauen. Bei uns fehlen 75 Prozent der Zuschauer.
Warum wurden nach der sportlich enttäuschenden Vorsaison gleich vier Spiele in der Helios Arena geplant, die jetzt ein finanzielles Loch hinterlassen?
Man kann jetzt natürlich jeden Plan hinterfragen. Ich weiß es nicht. Wir waren der Meinung, wir müssen den nächsten Schritt machen. Mehr Geld durch Sponsoren geht nicht, also müssen wir die Hallenkapazität und -qualität erhöhen, um dadurch mehr Einnahmen zu generieren.
Sie nannten in Ihrer Pressemitteilung viele belastende Faktoren, unter anderem auch Nachzahlungen an das Finanzamt und Krankenkassen. Wie genau kamen diese zustande?
Das ist ein alter Hut. Ein Großteil davon waren Säumniszuschläge, von denen die Behörden nicht abrücken.
Waren diese Nachzahlungen selbst verschuldet?
Im Nachhinein hätte man vieles vermeiden können.
Wie auch die Geldstrafe von 10.000 Euro und der Punktabzug für nicht getilgte Verbindlichkeiten gegenüber der Liga?
Ja, das war selbst verschuldet. Aber das war kein großer Ausgabenpunkt. Das Problem ist eher, dass die Liga die Standards für die ProA immer weiter hoch setzt und man eigentlich einen Millionenetat benötigt. Wir dümpeln aber weiterhin bei 500.000 Euro rum. Dann ist klar, dass irgendwann die Lichter ausgehen. Man kann nicht mit einem Fahrrad zu den Autorennen kommen. Andere enteilen uns.
Warum konnten die Panthers in den vergangenen Jahren das Budget nicht erhöhen?
Den Leuten ist niemals klar geworden, wo wir uns hinbewegt haben. Wir sind unter den Top 35 Basketball-Teams in Deutschland angekommen. Der Charakter im Südwesten ist sehr konservativ. Viele Unternehmen unterstützen den Sport nicht. Das geht mir nicht in den Kopf. Wir sind eine junge, aufstrebende Marke, haben sportliche Kompetenz, bauen langsam alles auf. Ich frage mich: Was machen wir falsch? Dazu kommen noch die übermächtigen Wild Wings, die seit hundert Jahren in der Region verwurzelt sind, an deren Position und Fanbasis können wir nicht herankommen.
Muss man sich dann eingestehen, dass die ProA aktuell für die Panthers mit ihren Strukturen und dem Sponsoren- und Fan-Umfeld eine Nummer zu groß ist?
Klar, aber mit der Betonung auf aktuell. Wenn das bei den Menschen nicht ankommen kann und will, dass es hier neben den Wild Wings eine zweite Mannschaft gibt, die großen Sport liefert, dann wird das nichts.
Inwiefern hängt der Stammverein mit der Jugendarbeit von der Panthers-GmbH ab?
Der Verein wird zu 80 Prozent von den Panthers finanziert, dazu gehören zwölf Jugendmannschaften und zwei Amateurmannschaften. Es wäre sehr schade, wenn wir das alles verlieren würden.
Die aktuelle Lage der Wiha Panthers ist Geschichte von zurückhaltenden Fans und einer zögerlichen Wirtschaftsregion. Ist es auch eine Geschichte von schlechten Entscheidungen auf Management-Ebene?
Das würde ich nicht sagen. Wir haben eher zu wenige Leute, die Dinge voranbringen können.
Warum sollen jetzt unter anderem Fans mit Spenden diese Suppe auslöffeln?
Wir Verantwortlichen bereichern uns hier nicht, und auch nicht die Spieler. Wir versuchen, den Verein am Leben zu halten. Die Fans müssen keine Suppe auslöffeln, können sich aber gerne als Teil der Gesellschaft daran beteiligen, dass ein Verein, der wichtige Gesellschaftsarbeit leistet, überleben kann.
Haben die Fans und Sponsoren Vertrauen und glauben daran, dass Sie die Situation meistern können?
Es geht nicht um Vertrauen, sondern um nackte Zahlen. Und alle sind unisono davon überzeugt, dass es Sinn macht, den Basketball in VS bestehen zu lassen. Die Finanzierung ist gesichert. Stand heute gehen wir davon aus, dass wir die Insolvenz abwenden können – durch große Mithilfe der Sponsoren.
Wie geht es jetzt weiter?
Wir arbeiten ganz normal weiter. Es ist unser klares Ziel, die ProA-Lizenz zu beantragen, wenn wir sportlich drin bleiben.
Sie haben den Club von der Kreisliga in die ProA geführt. Wie geht es Ihnen dabei, wenn dem Standort jetzt das Ende droht?
Ich sehe das relativ nüchtern und mit wenig Emotionen. Für mich ist das Ergebnis nicht überraschend. Viele Menschen hängen dran, ein Verein hängt dran, aber ich bin nicht dafür verantwortlich. Ich habe mein Bestes versucht, den Verein sportlich gut aufzustellen, aber ich kann die Leute nicht in die Halle treiben und den Sponsoren das Geld rauslocken. Es kann von uns auch niemand etwas für die Pandemie oder die Inflation. Ich werde als Verantwortlicher der Panthers immer das Beste geben und nie aufstecken.
Kurzer Ausblick auf das Kellerduell am Samstag (19.30 Uhr) beim vorletzten Leverkusen: Haben Sie dieses Mal einen größeren Kader zur Verfügung als noch in der Vorwoche gegen Gießen?
Ja, es sind alle zurück. Kjell Deking aus der zweiten Mannschaft wird uns unterstützen.
Leverkusen hat zuletzt ordentlich aufgerüstet, um den Abstieg zu vermeiden. Bei welcher Mannschaft liegt der höhere Druck?
Leverkusen hat enorm viel Geld in die Hand genommen und hat daher extremen Druck. Sie müssen gewinnen, wir sind dagegen völlig entspannt.