Eishockey: Es wird ernst bei den Wild Wings: Die Schwenninger Eishockey-Profis starten in die finale Phase der Saisonvorbereitung. Die Verantwortlichen sind bereits jetzt überzeugt, mit einem absolut fitten Team in die neue Spielzeit zu gehen.
Man kann die Anstrengung in den Gesichtern ablesen, vor allem aber kann man sie hören. Auf Bahn 2 der Helios-Arena wird geschuftet. Es ist der erste Tag beim „Trainingcamp“ der Wild Wings. In den kommenden sechs Wochen werden Chefcoach Niklas Sundblad und sein Assistent Gunnar Leidborg ihre Mannschaft ordentlich fordern.
Um 8:30 Uhr am Montagmorgen mussten sich die Profis in der Arena einfinden. Zunächst ging es in den Kraftraum, um 10:10 Uhr schließlich war die insgesamt vierte Einheit mit der gesamten Mannschaft auf dem Eis angesetzt. Bis zum Saisonbeginn am 10. September werden noch etliche Einheiten folgen, zweimal täglich sind die Schwäne auf ihrem Element. Die morgendliche Einheit dauert knapp zwei Stunden. Nach einem gemeinsamen Mittagessen und einer anschließenden Pause warten nachmittags nochmals gute 60 Minuten auf die Spieler.

Die Intensität ist bereits jetzt richtig hoch. Das Tempo während der Übungen beeindruckt die Beobachter, aber auch den Sportdirektor. „Ja, das Tempo ist top. Wir können hier schon eine hohe Intensität gehen, da die Jungs extrem fit sind. Alle Spieler haben offenbar im Sommer wirklich gut gearbeitet, keiner fällt ab. Die Ergebnisse der Fitnesstests haben das schon erwarten lassen, sie waren deutlich besser als vergangenes Jahr“, sagt Christof Kreutzer.
Derweil bestätigen die Aktiven die Worte des Managers. Mit viel Geschwindigkeit und ohne Rücksicht auf Verluste wird das Zweikampfverhalten trainiert. Zwei gegen zwei auf ganz engem Raum. Die Spieler schenken sich nichts. Niklas Sundbald feuert immer wieder an, ist engagiert und intensiv bei der Sache. Die 28 Akteure auf dem Eis danken es mit konzentrierter Arbeit.
Zwischendurch bleibt aber auch Zeit für einen kleinen Torjubel oder das Gespräch mit dem Mitspieler. So gibt beispielsweise Kapitän Travis Turnbull Tipps an Boaz Bassen. Marius Möchel kümmert sich ebenfalls sehr um die jüngeren Spieler. „Die Mannschaft passt charakterlich richtig gut zusammen. Man hat normalerweise immer ein oder zwei ‚schwarze Schafe‘ im Team, aber hier sehe ich keinen“, erzählt Neuzugang Peter Spornberger.

Der Südtiroler, letzte Saison noch bei Kooperationspartner EHC Freiburg in der DEL2 am Puck, hat vermutlich den stärksten Eingewöhnungsprozess vor sich. Der Schritt aus der Zweitklassigkeit in der oberste Liga ist ein durchaus großer. „Der Unterschied ist schon mächtig. Niklas Sundblad ist zudem bekannt dafür, dass er ein sehr anstrengendes Training absolviert. Aber das finde ich wirklich sehr gut, gerade als junger Spieler profitiert man sehr davon. Das Training ist nicht nur intensiver, sondern auch auf einem anderen Level. Aber das ist meine Chance, mich weiterzuentwickeln“, findet Spornberger.
Das Ziel des 22-jährigen Verteidigers ist es, sich fest in die Mannschaft der Wild Wings zu spielen. „Jeder muss um seinen Platz kämpfen, wir Jungen umso mehr. Ich bin auch der einzige, der noch nie DEL gespielt hat, also werde ich wohl am meisten kämpfen müssen. Aber das ist auch richtig so und ich freue mich drauf“, weiß der Bozener, was in den nächsten Wochen auf ihn zukommt.
Da dürften einige Kollegen im Team schon ein bisschen weiter sein. Aber auch hier belebt Konkurrenz das Geschäft. So wird sich Joacim Eriksson, vergangenes Jahr zum DEL-Torhüter des Jahres gewählt, mit einem neuen Backup auseinandersetzen müssen. Marvin Cüpper, der von Krefeld an den Neckarursprung wechselte, dürfte den überragenden Schweden im Schwenninger Kasten ordentlich fordern. „Ich habe noch nicht so viel von ihm gesehen, aber er macht einen sehr guten Eindruck. Marvin scheint ein richtig guter Torwart zu sein. Ich freue mich extrem darauf, mit ihm zusammenzuarbeiten“, nimmt Eriksson die Herausforderung gerne an. Und verweist gleich noch auf die weiteren Neuzugänge. Schließlich sind mit Niclas Burström, Max Görtz und Patrik Lundh drei weitere Landsleute aus Schweden zu den Wild Wings gestoßen. „Das finde ich super. Die Mannschaft sieht sehr gut aus. Ich habe das Gefühl, dass wir dieses Jahr eine gute Chance haben, viel zu erreichen. Ich kann es kaum erwarten, dass es losgeht“, so Eriksson.
Vorschusslorbeeren, die auch der Mannschaftskapitän nur zu gerne verteilt. „Der erste Eindruck ist großartig. Wir sind noch schneller als letzte Saison, vermutlich auch besser. Wir sind eine tolle Truppe und ich freue mich unglaublich auf die nächsten Monate. Ich habe noch nie in einer Mannschaft gespielt, die so fit ist“, sagt Travis Turnbull nach dem Training und noch ziemlich außer Puste.
Auch dem 35-jährigen Stürmer und Leader sieht man die Belastung der letzten beiden Stunden deutlich an. Aber: „Wir wollen Spiele gewinnen. Also ist es auch egal, wie hart wir dafür arbeiten müssen.“ Kein Zweifel, Turnbull hat mit dieser Mannschaft nur ein Ziel vor Augen: die Playoffs.