Herr Sandner, die Vorbereitung auf die neue Saison geht in die heiße Phase. Wie hoch ist Ihr Stresslevel zurzeit?
Na ja, vor jeder Saison ist es stressig. Aber man empfindet immer eine gewisse Vorfreude. Allerdings müssen wir auch dieses Jahr wieder zwei- oder gar dreigleisig planen, und das ist stressig. Wir sind etwas weiter als im vergangenen Sommer, aber eben auch nicht so viel. Wir hoffen alle auf eine einigermaßen normale Saison.
Mit welchem Gefühl gehen Sie in diese Vorbereitung?
Das wechselt von Tag zu Tag. Ich erhalten beinahe täglich neue Informationen – so wie wir alle. Einmal sind sie positiv für uns, dann wieder nicht so gut. Das geht ja nun schon die zweite Saison so, und das macht halt nicht ganz so viel Spaß. Wir arbeiten hart dafür, dass es gut wird und hoffen. Mehr können wir nicht tun. Wir versuchen, unsere Hygienekonzepte bestmöglich anzupassen und uns generell gut vorzubereiten. Am Ende müssen wir einfach hoffen, dass es in die richtige Richtung geht.
Tatsächlich ist die erste „Corona-Saison“, die im April endete, gar nicht so schlecht gelaufen. Gibt das nicht auch Anlass für Optimismus?
Ja, klar. Es dreht sich schließlich in erster Linie um den Sport, und sportlich waren wir relativ erfolgreich. Aber es war eben auch eine Saison ohne Zuschauer, und das wiederum ist nicht schön. Wenn man erfolgreich ist, möchte man dies auch gerne mit den Fans teilen. Wir wollen unseren Anhängern zeigen, wie sich die Mannschaft entwickelt hat und dass wir auf einem guten Weg sind.
Wie sind die Wild Wings finanziell aus der vergangenen Saison herausgegangen, gab es Verluste?
Nein, wir hatten keine Verluste. Wir haben das finanziell gut überstanden, was allerdings ohne die staatlichen Hilfsgelder und Unterstützung unserer Sponsoren nicht möglich gewesen wäre. Genauso wichtig war aber die finanzielle Unterstützung durch die Spieler und Mitarbeiter durch den Gehaltsverzicht. Es war schwierig, aber im Verbund haben wir es geschafft.
Es gab Meldungen, dass es weitere staatliche Hilfen geben wird. Wissen Sie darüber schon Genaues?
Nein. Ich bin mir relativ sicher, dass noch etwas kommt und das muss auch unbedingt erarbeitet werden. Aber wir müssen abwarten. Am liebsten würden wir natürlich ohne Staatshilfen auskommen und dafür Zuschauer ins Stadion lassen dürfen.
Wie sieht angesichts dieser Umstände das Mannschaftsbudget für die kommende Saison aus und wie haben sich die Gehälter der Spieler entwickelt?
Wir konnten unser Budget auch dank unserer treuen Sponsoren unverändert lassen, haben aber quasi drei Budgets geplant. Die Gehälter der Spieler sind eher unverändert im Vergleich zu den Zeiten vor der Pandemie. Was sich verändert hat, sind die Verträge. Natürlich muss man jetzt Abstufungen einarbeiten, je nachdem, wie es mit den Zuschauereinnahmen aussieht. Da muss es Anpassungen geben.
Womit wir beim Kernpunkt sind. Wie ist die Planung bezüglich der Zuschauer?
Es ist äußerst schwierig, konkret zu planen. Aktuell haben wir in Baden-Württemberg die Regel mit einer 50-prozentigen Auslastung. Davon gehen wir im Augenblick aus. Damit hätten wir eine Zahl von etwa 2600 bis 2700 Zuschauern. Da sind die VIP-Plätze und unsere fünf neuen Logen, die im Übrigen alle vergeben sind, eingerechnet. Unser Ziel ist es, zumindest alle Dauerkarteninhaber reinlassen zu können. Das wäre im Augenblick gewährleistet.
Dennoch verkaufen Sie bis auf Weiteres keine Dauerkarten.
Nein. Die ganze Situation ist zu ungewiss und zu dynamisch. Wir wissen nicht, wie sich die Inzidenzen entwickeln, welche Regeln sich noch wie verändern bis zum 10. September. Und wir sind immer noch ein sehr kleiner Klub, unsere Geschäftsstelle ist eben klein. Wir können jetzt nicht eben schnell mal irgendwelche Vorab-Tickets verkaufen, die wiederum zum Kauf einer Dauerkarte berechtigen würden, wie das andere DEL-Klubs tun. Oder schon Dauerkarten rausgeben, die wir nachher womöglich rückabwickeln müssen. Das schaffen wir mit unserem kleinen Team nicht. Ich denke, wir haben da schon im letzten Jahr die richtige Entscheidung getroffen und werden diese vorerst so beibehalten.
Sollten die Fans in die Arena dürfen, was erwartet sie an Neuerungen?
Eine neue Beschallungsanlage und das neue LED-Licht. Das ist wirklich grandios und macht die Helios-Arena noch ein Stück weit mehr zu einem Schmuckkästchen. Natürlich erwartet viele auch ein neuer Platz, was im Übrigen ein weiterer Umstand beim Dauerkartenverkauf ist. Wir können nicht einfach Karten quasi von vor zwei Jahren duplizieren. Generell wollen wir die Helios-Arena immer weiter verbessern. In ein bis zwei Jahren ist beispielsweise der Einbau eines neuen Videowürfels geplant. Aber wir haben auch sonst Ideen. Wir wollen auf Sicht den Leuten hier ein Erlebnis schaffen. Wenn wir auch noch sportlich so auftreten wie in der letzten Saison und erfolgreich sind, bin ich optimistisch, dass wir in Zukunft auch mal mit einem Schnitt von knapp 5000 Besuchern rechnen können.
Auch die Außendarstellung der Wild Wings hat sich verändert, ist positiver geworden. Bemerken Sie eine andere Wahrnehmung seitens der Konkurrenz?
Ja, absolut. Innerhalb der Liga, innerhalb der Kollegen und auch unter den Spielern bemerkt man diese Veränderung. Bei den Spielern braucht es vielleicht noch ein bis zwei Jahre, bis sich das endgültig durchsetzt. Man spürt aber jetzt schon, dass wir inzwischen ein besseres Ansehen haben.
Wie schätzen Sie die Zusammenstellung der diesjährigen Mannschaft ein?
Wir haben uns in allen Bereichen verstärkt. Von den Neuzugängen und der Mischung her bin ich sehr optimistisch. Gerade bei den Ausländern haben wir uns deutlich verbessert und wir sind etwas jünger geworden. Bei den U23-Spielern haben wir schon noch Aufbauarbeit zu leisten. Wir haben zwar schon einige gute Jungs mit Perspektive, aber die weitere Entwicklung der Jugend braucht etwas Zeit.
Stichwort öffentliches Eistraining – ist da etwas geplant?
Wir haben uns schweren Herzens erst mal dazu entschieden, es nicht stattfinden zu lassen. Das ist aber noch keine endgültige Entscheidung. Wir werden die Entwicklungen der Inzidenzzahlen beobachten und abwarten. Wir würden es den Fans sehr gerne anbieten.
Zum guten Schluss haben Sie noch drei Wünsche frei.
Volle Halle, Playoffs und Gesundheit.