Eishockey: Niclas Burström ist vielleicht der spannendste Neuzugang der Wild Wings. Seine Vita ist ebenso zurückhaltend wie der Verteidiger als Person. Andere Klubs der Deutschen Eishockey Liga beneiden die Schwenninger um diese Verpflichtung.

Seit gut drei Wochen weilt der Schwede nun mit Lebensgefährtin Jenny und den beiden Kindern in der Doppelstadt. „Uns gefällt es hier“, sagt Burström nach seinen ersten Eindrücken. Die neue Wohnung in Villingen ist bezogen, dennoch gibt es weiter reichlich zu tun. „Der Klub hilft uns sehr bei den Dingen abseits der Eisfläche, die zu organisieren sind“, berichtet der Neuzugang. Natürlich helfen auch die drei schwedischen Kollegen im Wild Wings-Kader. Gerade Joacim Eriksson war und ist Ansprechpartner. Der Torwart ist ein guter Freund des neuen Defensivmanns in den Reihen der Schwenninger. „Ich habe schon vor meiner Vertragsunterschrift viel mit ihm gesprochen. Joacim hat mir nur Gutes berichtet. Es war somit eine einfache Entscheidung, in Zukunft für Schwenningen zu spielen“, erklärt Burström seinen ersten Wechsel nach Deutschland.

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Zuvor hatte der 30-Jährige nur ein Jahr außerhalb seiner Heimat verbracht. Vor vier Jahren traf er schon einmal die Entscheidung, dass es Zeit für etwas Neues wäre. Burström wechselte zu Vityaz Podolsk in die russische Kontinental Hockey League (KHL), wurde nach 29 Spielen zu Yugra Khanty-Mansiysk abgegeben. Dort im fernen Sibirien fühlte sich der Skandinavier wenig wohl. „Es war unglaublich kalt und sehr einsam“, erinnert sich der Neu-Schwarzwälder. Freundin Jenny war damals zu Hause geblieben, ein schwedischer Mannschaftskamerad war der einzige soziale Kontakt für diese Wochen.

Danach zog es Burström zurück in die Swedish Hockey League (SHL), zunächst zu den Växjö Lakers, anschließend schloss er sich seinem Heimatklub Skelleftea AIK an. In den vergangenen beiden Spielzeiten standen dabei 14 beziehungsweise 22 Scorerpunkte zu Buche. Gute Werte in einer sehr defensiv ausgerichteten Liga. Dabei gehörte der Linksschütze mit im Schnitt 20 Minuten Eiszeit pro Spiel auch zu den fleißigsten seines Teams.

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Nun hat sich Burström für die DEL entschieden. „Deutschland war eine sehr gute Option für mich. Am Ende war es aber eine Familienentscheidung, eine neue Herausforderung zu suchen und etwas Neues kennenzulernen“, erklärt der 30-Jährige. Es ist zugleich der längste Satz des gesamten Gesprächs. Der Offensivverteidiger ist kein Mann vieler Worte, zumindest nicht außerhalb der Kabine. Im Team der Wild Wings ist „Nisse“ schon längst angekommen. „Alle Kollegen sind sehr nett, sie machen es einem sehr leicht“, meint der Neue. Davon zeugt ein ausgiebiger Ausflug am vergangenen Wochenende an den Bodensee mit den Familien Eriksson und Olimb.

Mehr allerdings hat Familie Burström noch nicht kennengelernt von der Region. Zu eng ist derzeit der Terminplan des Papas. Am vergangenen Freitag absolvierte der Mann mit der Rückennummer 3 mit Schwenningen sein erstes Vorbereitungsspiel bei DEL-Konkurrent Kölner Haie. „Es hat Spaß gemacht. Ich denke, wir haben ganz gut gespielt“, lautet die natürlich kurze Analyse des Spielmachers. Zuvor lernte er auch gleich die deutschen Autobahnen kennen. Rund sechs Stunden waren die Wild Wings unterwegs, Stau selbstverständlich inklusive. Im zweiten Testspiel gegen die ZSC Lions erzielte der Schwede am Mittwochabend bereits seinen ersten Treffer im Wild Wings-Trikot.

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Der nur 1,75 cm große und mit 74 Kilogramm eher leichtgewichtige Defensivspieler verrichtet unaufgeregt seinen Job auf dem Eis. Warum er angesichts seiner für einen Verteidiger ungewöhnlichen körperlichen Voraussetzungen in der Abwehr gelandet ist, beschäftigt ihn kaum. „Gute Frage, ich weiß es nicht. Ich habe schon mit acht Jahren in der Verteidigung gespielt“, sagt Burström.

Für die kommenden Aufgaben spielen Körpergröße und Gewicht ohnehin eine untergeordnete Rolle. Viele DEL-Experten sehen in ihm eine Top-Verpflichtung. „Niclas ist ein sehr guter Schlittschuhläufer, der unser Aufbauspiel mit viel Qualität mitgestalten wird“, beschreibt Trainer Niklas Sundblad seinen neuen Schützling. Der Neuzugang sieht seinen Job ähnlich, möchte aber auch in der Defensive tatkräftig anpacken. „In erster Linie gilt es, hart zu arbeiten“, bekräftigt Burström die Schwenninger Philosophie. Zurückhaltend neben dem Eis und konsequent auf der Spielfläche – dies passt zum neuen Verteidiger der Wild Wings.