Herr Komornicki, wie waren Ihre ersten Tage in Villingen?

Ereignisreich. Durch viele Gespräche anstrengend, aber insgesamt sehr gut.

Wie haben Sie diese Tage verbracht ?

Wenn ich nicht am oder im Stadion war, habe ich die Altstadt kennengelernt. Mit vielen Spaziergängen und auch mal in Ruhe einen Kaffee getrunken.

Ist es Ihnen wichtig, nicht nur den Platz, sondern auch die nähere Umgebung kennenzulernen?

Absolut. Ich bin jetzt hier zuhause, und da muss ich mich wohlfühlen.

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Was anscheinend der Fall ist?

Total, ich liebe schon jetzt diese Stadt. Es herrscht eine tolle Atmosphäre. Das schöne Wetter zuletzt hat da natürlich geholfen, alle sind gut gelaunt.

Wie kam es zum Kontakt mit dem FC 08?

Zunächst einmal war es mein Wunsch, wieder in Deutschland zu arbeiten. Ich hatte Kontakt zu einigen Clubs, ein Freund von mir brachte dann den FC 08 Villingen ins Spiel, und wir haben uns unterhalten.

Waren Sie sofort Feuer und Flamme?

Das zu behaupten, wäre etwas übertrieben. Doch spätestens nach den beiden ersten Gesprächen mit Sport-Vorstand Denis Stogiannidis, in denen er mir den Weg und die Vorstellungen des Vereins geschildert hat, war dies der Fall.

Warum Deutschland?

Weil hier meiner Meinung nach immer noch mit der beste Fußball überhaupt gespielt wird. Das fängt in den Profi-Ligen an und setzt sich bis in den Amateur-Bereich fort. Mit der Schweiz, wo ich zuletzt gearbeitet habe, ist dies nicht zu vergleichen. Deshalb habe ich den Fußball hier immer ausgiebig verfolgt.

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Ist es richtig, dass Kaiserslautern, wo Sie als Co-Trainer tätig waren, Ihre bislang einzige deutsche Station war?

Das stimmt. Ich habe dort zusammen mit meinem ehemaligen Teamkollegen Jeff Saibene gearbeitet. Wir haben gemeinsam als Spieler mit dem FC Aarau die Schweizer Meisterschaft gewonnen.

Wie haben Sie den ersten Kontakt zu den Villinger Spielern empfunden?

Zunächst einmal muss ich schon zugeben, dass ich vor meiner ersten Ansprache an die Mannschaft in der Kabine trotz aller Erfahrung doch relativ nervös war. Was ich aber in diesen wenigen Tagen festgestellt habe: Das sind alles gute Jungs mit einem einwandfreien Charakter. Sportlich bin ich dennoch der Meinung, dass in einigen Spielern noch mehr Potenzial steckt, als sie selbst zum jetzigen Zeitpunkt zu wissen glauben. Dies aus ihnen herauszukitzeln und sie jeden Tag besser zu machen, sehe ich als meine Aufgabe an.

Anderes Thema: Sie haben 1986 bei der WM in Mexiko für Polen gespielt. Welche Erinnerungen haben Sie noch daran?

Wenn ich ehrlich sein soll, keine besonders guten. Alles fing schon damit an, dass wir direkt nach Saisonende ins Trainingslager gefahren sind. Ein wenig Regeneration hätte uns allen gut getan, stattdessen mussten wir gleich am ersten Tag die Berge rauf- und runterrennen. Bei der Einkleidung bekam ich nicht meine Wunschnummer, durfte später auch nicht auf meiner Position im zentralen Mittelfeld spielen, sondern wurde auf Außen gestellt. Dies alles hat dazu geführt, dass ein eigentliches Highlight nicht zu einem solchen wurde. Dennoch bin ich stolz darauf, insgesamt 20 Spiele für die polnische Nationalmannschaft gemacht zu haben.

Wann ist bei Ihnen der Wunsch entstanden, Trainer zu werden?

Eigentlich gar nicht, ich bin da eher durch Zufall reingerutscht. Nachdem ich in Aarau schon als Spieler nebenbei ein Jugend-Team betreut habe, wollte mich der Verein im Anschluss unbedingt im Club halten. Also habe ich zunächst die U21 übernommen, einige Jahre später dann die erste Mannschaft.

Was für eine Art von Spieler waren Sie selbst?

Immer fokussiert trifft es wohl am besten. Lassen Sie mich ein Beispiel nennen. Du führst als Mannschaft kurz vor dem Ende mit 1:0. Diesen Sieg zu halten, dafür musst du bis zur letzten Sekunde alles tun. Dies ist mein Naturell, und ich habe meine Mitspieler stets dazu angehalten. Schließlich ist Fußball ein ergebnisorientierter Sport.

Und als Trainer?

Hier gilt genau das gleiche. Ich fördere gerne junge Spieler. Manchmal aber ist Erfahrung wichtiger als Talent. Dementsprechend handle ich bei der Kader-Zusammenstellung. Da ich als Trainer die Verantwortung trage, bin ich der Chef. Ohne autoritär aufzutreten. Was ich gar nicht leiden kann, ist, wenn zu viele Leute mitreden wollen.

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Sind Sie während eines Spiels eher der ruhige oder der emotionale Typ?

Je nach Situation kann beides vorkommen. Wenn ich Fehler erkenne, mache ich den Spieler auch mal lautstark direkt darauf aufmerksam. Doch allgemein will ich mich nicht in den Vordergrund drängen. Gewinnt die Mannschaft, hat sie und nicht ich die drei Punkte geholt.

Sie hatten relativ viele Stationen. Sind Sie ein Wandervogel?

Das mag oberflächlich betrachtet so wirken. Doch da spielen meist mehrere Faktoren eine Rolle. Mal ging ich von selbst, weil es einfach nicht gepasst hat. Denn was ich gar nicht leiden kann, ist Respektlosigkeit. Mal trennte sich der Verein von mir, wenn die Erfolge kurzfristig nicht da waren. Denn seien wir ehrlich, Fußball ist ein erfolgsorientierter Sport. Ich kann nur sagen, dass ich mir immer selbst treu geblieben bin.

Können Sie bitte kurz Ihre Philosophie beschreiben.

Um es auf einen Nenner zu bringen: Für mich heißt das Zauberwort „gemeinsam“. Wir greifen zusammen an, müssen aber auch zusammen verteidigen. Wer dazu nicht bereit ist, ist in meiner Mannschaft fehl am Platz. Grundsätzlich wollen wir den Ball haben und attraktiv spielen. Schön zu spielen bedeutet aber nicht automatisch, erfolgreich zu sein. Das Ergebnis steht über allem. Mir ist ein 1:0, bei dem wir Gegentore verhindert haben, lieber als ein 5:4. Noch besser ist natürlich ein 5:0 (lacht).

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Haben Sie ein Trainer-Vorbild?

Johan Cruyff. Er hat einmal sinngemäß gesagt: „Fußball zu spielen ist sehr einfach. Aber einfachen Fußball zu spielen, ist schwer.“ Nichts trifft es besser.

Was außer Fußball gibt es sonst noch im Leben des Ryszard Komornicki?

Eine Familie mit meiner Frau und unseren beiden Töchtern. Vor etwa einem Jahr sind wir übrigens Großeltern geworden, die Kleine ist unser ganzer Sonnenschein.

Wird Ihre Frau ebenfalls nach Villingen kommen?

So ist es zumindest geplant. Und ich bin mir sicher, dass ihr die Stadt genauso gefällt wie mir.

Fragen: Kai Blandin


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