Eishockey: Die Wild Wings haben sich und ihre Fans endlich erlöst. Am vergangenen Freitag feierten sie eine rauschende 8:3-Party gegen Nürnberg und zwei Tage später ein mühevolles 3:2 nach Verlängerung gegen die Bietigheim Steelers. Damit steht unterm Strich ein Fünf-Punkte-Wochenende, das für einen positiven Schub sorgen dürfte.
Dieses Grinsen in den Gesichtern sprach mehr als Bände. Die Erleichterung war den Wild Wings und ihren Anhängern am vergangenen Freitagabend nach der Schlusssirene deutlich anzusehen. Die Helios-Arena tobte minutenlang, der erste Saisonsieg der Schwenninger tat unendlich gut. Und er war mehr als verdient, ohne allerdings über die nach wie vor vorhandenen Schwächen hinwegzusehen.
Der Start gegen die Nürnberg Ice Tigers war ziemlich grauenvoll. Die Franken waren im ersten Drittel überlegen, führten zurecht mit 0:1. Es folgte eine offenbar recht interessante Pause. „Ja, der Trainer wurde laut. Aber nicht nur er. Auch John Ramage und Travis Turnbull sind aufgestanden und haben uns einiges gesagt“, erzählte SERC-Stürmer Boaz Bassen nach der Partie.
Der angesprochene Wild Wings-Coach Niklas Sundblad verriet später nicht, was er seinem Team genau mit auf den Weg gegeben hatte. Am Ende war es auch egal, denn die Reaktion der Mannschaft fiel entsprechend aus. Natürlich wurden die Ice Tigers plötzlich schwächer, im gleichen Maße erhöhten die Schwäne aber eben auch den Druck. Und schließlich gab es kein Halten mehr. Der berühmte Ketchupflaschen-Effekt wurde am vergangenen Wochenende häufig erwähnt.
Vielleicht beschreibt dieses Wortungetüm tatsächlich auch am besten, was mit den Schwenningern an jenem Abend passierte. Plötzlich gingen die Scheiben rein, man traf gar viermal in Überzahl, Dinge, die zuvor gar nicht funktioniert hatten. „Ich weiß um die Qualität der Spieler. Deshalb war ich immer optimistisch, dass es irgendwann klappt“, erklärte Sundblad die Richtigkeit seiner Vorhersage. Der Schwede war in der letzten Woche nicht müde geworden, um Geduld zu werben, häufig verbunden mit dem Hinweis, dass dieser besagte Ketchupflaschen-Effekt eintreten werde. Sundblad sollte recht behalten. Zuschauer und Mannschaft feierten miteinander und freuten sich gemeinsam auf das sonntägliche Derby in Bietigheim.
Wer allerdings gedacht hatte, dass die Torflut nun auch im Ellental weitergehen würde, sah sich getäuscht. Dieser Abend in der Ege-Trans-Arena gehörte den Defensivreihen, Torhütern und vor allem den Fans. Nach acht Jahren trafen sich die beiden Lager erstmals wieder zu einem Ligaspiel und beide Seiten genossen das schwäbische Aufeinandertreffen in vollen Zügen. Wobei am Ende nicht nur die Wild Wings, sondern auch ihre rund 1000 Anhänger quasi als Sieger aus der Halle gingen. „Die Fans waren unglaublich heute“, attestierte auch Schwenningens Ken-André Olimb den Blau-Weißen einen tollen Auftritt.
Was vermutlich auch umgekehrt galt. Der Norweger sorgte mit einem unfassbaren Tor für die Schwenninger Punkte vier und fünf an diesem Wochenende. Wie der 32-Jährige die halbe Steelers-Defensive austanzte, war zum Zunge schnalzen und allein das Eintrittsgeld wert. Das hinderte den Stürmer allerdings nicht daran, das Spiel kritisch zu analysieren. „Diesmal war es okay. Wir müssen jedoch über 60 Minuten besser spielen, das erste Drittel war nicht so gut“, legte Olimb den Finger in die Wunde.
Tatsächlich tat sich der Gast aus dem Schwarzwald schwer gegen einen bissigen und nicht untalentierten Aufsteiger. Größte Mankos waren das Bullyspiel (34:18 für Bietigheim) und erneut über weite Strecken der Spielaufbau. Dennoch: Fünf Punkte sind zunächst einmal gut. Die Wild Wings finden offenbar langsam in die Spur.