In den vergangenen drei Wochen hatten die Wild Wings acht Spiele zu absolvieren. Nun waren erstmals zwei Tage frei. Wie gut tat das und wie haben Sie die Tage verbracht?
TylorSpink: Wir sind am Montag sehr spät in der Nacht aus Straubing zurückgekommen und hatten dann tatsächlich zwei volle Tage frei. Seit Donnerstag trainieren wir wieder. Ehrlich, ich liebe Eishockey, aber es ist schon gut, wenn man mal zwei Tage nicht im Stadion ist. Gut für den Körper und auch gut für den Kopf. Viel machen kann man ja zur Zeit aufgrund des Lockdowns nicht. Wir waren mit unseren beiden Hunden spazieren, haben ein bisschen ferngesehen. Man versucht schon, sich zu beschäftigen. Aber es geht auch darum, sich zu erholen.
Die vergangenen Spiele liefen nicht ganz so gut, es gab doch einige schmerzhafte Niederlagen wie gegen München oder zuletzt gegen Straubing. Wie haben Sie diese Partien erlebt?
Tyson Spink: Nun ja, wir haben auch einige Male gegen die absoluten Topteams der Liga gespielt. Gerade die Serie mit vier Spielen gegen Mannheim und München war schon heftig. Immerhin konnten wir davon eines gewinnen. Aber wir haben auch einige späte Tore kassiert, haben uns manchmal schwergetan. Wir wissen, wir können diese Begegnungen gewinnen. Wir haben bisher in jedem Spiel die Chance gehabt, zu gewinnen. Wir machen also durchaus einiges richtig. Es passt aber ganz sicher nicht alles. Wir arbeiten daran und werden es verbessern.
Was genau gilt es denn zu verbessern?
Tyson: Ich denke, es sind keine wirklich großen Veränderungen nötig. Wir haben es ja in einigen Spielen schon gezeigt, zu was wir in der Lage sind. Es heißt einfach, sich wieder komplett an den Plan zu halten. Wichtig ist aber auch, dass wir uns nicht davon beeindrucken lassen, dass wir nun ein paar Mal verloren haben. Kopf hoch und weiter arbeiten.
Wie schätzen Sie die Mannschaft in dieser Saison insgesamt ein?
Tylor: Für uns als Neue war es schon merkwürdig, in diesen Zeiten hierher nach Deutschland zu kommen. Aber die Mannschaft hat uns toll aufgenommen, die Gruppe ist super. Es wird viel Englisch gesprochen, das ist natürlich gut für uns. Wir waren die letzten Jahre ja in Schweden und Finnland, da wird deutlich weniger in Englisch kommuniziert. Das macht es schwieriger. Hier sind generell mehr Nordamerikaner, das hilft uns sehr. Und die deutschen Teamkollegen sprechen auch alle super Englisch. Dadurch kommt man sich einfach näher.
Sie kannten Ihren Trainer Niklas Sundblad aus gemeinsamen Zeiten in Schweden. Gab es andere bekannte Gesichter in der Kabine?
Tylor: Nein. Ich kannte natürlich meinen Bruder (lacht). Ich habe mit einigen Mannschaftskollegen im letzten Sommer gesprochen, als es um die Entscheidung ging, ob wir hier unterschreiben oder nicht. Aber das lief nur übers Telefon oder Social Media.
Tyson: Wir kennen auch keinen ehemaligen Spieler der Wild Wings, mit dem wir hätten vorher reden können. Wir kannten nur den Trainer und das war völlig okay.
Die nächste Frage muss man Zwillingen einfach stellen: Wie kann man Sie unterscheiden?
Tylor: Auf dem Eis ist der Unterschied ziemlich offensichtlich. Ich bin Mittelstürmer und schieße rechts. Tyson spielt auf dem Flügel und schießt links. Außerhalb des Eises gibt es tatsächlich nicht so viele Unterschiede. Tyson trägt normalerweise immer eine Kette, ich nur ab und zu. Gerade für Leute, die uns nicht so gut kennen, ist das oft ein entscheidender Hinweis (lacht). Ich habe zudem seit einiger Zeit eine kleine Narbe auf meiner Nase. Und meine Ohren sind größer als seine, deswegen trage ich oft eine Mütze (lacht).
Wie klappt es mit der Unterscheidung bei den Teamkameraden?
Tylor: Es ist schon oft lustig. Nur Alex Weiß kann das echt sehr gut. Die meisten versuchen einfach, den Namen zu vermeiden. Oft werden wir einfach auch gemeinsam angesprochen, sind also die Spinks. Aber wir kennen das schon und es ist absolut kein Problem. Manchmal stellen wir die Jungs aber auch auf die Probe, das gehört auch dazu.
Sie machen sich also einen Spaß draus?
Tyson: Eigentlich nicht. Es ist auch so schon schwer genug für die meisten. Die Jungs haben aber oft Spaß mit uns, weil sie keine Ahnung haben, wer wer ist. Aber das ist in Ordnung, das kennen wir auch schon.
Wie viele Stunden am Tag sind Sie denn tatsächlich zusammen?
Tylor: Tja, eigentlich rund um die Uhr. Wir haben eine gemeinsame Wohnung und wir teilen uns ein Auto. Das ist schön, finde ich. Meine Freundin lebt mit uns zusammen. Noch haben wir ja keine Kinder, so sind wir eine kleine Familie. Es ist einfach schön, wenn immer jemand da ist. Wir haben Glück, dass wir uns haben. Man hat immer jemanden zum Reden und hängt nicht nur vor dem Fernseher oder so.
Wer ist denn der ältere von Ihnen?
Tyson: Ich bin der Ältere. Das klingt schon merkwürdig und ist auch irgendwie lustig. Aber natürlich bin ich viel erwachsener (lacht).
Was sind denn die Stärken und Schwächen des jeweils anderen?
Tylor: Wow, das ist schwierig.
Tyson: Tylors Stärke ist sicher, dass er eine sehr organisierte Person ist. Er weiß, was er will, handelt sehr strukturiert. Seine Schwäche ist, dass er manchmal zu viel nachdenkt. Und er macht mich damit wahnsinnig (lacht laut).
Tylor: Stimmt irgendwie. Tyson ist schon etwas entspannter. Er geht mit Dingen oder Menschen, die ihn nerven, viel entspannter um. Und, ja, er ist vielleicht nicht ganz so ordentlich und ich muss ihm schon ein wenig hinterher räumen (lacht). Aber im Ernst, er ist jetzt auch nicht schlampig oder so.
Was mögen Sie denn am jeweils anderen und was eher nicht?
Tylor: Ich mag es, dass er Tore schießt, wenn ich ihm die Vorlage gebe (lacht).
Tyson: Ich mag es, dass Du und Sophie für mich kochen. Und ich mag es nicht, dass Du immer überpünktlich bist (lacht).
Tylor: Und ich mag es nicht, dass Du immer zu spät bist.
Tyson: Ich bin nicht zu spät, Du bist zu früh (lacht).
Sie haben bisher in jedem Klub zusammen gespielt. Können Sie sich überhaupt an ein Spiel erinnern, das Sie nicht gemeinsam bestritten haben?
Tylor: Ja, es gab ein paar. Meist waren es Verletzungen. Aber es gab nur ein paar Wochen, in denen wir nicht zusammen spielen durften. Vor einigen Jahren gab es einen Trainer, der uns nicht in einer Reihe haben wollte. Das dauerte aber nur ein oder zwei Monate. Es war schon eine Herausforderung. Seither haben wir immer in einer Sturmreihe gespielt.
Sie wohnen gemeinsam in Villingen, konnten aber bisher Ihre neue Heimat nicht richtig kennenlernen. Wie gefällt Ihnen, was Sie bisher gesehen haben?
Tylor: Wir verbringen ohnehin die meiste Zeit im Eisstadion. Wir haben unheimliches Glück, dass wir eine so tolle Truppe sind. Aber was wir bisher hier gesehen haben, gefällt uns sehr gut. Villingen ist eine hübsche kleine Stadt. Es ist auch schön, einfach nur ein wenig herum zu bummeln. Im Sommer konnten wir noch ab und an einen Kaffee trinken gehen, haben auch ein paar Ausflüge gemacht.
Sie waren beide im November an Covid 19 erkrankt, die Pandemie ist immer noch in vollem Gange. Wie geht man damit um?
Tyson: Das größte Problem ist sicher die Unsicherheit. Gerade in unserem Job ist das schwierig. Wenn wir nicht spielen dürfen, verdienen wir normalerweise kein Geld. Es dürfen keine Fans ins Stadion, das bedeutet Probleme für die Klubs. Wir wissen, dass es gerade an einem kleinen Standort wie Schwenningen ein wichtiger Faktor ist und haben auch gehört, wie toll die Fans hier sind. Es sind sicher keine einfachen Zeiten. Aber immerhin können wir spielen und die Maßnahmen der DEL sorgen auch dafür, dass wir uns sicher fühlen. Man darf einfach nicht so weit in die Zukunft schauen, sondern muss jeden Tag das Beste daraus machen.
Schauen wir trotzdem in die Zukunft. Was erwarten Sie von den Wild Wings für die weitere Saison? Gibt es auch persönliche Ziele?
Tylor: Unsere Gruppe Süd ist sehr stark, sehr ausgeglichen. Es gibt kein einziges Spiel, wo man auch nur ein bisschen nachlassen darf. Jeder kann wirklich jeden schlagen. Das ist sowohl physisch als auch psychisch eine Herausforderung. Aber ich habe extrem viel Vertrauen in unsere Mannschaft.
Tyson: Persönliche Ziele helfen nicht. Man setzt sich damit nur selbst unter Druck. Es geht darum, sein Bestmögliches zu geben und dem Team zu helfen. Das Hauptziel mit der Mannschaft ist es sicherlich, um die Playoffs zu spielen und sie dann natürlich auch zu erreichen. Aber das ist noch weit weg. Wenn wir uns an unseren Plan halten, unser Spiel spielen, werden die nötigen Siege dafür auch kommen. Daran gilt es Tag für Tag zu arbeiten.
Die Zwillinge
Tylor Spink: Position: Center; Rechtsschütze; Rückennummer: 90; befreundet mit Sophee
Tyson Spink: Position: Flügel; Linksschütze; Rückennummer: 96
Die Zwillinge sind am 31. Dezember 1992 in Williamstown (Ontario/Kanada) geboren, jeweils 1,78 m groß und 84 kg schwer.
Ihre bisherigen Stationen:
2008/09: Char-Lan Rebels (Kanada)
2009 bis 2012: Cornwall Colts (Kanada)
2012 bis 2016: Colgate University (USA)
2016/17: Toledo Walleye (USA)
2017 bis 2019: Örebro (Schweden)
2019/20: Ässät (Finnland)
Seit 2020: Schwenninger Wild Wings