Eishockey: Auch am vierten Tag tut es noch weh, doch so langsam setzt sich die Freude über eine beinahe durchweg gelungene Saison bei den Schwenninger Wild Wings durch. Zeit für ein Fazit, die ersten Personalien und einen Ausblick.
„Spaß“ war in der nach dem siebten Spiel im Playoff-Viertelfinale gegen Straubing zu Ende gegangenen Saison der Schwenninger ein häufig gebrauchtes Wort. Will Weber sprach bereits am Anfang dieser Spielzeit 2023/24 von seiner besten Zeit am Neckarursprung, weil er mit dieser neuen Mannschaft und dem neuen Trainer so viel Spaß habe. Nicht nur dem erfahrenen Verteidiger merkte man Freude an der gemeinsamen täglichen Arbeit und in den Spielen an.
Die „Festung Bauchenberg“
Das aggressive, schnelle und aktive Spielsystem der Wild Wings unter Cheftrainer Steve Walker brachte nicht nur die Gegner in der Helios Arena zur Verzweiflung, sondern versetzte auch die Fans in Euphorie. Zuhause waren die Schwäne eine Macht, schnell wurde von der „Festung Bauchenberg“ geredet. Die Mannschaft übernahm diese Formulierung, lebte sie erfolgreich. 59 Punkte wurden zuhause geholt, man war damit bestes Heimteam. Auswärts hingegen lief es nicht so prickelnd. In dieser Tabelle landeten die Schwenninger nur auf Platz zwölf, ergatterten nur 26 Zähler.
Auch beim Thema „Special Teams“ gab es Licht und Schatten. In Unterzahl waren die Wild Wings lange unter den absoluten Top-Mannschaften, landeten am Ende der Hauptrunde auf Rang sechs mit sehr guten 84,36 Prozent und immerhin vier Shorthandern. Zwei Unterzahltore kamen in den Playoffs noch hinzu. Das Powerplay allerdings blieb die gesamte Spielzeit über eine Schwachstelle des Schwenninger Teams. Platz 13 mit 15,30 Prozent sind schon arg schlecht.
Forechecking und Zweikampfstärke ein Problem
Freude machten hingegen das absolut gelungene Forechecking und häufig auch die Zweikampfstärke. Kleiner Wermutstropfen waren allerdings die Strafen zur falschen Zeit und am falschen Ort. Immer wieder mahnte der Headcoach an, dass man sich speziell in der eigenen Offensiv- und der neutralen Zone doch bitteschön disziplinieren möge. Das gelang oft, doch auch in den Playoffs kassierten die Wild Wings zu viele unnötige Strafzeiten.
Zu gefallen wussten das schnelle Umschaltspiel und insgesamt die Geschwindigkeit, mit der beinahe die gesamte Schwenninger Mannschaft unterwegs war. Zach Senyshyn verdiente sich gar den Titel „schnellster Spieler der DEL“ mit einer maximalen Geschwindigkeit von satten 39,13 Kilometern pro Stunde. Mangelhaft war hingegen wieder einmal die Bullyquote bei den Wild Wings. Mit nur 46,82 Prozent gewonnener Anspiele waren die Neckarstädter die zweitschlechteste Mannschaft der gesamten Liga.
Die Stellschrauben
Damit sind die „Baustellen“ recht deutlich ersichtlich. Geschäftsführer Stefan Wagner und Cheftrainer Walker möchten selbstverständlich das Überzahlspiel verbessern. Nicht nur zu diesem Zweck möchte man einen rechtsschießenden Verteidiger holen. Mit Daryl Boyle und Thomas Larkin hat man derzeit deren zwei.
Weiteres Personal wird man im Bereich der U23-Spieler brauchen, denn Filip Reisnecker fällt in der kommenden Saison aus dieser Kategorie heraus. Eventuell kann man sich beim eigenen U20-Team umschauen, Stürmer Colin Schlenker zum Beispiel wurde unlängst in den vorläufigen WM-Kader der U18-Nationalmannschaft berufen. Wünschenswert wäre sicherlich ein weiterer guter Bullyspieler. In der abgelaufenen Saison kam lediglich Tylor Spink auf eine akzeptable Quote von 52,45 Prozent.
Wer kommt – wer geht?
Generell stehen in diesen Tagen einige Personalentscheidungen an. Gesichert ist bisher der Abgang von Daniel Pfaffengut, der die Wild Wings nach fünf Jahren in Richtung Löwen Frankfurt verlässt. Ebenfalls als sicher kann der Wechsel von Mirko Höfflin zu den Schwenningern betrachtet werden. Der Stürmer kommt vom ERC Ingolstadt, spielte aber bereits von 2017 bis 2019 am Neckarursprung.
16 Profis des aktuellen Kaders besitzen einen gültigen Vertrag für die kommende Saison, darunter Max Görtz und Ken André Olimb. Beide Importspieler saßen zuletzt häufiger auf der Tribüne; bei Beiden strebt man offenbar eine Vertragsauflösung an. Damit würden zwei Importlizenzen frei, sollte Thomas Larkin zudem einen deutschen Pass erhalten, könnte man mindestens drei weitere „Ausländer“ holen.
Insgesamt will man einen „Großteil der Mannschaft zusammenhalten“, wie Geschäftsführer Wagner im SÜDKURIER-Interview erklärte. Bei neun Spielern ist der Vertrag mit dem Saisonende ausgelaufen. Verlängern möchten die Wild Wings gern mit Kyle Platzer, dem Vernehmen nach stehen die Chancen dafür ziemlich gut. Mit Phil Hungerecker soll man sich bereits einig geworden sein, und auch Boaz Bassen ist wohl eher ein Kandidat für eine Weiterbeschäftigung.
Offen ist eine Entscheidung bei Chris Brown und Zach Senyshyn. Beide Stürmer haben streckenweise sehr gute Leistungen gezeigt. Senyshyn brauchte allerdings ordentlich Anlaufzeit, kam auch nicht völlig fit im letzten Sommer nach Schwenningen. Brown hingegen schlug schnell ein, hatte aber auch einige sehr blasse Auftritte.
Auch die Position des Ersatztorhüters ist nicht geklärt. Cody Brenner konnte nicht restlos überzeugen, akzeptiert aber klaglos die Position als Nummer zwei hinter Vielspieler Joacim Eriksson. Als Abgänge gelten Johannes Huß und Peter Spornberger.