Die Betreiber der Schweizer Atomkraftwerke sollen im Sinne des Verursacherprinzips stärker in die Pflicht genommen werden. Das sieht eine geplante Änderung des Strahlenschutzgesetzes vor, die der Schweizer Bundesrat jüngst in die Wege geleitet hat.

Ein wesentlicher Punkt dabei: Die AKW-Betreiber sollen verpflichtet werden, die anfallenden Kosten für die Verteilung der Jodtabletten im Umkreis von 50 Kilometern um ein Kernkraftwerk zu übernehmen.

Warum werden überhaupt Jodtabletten verteilt?

Tritt bei einem schweren Unfall in einem Kernkraftwerk radioaktives Jod (Kaliumiodid) aus, kann sich dieses im Körper, speziell in der Schilddrüse, ansammeln und erhöht die Gefahr von Schilddrüsenkrebs, heißt es dazu in einer Mitteilung des Landratsamts Waldshut. Seit vielen Jahren werden der Bevölkerung daher vorsorglich Jodtabletten bereitgestellt.

Bei rechtzeitiger Einnahme sei die Schilddrüse bereits mit nicht-radioaktivem Jod gesättigt, bevor radioaktives Jod durch Einatmen aufgenommen werden kann, wodurch das Risiko an Schilddrüsenkrebs zu erkranken, gesenkt wird, schildert Landratsamtssprecher Tobias Herrmann erklärt.

Laut Strahlenschutzkommission wird die Einnahme der Tabletten im Ereignisfall in einem Kernkraftwerk aber nur für Menschen bis 45 Jahren empfohlen. Denn das Gesundheitsrisiko für schwerwiegende Schilddrüsenerkrankungen sei bei älteren Menschen durch die Tabletteneinnahme höher, als das Risiko einer Krebserkrankung.

Das könnte Sie auch interessieren

Wie sieht die bisherige Strategie des Landkreises aus?

Laut deutschem Strahlenschutzgesetz ist der Bund für die Beschaffung der benötigten Jodtabletten zuständig. „Diese werden wiederum den Bundesländern für den Katastrophenschutz zur Bevorratung, Verteilung und Abgabe an die Bevölkerung zur Verfügung gestellt“, so Herrmann. Um welche Kosten es dabei geht? Dazu gibt es seitens des Landratsamts keine Aussage.

Der Landkreis Waldshut als untere Katastrophenschutzbehörde habe für die Versorgung des betroffenen Personenkreises rund 130.000 Packungen Jodtabletten erhalten. „Entsprechend der Konzeption zur Versorgung der Bevölkerung in Baden-Württemberg mit Jodtabletten bei kerntechnischen Unfällen, wurden Jodtabletten in der Zentralzone vor verteilt“, so Herrmann weiter.

Dabei gehe es um die Kommunen im Umkreis von fünf Kilometern zu einem Kernkraftwerk, also Albbruck und Dogern sowie Teile von Waldshut-Tiengen. Hier wurden zuletzt zwischen Dezember 2021 und Ende Februar 2022 über die Apotheken kostenlos Jodtabletten an die Bevölkerung ausgegeben.

Zudem seien die Städte und Gemeinden mit ausreichend Jodtabletten versorgt und gleichzeitig zentrale Jodausgabestellen innerhalb der Städte und Gemeinden geplant, um die betroffene Bevölkerung im Ernstfall möglichst schnell mit dem Wirkstoff versorgen zu können.

Was bedeutet die Schweizer Gesetzesänderung für die deutsche Seite?

Wie Tobias Herrmann darstellt, lassen sich die Auswirkungen der Entscheidung des Schweizer Bundesrats für den Landkreis noch gar nicht genau abschätzen. Dafür sei es noch zu früh. Detailliertere Aussagen lassen sich erst am Ende des nun gestarteten Verfahrens treffen. Insbesondere gilt dies wohl auch mit Blick auf die Vereinbarkeit des Geltungsbereichs, der gemäß der Schweizer Vorlage wesentlich weiter reichen würde.

Das könnte Sie auch interessieren
Das könnte Sie auch interessieren