Der Eurovision Song Contest (ESC) 2025 könnte womöglich so nahe an Waldshut-Tiengen über die Bühne gehen wie noch nie. Dass er in der Schweiz stattfinden wird, ist wohl klar: Dafür hat Nemo gesorgt. Weil das Lied „The Code“ beim 2024er-Showevent in Malmö gewonnen hat, wird das Siegerland zum Austragungsort fürs kommendes Jahr.
ESC 2025 in der Schweiz – das ist zwar keine Premiere, nach 1956 in Lugano und 1989 in Lausanne. Aber: Mit Zürich und Basel, nur etwa 50 und 60 Kilometer von Waldshut-Tiengen entfernt, haben sich zwei große Städte der Deutschschweiz in Stellung gebracht. Sie wollen beide das Event zu sich holen. Und sie haben beide gute Chancen auf die Gastgeberrolle.
Basel müsste noch Umbauten vornehmen
Basels Bewerbung dürfte am weitesten gediehen sein. Dort unterstützt sie nicht nur der Große Rat, das Kantonsparlament. Dort steht auch der Regierungsrat dahinter. Es gibt aber Haken: Sollte Basel den Zuschlag erhalten, würde der ESC entweder in der St. Jakobshalle stattfinden, wo eine temporäre Deckenverstärkung notwendig wäre. Sollte es der St. Jakob-Park sein, das „Joggeli“, die Spielstätte des FC Basel, müsste das Stadion für die eine Woche ESC überdacht werden.
In Zürich wären das Hallenstadion und das nahe gelegene Messegelände die Veranstaltungsorte – und das ganz ohne Umbauten. Aber die größte Schweizer Stadt hadert noch mit der Kandidatur, will sich bis Ende Juni mit der Entscheidung Zeit lassen. Auch noch am Abklären ist das ostschweizerische St.Gallen, das aber, auch in Ermangelung eines internationalen Flughafens, als Außenseiter gilt. Da hätte Genf, ebenso Kandidat, wohl bessere Chancen. Bern und Nemos Geburtsstadt Biel könnten das Event zudem austragen. Das sie das gemeinsam tun wollen, gilt als charmant, wäre aber ein Novum in der ESC-Geschichte.
Hallengröße, Sicherheit, Verkehr, Unterkünfte – das dürfte bei der Vergabe entscheidend sein. Zudem heißt es, dass die Größe der örtlichen queeren Community, seit dem Sieg des nicht-binären Nemo allemal, mit den Ausschlag geben könnte.
Bis Ende Juni müssen alle Interessenten ihr Bewerbungsdossier ausarbeiten. Wohl im August plant das Schweizer Fernsehen, den Austragungsort bekannt zu geben. Laut Neue Zürcher Zeitung soll das Großereignis im Mai 2025 steigen.
Würde mit Zürich oder Basel als mögliche ESC-Austragungsorte der Run auch auf Waldshut-Tiengen und den Kreis Waldshut überschwappen? „Schwierig zu beurteilen, ich habe keine Ahnung, welches Klientel einen solchen Event besucht“, sagt Hermann Pfau, Vorsitzender der Kreisstelle Waldshut des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands. Wäre der ESC in Basel, wäre der Effekt wohl eher null. Das Beispiel Uhren- und Schmuckmesse Basel zeige das, sagt Pfau. Von der könnten in Form von Übernachtungsgästen eher noch badische Gemeinden wie Rheinfelden und Bad Säckingen profitieren, östlicher gelegene Kreisgemeinden aber schon nicht mehr.
Vom Austragungsort Zürich hätte der Hochrhein noch mehr
Wenn der ESC nach Zürich käme, dann hätte das schon eher Auswirkungen auf Waldshut-Tiengen und den östlichen Landkreis. „Aber natürlich halten Zürich wie auch Basel selbst große Hotel- und Übernachtungskontingente bereit“, gibt Pfau zu bedenken.
Allenfalls eine preisbewusstere Klientel könnte ennet der Grenze übernachten oder essen gehen. Ein weiteres Problem sieht der Lauchringer Gastronom in den eher schlechten Bahnverbindungen zwischen Zürich und Waldshut. Diesbezüglich hätte Basel die Nase vorn.
Plant Max Mutzke ESC-Comeback in der Schweiz?
Fast ein Heimspiel, vor allem mit Basel oder Zürich als Austragungsorte, wäre der in der Schweiz stattfindende ESC 2025 für den aus Waldshut-Tiengen stammenden und im Schwarzwald lebenden Max Mutzke. 2004 belegte der mit dem von Stefan Raab geschriebenen Song „Can‘t Wait Until Tonight“ beim ESC in Istanbul Platz acht.
20 Jahre danach wäre Mutzke beinahe selbst gegen Nemo als deutscher Act in Malmö ins Rennen gegangen. Doch beim ESC-Vorentscheid reichte es mit ‚Forever Strong‘ nur für Platz 2.
„Derzeit ist der ESC für Max Mutze kein Thema“, lässt das Management des Sängers ausrichten.