Wer sich auf der aktuell laufenden Frankfurter Buchmesse umhört, stellt schnell fest: Die zuletzt gedrückte Stimmung in der deutschen Verlagsbranche scheint sich in jüngerer Zeit wieder etwas aufgehellt zu haben. Das gilt auch für manche Verlage aus unserer Region.
„Die Lage am Buchmarkt entwickelt sich positiv“, sagt Petra Wendler, Pressesprecherin des in Meßkirch ansässigen Gmeiner-Verlags. „Trotz der sich stark ändernden Buchhandelsstruktur und der steigenden digitalen Nutzung von Büchern besteht nach wie vor ein stabiles Interesse an gedruckten Büchern. Dies zeigen auch die aktuellen Auswertungen des Börsenvereins des deutschen Buchhandels.“
Als Höhepunkte des Gmeiner-Verlagsprogramms nennt sie – passend zum Buchmessen-Gastland Norwegen – das Romandebüt „Schicksalstage am Fjord“ von Sofie Berg. Ein weitere Debütant als Romancier ist der österreichische Schauspieler Andreas Kiendl, bekannt unter anderem aus „Soko Kitzbühel“. „Leibnitz“ heißt sein Werk, das die Geschichte einer Familie im gleichnamigen Ort der Steiermark beschreibt.
Auch regionale Autoren sind im aktuellen Programm vertreten, unter anderem Marlies Grötzinger aus dem oberschwäbischen Raum mit ihrem Bodensee-Roman „Seebeben“ sowie Uta Heim, die mit „Toskanisches Blut“ ihre Krimireihe um den Konstanzer Pfarrer Justus Fischer fortsetzt. Auch ein Band mit Mundartgedichten von Manfred Bosch ist erhältlich, herausgegeben hat er ihn gemeinsam mit Siegmund Kopitzki.
„Die Branche ist wachgerüttelt“, befindet Christian Stadler vom Konstanzer Stadler-Verlag. Man habe inzwischen das Bewusstsein geschärft, über eine neue Art der Kundenansprache nachzudenken: „Sowohl Verlage als auch Buchhandlungen bauen ihre Nähe zum Kunden aus und entwickeln neue Maßnahmen, um Menschen für Bücher zu begeistern. Dazu zählen neue Ladenkonzepte, moderne Social-Media-Aktionen, kreative Veranstaltungsformate und innovative Verlagsprogramme.“
Regionale Titel als Türöffner
Für den Stadler-Verlag wirke sich besonders positiv aus, dass Titel mit regionalem Bezug im Buchhandel zunehmend als Türöffner wahrgenommen werden: „Der Leser sucht im Buch und in unseren Kalendern Bezug zu der Region, in der er lebt und sich bewegt. Diesen findet er in Regionalkrimis, Bildbänden, Naturführern, Kalendern und in Erzählungen und Geschichten. Wir profitieren als Verlag von einer treuen Leserschaft und einer engagierten Buchhandelslandschaft am Bodensee und nicht zuletzt vom zunehmenden Tourismus.“
Aktuell erfolgreich seien vor allem die „Bodenseegeschichte(n)“ von Ulrich Büttner und Egon Schwär. Der Band mit Skulpturen des Bildhauers Peter Lenk habe sich zu einem beliebten Longseller entwickelt. Und natürlich ist das Kalenderprogramm weiterhin eine wichtige Stütze im Verlagsgeschäft: als neue Ergänzungen sind Titel zu den Regionen Bodensee, Schwarzwald und Schwäbische Alb hinzugekommen.
„Sehr zufrieden“ sei man mit der Entwicklung im Kinder- und Jugendbuch, heißt es bei Ravensburger. Vor allem die Sachbuchreihe „Wieso? Weshalb? Warum?“ erweise sich als Umsatzgarant, erklärt Pressesprecherin Heike Herd-Reppner. Doch auch die Bücher, Spiele und Puzzles der audiodigitalen Lernplattform „Tiptoi“ sowie Schwerpunktitel aus der Kinder- und Jugendliteratur wie „One True Queen“ seien erfolgreich.
Alles nur Zweckoptimismus?
Bei solchen bekundeten Erfolgsmeldungen bleibt die Frage, wie viel Zweckoptimismus dahinter stecken mag. Es gibt nämlich auch deutlich kritischere Stimmen.
Walter Engstle zum Beispiel, Geschäftsführer des in Konstanz ansässigen Südverlags, schätzt die Situation für viele kleine Verlage immer noch als „bedenklich“ ein. „2017 mussten die Verlage die Rückzahlung von drei Jahren an die VG Wort verkraften, und im Frühjahr dieses Jahres war es die Pleite des größten Barsortimenters KNV, die uns noch immer zu schaffen macht.“

Die Insolvenz des Buchgroßhändlers im Februar dieses Jahres hat die Branche vor große Herausforderungen gestellt, unter anderem mussten die Verlage auf die Erstattung ihrer Verkäufe an den Buchhandel von Oktober 2018 bis Februar 2019 verzichten. Für den Südverlag, sagt Engstle, habe dies einen fünfstelligen Betrag bedeutet. „Die Bücher sind zwar verkauft, aber das Geld werden wir wohl nicht sehen.“
Gleichwohl gehe es auch dem Südverlag immer noch gut. „Das liegt auch daran, dass wir mit entsprechenden Partnern Buchprojekte entwickeln, die auf anderen Vertriebswegen neben dem Buchhandel den Weg zu den Lesern finden. Vom Buchhandel allein könnten wir kaum noch leben, zumal auch hier die Konzentration immer mehr zunimmt und die Ketten den Markt beherrschen. Zum Glück gibt es aber noch die kleinen, unabhängigen Buchhandlungen, die die engagierten Programme der kleinen Verlage zu schätzen wissen.“
Als Highlight im Verlagsprogramm nennt Engstle den zusammen mit dem Haus Preußen publizierten Titel „Kaisertage“. Der Band enthält die bislang unveröffentlichten Aufzeichnungen der Kammerdiener und Adjutanten von Kaiser Wilhelms II.
Auch zwei regionale Titel seien erfolgreich: „Der gefährliche See“ in Koproduktion mit dem Konstanzer Rosgartenmuseum sowie „Konstanz – mehr als 2000 Jahre Geschichte“. Beide Bücher hätten die Erwartungen bereits übertroffen. Für das kommende Frühjahr ist ein neuer von Manfred Bosch herausgegebener Band angekündigt sowie eine historische Romanbiografie von Chris Inken Soppa, beide Autoren kommen aus Konstanz.