Die Strahlkraft der Bregenzer Festspiele sorgen dafür, dass es in Bregenz und der ganzen Region bis hinein in den Bregenzerwald, Dornbirn und ins benachbarte Lindau so richtig boomt. Hoteliers, Restaurantbesitzer und auch die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) profitieren seit vielen Jahren von dem Kulturevent in der Bodenseeregion. Die Bregenzer Festspiele spielen als länderübergreifender Wirtschaftsfaktor eine Hauptrolle im Tourismus.
Auch Neueinsteiger, wie das Team vom kleinen, aber feinen Bregenzer Stadthotel „Kleiner Löwe“, das erst kürzlich mitten in Bregenz eröffnet hat. „Die Bregenzer Festspiele sind ein absolutes Highlight, dem wir schon entgegenfiebern“, sagt Lisa Rümmele: „Wir erwarten Gäste aus der ganzen Welt. Von einer Nacht bis einer Woche ist alles dabei.“
Im Durchschnitt bleiben die Gäste zwei bis drei Nächte im „Kleinen Löwen“. Und noch gebe es, sagt Rümmele, einige freie Zimmer und Festspielkarten. „Wir haben uns selbst natürlich auch Karten gekauft und freuen uns schon auf den Freischütz.“

Oberhalb der Stadt befindet sich inmitten eines Weinberges eine ganze andere Lokalität. Was auf der deutschen Bodenseeseite Rädle-, Besen- oder Kranzwirtschaft heißt, ist für den Österreicher die Heurigenwirtschaft. Eine davon liegt nur knapp fünf Auto- oder zehn Radminuten von der Seebühne oberhalb von Bregenz entfernt.
Das Weingut Möth, betrieben vom einzigen Vorarlberger Vollerwerbswinzer Sepp Möth, hat auch eine Heurigenwirtschaft, die von Michaela Möth geleitet wird. „Natürlich freuen wir uns jedes Jahr auf die besondere Atmosphäre, die in und um Bregenz herrscht, wenn Festspielzeit ist“, sagt sie. „Aber, da wir etwas außerhalb der Stadt liegen, kennen uns viele Festspielbesucher nicht, da die meisten von weiter her anreisen.“
Dabei liege ihre Heurigenwirtschaft geradezu ideal, um vor dem Besuch der Festspiele auf eine zünftige Brotzeit und ein Glas Wein vorbeizukommen. „Bei uns ist es ruhig, die Gäste sitzen mitten in den Weinreben und unsere Weinberge sind nur 500 Meter von der Seebühne entfernt.“

Mitten im Geschehen liegt dafür das Hotel und Restaurant Messmer in Bregenz: direkt gegenüber vom Vorarlberger Landestheater am Kornplatz und zu Fuß nur ein paar Minuten vom Festspielhaus und der Seebühne entfernt. Das „Messmer“, wie es bei Einheimischen kurz genannt wird, ist das Hotel in der Stadt mit der längsten Geschichte. Bereits vor 400 Jahren kehrten dort Reisende ein.
Jetzt bereitet sich das Team um Betriebsleiter Martin Haim alle Jahre wieder auf die Festspielsaison vor. „Die Bregenzer Festspiel sind für uns sehr wichtig und für die ganze Region ein großer Wirtschaftsfaktor“, sagt Martin Haim im Gespräch.
In der Regel bleiben die Festspielbesucher nur eine Nacht bei ihm. Schon jetzt sei sein Haus sehr gut für die Festspielzeit gebucht. „Wir stellen für diese Wochen auch extra Personal ein.“ Bereits für die kommende Festspielsaison 2025 liegen ihm Buchungen vor. Er selbst kommt nach eigenen Ausgaben viel zu selten dazu, eine Aufführung besuchen zu können.
Auch am entgegengesetzten Bodenseeufer freut man sich schon auf die Festspielsaison in Bregenz. Christopher Pape, Sprecher der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) in Konstanz kommt nahezu ins Schwärmen, wenn er davon erzählt: „Die Festspielfahrten sind für die BSB natürlich ein wichtiger Faktor und ein absolutes Highlight im Fahrtenprogramm. Sie werden sehr gut angenommen.“ Jedes Jahr nutzen rund 13.000 Fahrgäste die verschiedenen Angebote der Bodensee-Schiffsbetriebe.
Besonders beliebt, sagt Pape, sei dabei das Festspiel-Shuttle, das die Besucher von Lindau und Bad Schachen inklusive Aperitif an Bord direkt vor die Seebühne fährt und nach der Aufführung wieder zurück. Zusätzlich fährt der Festspiel-Schiff-Bus-Transfer ab den Häfen Meersburg bis Wasserburg mit dem Kursschiff direkt zur Seebühne in Bregenz.
Nach Spielende geht es bequem ab Bregenz mit dem Bus zurück zum Ausgangsort. An einigen Tagen gibt es außerdem noch so genannte Festspiel-Kreuzfahrten, bei denen die BSB-Schiffe auch in Friedrichshafen Halt machen. „Die beliebten Festspielfahrten finden seit 2005 statt“, so Christopher Pape.

„Festspielgäste nächtigen nicht nur in unserer Region“, sagt Lisa Mersin, Sprecherin Bodensee-Arlberg Tourismus. „Sie wohnen auch im Bregenzerwald, im Dornbirn und anderen umliegenden Gemeinden von Bregenz und natürlich auch am deutschen Bodenseeufer. Es gibt aber auch Tagesgäste zu den Festspielen.
Bregenz und die ganze Region profitiert stark von der Wertschöpfung, die Festspielgäste generieren. Es ist mit Abstand die buchungsstärkste Zeit im Jahr für Bregenz, wobei Bregenz durch den Namen und den See die ganze warme Jahreszeit über gut gebucht ist.“ Auch im bayerischen Nachbarort Lindau profitiere man erheblich von den Bregenzer Festspielen.
„Die Festspiele sind für uns ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und wir vermitteln nicht nur Übernachtungen in und um Lindau, sondern sogar bis ins Allgäu hinein“, erklärt Kathrin Hass, Marketingleiterin von Lindau Tourismus. Laut Kathrin Haas werden über das örtliche Tourismusbüro Tickets für die Festspiele verkauft und auch die Festspiele selbst werden als Highlight im Veranstaltungskalender der Stadt Lindau vermarktet.
98 Prozent bleiben für mehrere Tage
Nach Angaben der Zuständigen bei den Bregenzer Festspielen, bleiben erfahrungsgemäß viele Festspielbesucher länger als einen Tag in der Region. In der vergangenen Saison besuchten während der fünfwöchigen Festspielzeit 249.000 Gäste 80 Veranstaltungen. 179.000 Besucher kamen, um das Spiel auf dem See zu sehen.
„Der Freischütz“, der in diesem und im nächsten Jahr auf der Seebühne zu erleben sein wird, ist schon jetzt hervorragend gebucht. Die Verantwortlichen der Bregenzer Festspiele befragen dazu auch regelmäßig ihre Besucher. So gaben 98 Prozent aller Befragten an, zwei oder sogar mehr Tage in der Region verbringen zu wollen. Bei der letzten Besucherbefragung 2019 gaben die Gäste an, täglich etwa 207 Euro auszugeben, wobei 44 Prozent der Kosten auf Übernachtung, 37 auf Verpflegung, 19 auf Einkäufe und andere Ausgaben fielen.
Besonders beliebt sind die Bregenzer Festspiele bei Besuchern aus Deutschland, sie stellen mit 65 Prozent mit weitem Abstand die größte Anzahl an Besuchern dar, gefolgt von 25 Prozent, die aus Österreich kommen, gefolgt von 6 Prozent aus der Schweiz und Liechtenstein, die übrigen vier Prozent der Gäste stammen aus rund 50 Ländern.
Die Festspielbesucher übernachten dabei zu 61 Prozent in Vorarlberg, davon knapp 38 Prozent in Bregenz, immerhin 39 Prozent der Gäste übernachten in den Nachbarregionen Deutschland und der Schweiz.
Was dabei wirklich an Umsatz generiert wurde, können die Bregenzer Festspiele allerdings bislang nur auf die Vor-Coronazeit und einer aus dem Jahr 2019 stammenden Wertschöpfungsanalyse sagen: So lag der um die Umsatzsteuer bereinigte Umsatzimpuls bei knapp hundert Millionen Euro. Bleibt nur zu hoffen, dass die Wetterkapriolen die es im Frühsommer gab, nicht bis in die Festspielzeit hinein in die Verlängerung gehen.