Es wird eisig an der Elbe. Wenn sich ab November in Hamburg der Vorhang für die neue Disney-Musicalproduktion „Die Eiskönigin“ hebt, wird eine Darstellerin aus dem Schwarzwald durch geheimnisvolle vereiste Winterlandschaften wandeln. Sabrina Weckerlin aus Furtwangen wurde aus 12.000 Bewerberinnen für eine der international aktuell begehrtesten Rollen ausgewählt, nämlich die der Eiskönigin Elsa. Im Gespräch mit dieser Zeitung erzählt die Musical-Darstellerin, wie es ist, nach zwei Jahren Corona-Pause endlich wieder für ein Publikum singen und tanzen zu dürfen – und warum ihre neue Rolle die Krönung ihrer bisherigen Karriere ist.

Sie spielen die Hauptrollen im Musical: Sabrina Weckerlin (links) ist Elsa, Celena Pieper Anna.
Sie spielen die Hauptrollen im Musical: Sabrina Weckerlin (links) ist Elsa, Celena Pieper Anna. | Bild: Morris Mac Matzen/Stage Entertainment Germany

„Ich bin mega-happy“ kann Sabrina Weckerlin ihre Glücksgefühle kaum in Worte fassen. Und das hat für die 35-Jährige mehrere Gründe. Zum einen natürlich den, dass sie nach 18 Monaten Corona-Zwangspause endlich wieder in einer Musicalproduktion mitwirken kann. Seit März 2020 waren sämtliche Musical- und Theateraufführungen wegen der Pandemie abgesagt worden. Ein weiterer Grund ist, dass Weckerlin persönlich viel mit der „Eiskönigin“ verbindet. Sie tourte mit Musical-Kollegen bei „Disney In Concert“ durch große Arenen und hat dort bereits die Rolle der Elsa gesungen.

Wie es sein wird, nach so langer Pause wieder zu spielen, kann sie derzeit nur erahnen. Die vergangenen Monate waren nicht einfach. „Es war und ist ein langer und zäher Weg, eineinhalb oder im November sogar zwei Jahre seinen Beruf nicht ausüben zu können.“ Doch Weckerlin hat immer versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Da sie schon viele große Rollen spielte, weiß sie genau, wie viel Disziplin die Vorbereitung erfordert. „Und diese Rolle ist ein wenig so, als ob man sich auf Olympia vorbereitet“, vergleicht sie den Anspruch, den ihr die Figur der Elsa abverlangt und den sie auch an sich selbst hat.

Deswegen hat die 35-Jährige, die in Villingen-Schwenningen geboren wurde, während der vergangenen eineinhalb Jahre ohne Bühnenengagement täglich mehrere Stunden ihre Stimme und ihren Körper trainiert. „Dennoch ist es durch die lange Corona-Pause noch einmal eine extra Herausforderung“, sagt sie. Erleichtert ist sie darüber, dass die Aufführungstermine jetzt konkret werden. Mehrfach musste die Premiere aufgrund der Entwicklungen verschoben werden.

Vor ein paar Jahren stand Sabrina Weckerlin als „Die Päpstin“ auf der Bühne.
Vor ein paar Jahren stand Sabrina Weckerlin als „Die Päpstin“ auf der Bühne. | Bild: Michael Eloy Werthmueller/dpa

Wie viele ihrer Berufskollegen aus der Künstlerbranche und den Berufen aus dem Veranstaltungsbereich hat auch sie harte Monate hinter sich. „Die Perspektivlosigkeit war zermürbend“, sagt sie rückblickend. Ohne die Unterstützung und den Rückhalt ihrer Familie hätte Weckerlin diese Zeit nicht überbrücken können. Sie hat die Zeit genutzt und sich auf ihre eigene Pop-Musik konzentriert. Und sie hat im vergangenen Jahr ein Autokino-Konzert in Baden-Baden gegeben. Seit Anfang dieses Jahres absolviert sie nun ein Online-Studium an einer Songwriting Academy in London.

Weckerlin gilt als die erfolgreichste Musical-Darstellerin im deutschsprachigen Raum. Ihre Karriere begann 2004 als Constance im Musical „Die drei Musketiere“. 2007 spielte sie die grüne Hexe Elphaba in „Wicked“, ab 2011 die Titelrolle in „Die Päpstin“. Zuletzt war sie unter anderem die Kala im Disney-Musical „Tarzan“. Neben den Musical-Produktionen ist sie auch als Sängerin, Schauspielerin und Synchronsprecherin unterwegs.

Im Musical „Die drei Musketiere“ spielte Sabrina Weckerlin die Rolle der Constance (neben ihr: Patrick Stanke als ...
Im Musical „Die drei Musketiere“ spielte Sabrina Weckerlin die Rolle der Constance (neben ihr: Patrick Stanke als d‘Artagnan). | Bild: Daniel Karmann/dpa

Ein bisschen hat sich Sabrina Weckerlin schon in ihre neue Rolle einfühlen können. „Ich war bereits bei mehreren Kostümproben und durfte auch das berühmte Elsa-Kleid schon anprobieren. Es ist mit sehr vielen Swarovski-Edelsteinen besetzt und es funkelt schöner als der schönste Schnee im Schwarzwald. Und es ist sehr schwer“, sagt sie und lacht herzlich.

Mitte September beginnen die Proben in Hamburg. Am 7. November ist dann die Deutschland-Premiere, und ab dem 10. November wird Sabrina Weckerlin als Erstbesetzung sechs Mal pro Woche im Stage Theater an der Elbe auf der Bühne stehen und als Elsa die Zuschauer mitnehmen in die eisige Welt des Königreichs Arendelle. Und natürlich wird sie jeden Abend live „Lass jetzt los“ (“Let It Go“) singen: „Meine Liebe fur diesen Song und diese Rolle ist unendlich groß: Ich weiß, dass es ein Lebensgeschenk ist, ihn jeden Abend singen zu durfen.“