Nicole Szagun hat ein hartes Jahr hinter sich. Dabei war sie eigentlich sicher gewesen, sie hätte all das bereits hinter sich gelassen, was ihr im Weg stand – und all die, die ihr in ihren Augen nichts Gutes wollten. In ihrem Buch ‚Sei stärker als dein Mann‘, erschienen im März 2023, schrieb sie sich von der Seele, was sie bis dahin belastet hatte (Gewalt in der Ehe, toxische Beziehungen, Rufmord) – und wie sie es von der „emotional abhängigen Hausfrau ohne Perspektive“ zur in ihren Worten „selbstbewussten Bosslady“ gebracht hat.

Doch statt gemeinsam mit ihren vier Kindern nach Dubai auszuwandern, was ihr Plan für diesen Sommer gewesen war, musste die 38-Jährige aus dem Markgräflerland vor Gericht um das Sorgerecht kämpfen. Und um ihren Ruf.

Mehr als 30.000 Fans auf Instagram

Szagun ist eine Frau, die polarisiert, allein schon deshalb, weil sie beispielsweise auf Instagram, wo ihr mittlerweile mehr als 30.000 Menschen folgen, gern körperbetont posiert und nicht selten im Bikini. Weil es sie in die Öffentlichkeit zieht, ins Fernsehen. Und weil die Müllheimerin in den sozialen Medien gern zeigt, wenn sie sich etwas leisten kann.

„Ich mache zwar nicht alles richtig, aber ich schäme mich für nichts, das ich getan habe“, sagt sie – und betont, dass „die schönen Bilder auf Instagram“ letztendlich nur einen kleinen Teil ihres Lebens zeigten.

Was im Gespräch deutlich wird: Die größte Rolle in ihrem Leben spielen ihre Kinder, aber auch ihre Arbeit ist ihr wichtig. Zum Beispiel all die Arbeit, die sie im Verlauf von 13 Monaten in ihr Buch gesteckt hat. Das habe sich auf jeden Fall gelohnt, sagt Szagun und fügt lachend hinzu: „Auch wenn ich dadurch nicht reich geworden bin!“ Es sei ein Herzensprojekt gewesen, an dessen Ende vor allem ihr erwachsener Sohn Mike profitiert habe. Der 21-Jährige, gelernter Finanzassistent und ihr Manager (“Ohne ihn geht gar nichts!“), ist als Persönlichkeits- und Business-Coach in ihre Fußstapfen getreten und hat sich selbstständig gemacht.

„Mittlerweile klappt es bei ihm besser als bei mir“, wie die stolze Mutter erzählt. Allein dafür habe sich der Stress gelohnt. Noch kurz vor der Veröffentlichung des Buchs sei sie kurz davor gewesen, aufzugeben, „weil mir das alles zu viel war“. Dann habe ihr Sohn angeboten, ihr zu helfen – seitdem sind die beiden auch geschäftlich ein Team, die eine so ehrgeizig und zielstrebig wie der andere.

In ihrem Leben hat sich viel geändert

Doch in Szaguns Leben hat sich zuletzt einiges geändert – und das nicht zum Positiven. Angefangen habe alles mit ihrem Sohn Romeo. Er war laut seiner Mutter fast fünf Jahre lang in einer Einrichtung für autistische Kinder in Villingen-Schwenningen und war in dieser Zeit nur an den Wochenenden und in den Ferien bei seiner Familie. „Es hat mich jedes Mal zerrissen, wenn ich ihn zurückgebracht habe“, beginnt Szagun zu erzählen.

Doch es sei zu der Zeit das Beste für ihn gewesen, da es in der Nähe der Familie keine geeignete Schule für ihn gegeben habe. Romeo sei der Grund, warum sie überhaupt angefangen habe, für ein besseres Leben zu kämpfen – und der Grund, warum sie immer weiter mache, egal, wie schwer es ist. „Mein Ziel war es immer, dass mein Sohn wieder nach Hause kommt“, sagt Szagun. Diese Rückführung, wie es beim Jugendamt heißt, sollte eigentlich im Sommer 2024 passieren, mit einem langen Vorlauf.

Das Foto zeigt Nicole Szagun bei einem Urlaub in Kroatien. Am liebsten verreist sie mit ihren Kindern.
Das Foto zeigt Nicole Szagun bei einem Urlaub in Kroatien. Am liebsten verreist sie mit ihren Kindern. | Bild: Nicole Szagun

„Aber dann, zack, kam das wahre Leben“, sagt Szagun. Romeo sei im Sommer 2023 in seiner Einrichtung nicht mehr klargekommen. An einer Schule in Freiburg sei dann überraschenderweise ein geeigneter Platz frei geworden – eine seltene Chance, Szagun musste sich schnell entscheiden und innerhalb von 14 Tagen regeln, was eigentlich ein Jahr dauern sollte.

Was dafür sprach: Romeo könnte wieder bei seiner Familie leben. Was dagegen sprach: Wie sollte Szagun das schaffen als Selbstständige, mit einem autistischen Kind, das eine 1-zu-1-Betreuung braucht? „Das war ein ganz schönes Päckchen“, gibt sie zu. Dennoch habe sie sich das alles ihrem Sohn zuliebe zugemutet – aber bald erkannt, dass das auf Dauer nicht funktionieren kann. „Ich bin ja auch nur Mensch“, sagt Szagun. „Ich konnte nicht mehr.“

Familienstreit ums Thema Geld

Und dann passierte das, was ihr stabiles Leben von einem Tag veränderte. Über das Thema Geld kam es zum Streit in der Familie, denn Szagun arbeitete weniger, um für ihre Kinder da zu sein – und konnte deshalb andere Familienmitglieder nicht mehr finanziell unterstützen. Es kam zum Bruch. Das sei nicht nur für sie selbst schwer gewesen (“Ich musste erst mal eine Therapie machen.“), sondern vor allem auch für ihre Kinder, denen plötzlich wichtige Bezugspersonen fehlten. „Dadurch hat sich alles verändert“, sagt Szagun.

Doch auf Szagun kam noch mehr zu. Die mit ihr nun zerstrittenen Familienmitglieder holten – nach acht Jahren ohne jeglichen Kontakt, weder zu ihr, noch zu den Kindern – auch den Ex-Mann der 38-Jährigen wieder mit ins Boot. Das habe „alles, was ich mir aufgebaut habe, fast zerstört“, sagt sie, vorerst auch die Auswanderung nach Dubai. Ihre Angststörung sei zurückgekehrt und mit ihr die Panikattacken. Seitdem bekam sie regelmäßig Besuche vom Jugendamt, sagt sie, auch die Polizei war mehr als einmal da.

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Etwas Positives hat Szagun inzwischen erreicht: Wie sie erzählt, hat sie nach einer Gerichtsentscheidung jetzt das alleinige Sorgerecht für die drei schulpflichtigen Kinder. Was sie noch nicht hat, ist das Aufenthaltsbestimmungsrecht – und das braucht sie, wenn die Familie nach Dubai ziehen will. Das will die 38-Jährige nach wie vor, „das ist unser großer Traum“, sagt sie – und wer einmal mit ihr zu tun hatte, weiß, dass sie nicht klein beigeben wird. Ein erster Schritt für sie ist es, über das zu sprechen, was passiert ist. Ob sie jemals verzeihen könne, dass zwei enge Familienmitglieder für so viel Unruhe in ihrem Leben gesorgt haben? Nein, sagt sie, zumindest noch nicht.

Doch das Leben geht weiter. Der Privatsender ProSieben dreht gerade eine Reportage über Szagun und ihren autistischen Sohn, für RTL hat sie im „Blaulichtreport“ eine Rolle übernommen. Nur eine ganz kleine Nebenrolle, wie sie sagt – aber nach all dem Hin und Her wieder ein Herzensprojekt. Denn vor die Kamera zieht es sie immer noch. Nur eins schließt Szagun komplett aus: Eine Datingshow wie „5 Senses For Love“, mit der sie 2021 bekannt wurde, will sie nicht noch einmal machen.