Eine Woche nach der Beisetzung des verstorbenen Papstes Benedikt XVI. hat dessen langjähriger Privatsekretär und enger Vertrauter, Erzbischof Georg Gänswein, seine mit Spannung erwarteten Memoiren veröffentlicht. In dem am Donnerstag in Italien erschienenen und bereits vorab umstrittenen Buch „Nient‘altro che la verità“ (“Nichts als die Wahrheit“) beschreibt Gänswein auch Spannungen zwischen den beiden Päpsten Benedikt und Franziskus.

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Buch schildert Ratzingers Aufstieg zum Oberhaupt der katholischen Kirche

So behauptet Gänswein unter anderem, dass Franziskus seinem Vorgänger „das Herz gebrochen“ habe, indem er die Verwendung der lateinischen Sprache, die dieser selbst als Konservativer entwickelt hatte, eingeschränkt habe. Das Buch schildert darüber hinaus Joseph Ratzingers Aufstieg zum Oberhaupt der katholischen Kirche, sein von Skandalen geprägtes Pontifikat (2005 bis 2013) und schließlich seinen Rückzug in ein Kloster im Vatikan nach seinem überraschenden Rücktritt im Jahr 2013.

Georg Gänswein (oben), Kurienerzbischof und langjähriger Privatsekretär des verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI., kniet am Sarg ...
Georg Gänswein (oben), Kurienerzbischof und langjähriger Privatsekretär des verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI., kniet am Sarg des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. vor Beginn der Trauermesse auf dem Petersplatz. | Bild: Ben Curtis/dpa

Der Vatikan hat zwar bislang nicht offiziell auf die von Gänswein geäußerten Vorwürfe gegenüber Franziskus reagiert. Doch italienischen Medienberichten zufolge sorgte das Buch mit seinen bereits vorab bekannt gewordenen Inhalten in Rom für Irritationen.

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Gespräch mit Franziskus hinter verschlossenen Türen

Demnach war der 66-jährige deutsche Erzbischof am Montag zu einem Gespräch mit Franziskus hinter verschlossenen Türen eingeladen worden. Worum es bei dem Gespräch ging, wurde zunächst nicht bekannt.

Georg Gänswein (l), Erzbischof und Präfekt des Päpstlichen Hauses, blickt Papst Franziskus an, als dieser am 25.05.2019 zu einer Audienz ...
Georg Gänswein (l), Erzbischof und Präfekt des Päpstlichen Hauses, blickt Papst Franziskus an, als dieser am 25.05.2019 zu einer Audienz mit Teilnehmern einer Wallfahrt der italienisch-albanischen Diözese Lungro in der Halle Papst Paul VI. eintrifft. Papst Franziskus hat Erzbischof Georg Gänswein, den langjährigen Vertrauten und Privatsekretär des gestorbenen Benedikt XVI., zu einer Privataudienz empfangen. (Archivbild) | Bild: Andrew Medichini/dpa

Nicht nur der emeritierte deutsche Kardinal Walter Kasper kritisiert die Veröffentlichungen des aus Baden-Württemberg stammenden Gänswein. „Es wäre besser gewesen, zu schweigen“, sagte Kasper der italienischen Zeitung „La Repubblica“.

Papst Franziskus entscheidet über Gänsweins neue Aufgabe

Trotz des derzeitigen Ärgers wird Gänswein eine neue Aufgabe benötigen – und Papst Franziskus wird darüber entscheiden. Am Rande der Trauerfeier für Benedikt in der vergangenen Woche äußerte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, ausweichend dazu. Gänswein werde sich sicher selbst Gedanken machen, „und diejenigen, die Entscheidungen zu treffen haben, werden ganz gewiss gute Entscheidungen treffen“, sagte der Limburger Bischof.

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Vatikanbeobachtern zufolge könnte Franziskus Gänswein auf einen Botschafterposten berufen – weit weg vom Vatikan.

(AFP)