Nach der Ankündigung des Großaktionärs Tahoe, seine Aktienanteile beim Küchenhersteller Alno aufstocken zu wollen, haben sich die Arbeitnehmervertreter offen für eine Kooperation gezeigt. "Wenn bei den geforderten Restrukturierungen die Arbeitsplätze erhalten bleiben, spricht aus unserer Sicht nichts gegen ein Engagement von Tahoe", sagte Michael Föst, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Albstadt. Ohne den Einstieg des Investors stünde Alno jedenfalls schlechter da, glaubt Föst. Auch für die Arbeitnehmer sei es wichtig, dass Alno endlich wieder schwarze Zahlen schreibe.
Was genau unter der Forderung von Tahoe an das Alno-Management, schnellstmöglich ein Konzept zur Restrukturierung des Unternehmens zu erarbeiten, zu verstehen sei, weiß auch der erfahrene Gewerkschafter nicht. Er hoffe, dass durch das zusätzliche Kapital Alno in die Lage versetzt werde, in die Modernisierung des Unternehmens zu investieren, denn bei Alno gebe es nach vielen Jahren mit Verlusten einen Investitionsstau. Die Tahoe Investors GmbH, welche wiederum zur Prevent-Gruppe gehört, sei ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Man wisse nicht, was die Investoren mit Alno vorhaben.
Bis jetzt hat sich Tahoe nicht öffentlich zu seinen Plänen geäußert. Aus dem Umfeld von Tahoe hieß es nur, dass Alno ein großes Potenzial habe, das bis jetzt noch nicht gehoben sei. Die zahlreichen bisher erfolgten Restrukturierungen seit dem Börsengang 1995 seien nicht erfolgreich gewesen, hieß es.
Unterdessen hat Alno angekündigt, innerhalb der nächsten zwei Wochen eine Stellungnahme zum Übernahmeangebot von Tahoe zu veröffentlichen. Dazu ist das Unternehmen nach Paragraf 27 des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes verpflichtet. Es ist zu erwarten, dass Alno sich positiv zu der Übernahme äußern wird. Darauf deutet eine Aussage von Konzernchef Max Müller hin, die das Unternehmen gestern veröffentlichte. Dort lässt sich der Alno-Chef mit den folgenden Worten zitieren: „Das Übernahmeangebot ist ein weiterer Schritt in der Zusammenarbeit mit unserem neuen Großinvestor, der dem Unternehmen Stabilität sowie eine klare Perspektive für die Zukunft gibt. Profitieren werden wir vor allem vom Know-how in Restrukturierung, Logistik, Supply Chain sowie weiteren Bereichen.“ Die bosnische Familie Hastor, der die Prevent-Gruppe und damit Tahoe gehört, ist als Investor mit Dutzenden Unterfirmen in verschiedenen Branchen aktiv, unter im Auto-Zuliefergeschäft und in der Holzindustrie. Zudem verdient das Familienimperium sein Geld mit Yachten, Bekleidung und im Designbereich.
Bei der Umstrukturierung des Küchenherstellers wird auch der Alno-Betriebsrat ein Wörtchen mitzureden haben. Drei der neun Alno-Aufsichtsratsmitglieder werden von der Arbeitnehmervertretung gestellt, die übrigen sechs Mitglieder von seiten der Investoren. Vier dieser sechs Sitze werden künftig von Tahoe gestellt. Kommt es im Aufsichtsrat zu einer Abstimmung, wird aufgrund der Mehrheitsverhältnisse aber immer die Kapitalseite die Oberhand haben, erklärt Michael Föst. "Der Betriebsrat kann in solchen Fällen nur moralisieren und auf die Kapitalseite einreden", erklärt er.
Tahoe bietet den Alno-Aktionären 50 Cent pro Wertpapier. Aktuell notiert die Alno Aktie bei 48 Cent. Der Aufschlag mit zwei Cent pro Aktie ist somit überschaubar. Eine erste Annahmefrist läuft bis zum 14. Dezember.
Die Familie Hastor ist nicht unumstritten. Sie hatte im Sommer Volkswagen unter Druck gebracht, als zwei Prevent-Töchter die Lieferung von Teilen zwischenzeitlich verweigerten. Grund war ein Streit um Vertragskonditionen. Die Produktion im VW-Stammwerk Wolfsburg stand deshalb teils still. Das Image von Prevent und Tahoe sei dadurch aber nicht angekratzt, heißt es aus dem Umfeld von Tahoe.
Die Alno AG
Alno wurde 1927 als "Selbstständige Schreinerei Albert Nothdurft" gegründet. Heute zählt das Unternehmen mit einem Umsatz von 522 Millionen Euro und 2 100 Mitarbeitern zu den weltweit größten Küchenherstellern. Vor allem die Kernmarke Alno hat – trotz aller finanziellen Schwierigkeiten – bei den Endkunden immer noch einen guten Ruf. Neben der Marke Alno laufen Küchen des Unternehmens auch unter den Namen Pino, Piatti, Forster und Wellmann vom Band. Alno ist eigentlich ein Exot, denn die deutschen Küchenbauer ballen sich vor allem in Ostwestfalen. Marktführer sind die Nobilia-Werke, die ihren Stammsitz nahe Gütersloh haben. Auf Rang zwei folgt Alno. (td)