Die insolvente Weck-Betriebsgruppe, die für die Produktion von Einmachgläsern international bekannt ist, dürfte wohl an interessierte Investoren veräußert werden. „Es gibt ungewöhnlich viele Anfragen von Bewerbern“, bestätigte Insolvenzverwalter Thilo Braun auf Anfrage des SÜDKURIER.

Der Fachanwalt für Insolvenzrecht der Freiburger Kanzlei Nehrig, Braun & Sozien ist vom Amtsgericht Karlsruhe zum Insolvenzverwalter bestellt worden. Anfang Juni hatte der geschäftsführende Gesellschafter Eberhard Hackelsberger für sein in Wehr-Öflingen ansässiges Unternehmen J. Weck GmbH & Co. KG sowie für das Tochterunternehmen, die Weck-Glaswerk GmbH in Bonn, die Zahlungsunfähigkeit anmelden müssen. Die Insolvenz des in vierter Generation geführten Familien-Unternehmens hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt.

Insolvenzverwalter Thilo Braun.
Insolvenzverwalter Thilo Braun. | Bild: Thilo Braun

Zunächst sei es darum gegangen, den Betrieb fortzuführen, beschreibt Rechtsanwalt Braun die nunmehr abgeschlossene erste Phase der Insolvenzverwaltung. Gespräche mit Lieferanten und Kunden seien notwendig gewesen. „Alle standen zunächst auf der Bremse.“ Lieferanten der Glasrohstoffe verlangten Zahlungszusagen oder plötzlich sogar Vorkasse. „Das erforderte viel Überzeugungsarbeit“, so Braun.

Technisch hochkomplexe Anlage

Die 385 Beschäftigten an den Standorten beider Betriebe könnten aber vorerst ihrer Arbeit weiter nachgehen. Nach Angaben von Braun läuft die Glasproduktion rund um die Uhr. Dies sei auch notwendig, weil die hochkomplexe Anlage zur Glasherstellung sonst Schaden nehmen würde.

Das Weck-Glaswerk in Bonn verfüge über zwei Produktionsstrecken mit jeweils 60 Quadratmeter großen Wannen für die geschmolzene Glasmasse. Die Anlagen müssten im Drei-Schicht-Betrieb täglich 24 Stunden am Laufen gehalten werden. Erst vergangenes Jahr habe Geschäftsführer Hackelsberger eine der beiden Produktionsstrecken erneuern lassen.

Einfluss auf die Zukunft seiner zwei Unternehmen, die Weck-Glaswerk GmbH in Bonn und die J. Weck GmbH&Co.KG in Wehr, hat ...
Einfluss auf die Zukunft seiner zwei Unternehmen, die Weck-Glaswerk GmbH in Bonn und die J. Weck GmbH&Co.KG in Wehr, hat Unternehmens-Chef Eberhard Hackelsberger nur noch gering. Er hofft jedoch, dass die 385 Arbeitsplätze möglichst erhalten bleiben können. | Bild: J. WECK GmbH u. Co. KG

In der Regel sei dies nach zwölf bis 15 Betriebsjahren notwendig. Insgesamt sechs Millionen Euro seien investiert worden. Der Betrieb habe deswegen nur noch über geringe Liquidität verfügt. Als dann in den Folgemonaten die Nachfrage eingebrochen sei, jedoch die Energie- und Rohstoffpreise stark gestiegen seien, habe Hackelsberger die Zahlungsunfähigkeit anmelden müssen, erläutert Braun. Die Ursachen der Insolvenz zu analysieren, sei Teil der zweiten Phase, in der das Insolvenzverfahren nunmehr stehe. Danach gelte es die dritte Phase, mit einem möglichen Betriebsverkauf, anzustoßen.

Die Weck-Betriebsgruppe sei technisch sehr innovativ, sagt Braun. Dies begründe wohl auch das Interesse möglicher Investoren. Die Einmachgläser, mit denen Weck einst bekannt geworden ist, würden in 45 Länder exportiert. Die Produktion der Einmachgläser sei in Deutschland einmalig, die Herstellung der flachen Glasdeckel eine technische Herausforderung.

Die Gewinnmargen seien durchaus hoch. An der Gesamtproduktion machten die Einmachgläser jedoch nur einen Anteil von zehn Prozent aus. Um die Anlage auszulasten, seien zusätzlich vor allem Behältnisse für die Lebensmittelindustrie produziert worden. Dazu zählten Honig-, Marmelade-, Gurken- oder Senf-Gläser sowie Sturz- und Stopfgläser, wie sie gerne von Metzgereien verwendet würden.

Zahlreiche Kaufinteressenten für Weck

Angesichts der zahlreichen Anfragen von Kaufinteressenten ist nach Angaben von Insolvenzverwalter Braun der Stuttgarter Unternehmensmakler Wintergerst beauftragt, vorliegende Anfragen zu prüfen oder Kontakte zu potentiellen Käufern herzustellen. In der Regel würde dann mit einer Handvoll Bewerbern in tiefere, nicht-öffentliche Gespräche eingestiegen. Vier bis fünf Monate könnten hier vergehen, bis eine Betriebsübernahme ausgehandelt sei, sagt der Jurist.

Angestrebt werde ein Verkauf beider Betriebe zusammen – die Produktion in Bonn sowie Vertrieb und Marketing in Wehr. Eine Garantie gebe es dafür aber nicht, schränkt Braun ein. Vorstellbar sei auch die Abspaltung des in Wehr ansässigen hauseigenen Verlags, in dem Fachmagazine und Ratgeber zum Kochen und Einmachen herausgegeben würden. Dass alle Arbeitsplätze erhalten blieben, sei wünschenswert, könnte aber nicht zugesichert werden.

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Fristen für einen Verkauf gebe es nicht, sagt Braun. Einzig das sogenannte vorläufige Insolvenzverfahren, das der Sicherung von Vermögenswerten und dem Schutz vor Vollstreckung diene, ende zum 1. September. Dann würde vom Gericht das Hauptverfahren der Insolvenz eröffnet. Solange der Betrieb fortgeführt werden könne, ohne dass Verluste aufliefen, gebe es dann keinen Zeitdruck. Eine solche Fortführung des Unternehmens könne durchaus auch ein Jahr und länger dauern, sagt Braun.

Hackelsberger bleibt Gesprächspartner

Mit Weck-Geschäftsführer Hackelsberger steht Insolvenzverwalter Braun nach eigenen Angaben nahezu täglich in Kontakt. Schließlich habe er viele Jahrzehnte Erfahrungen in der Glasproduktion, sagt Braun. „Hackelsberger ist und bleibt ein wichtiger Gesprächspartner.“