Es ist nicht die ganz große Politik, die zwischen Baden-Württemberg und dem kleinen Fürstentum Liechtenstein stattfindet. Aber während die Diplomatie im Weltmaßstab in der Krise steckt, sich die Supermächte argwöhnisch beharken und sich die Wirtschaftsblöcke gegenseitig mit Sanktionen und Zöllen überziehen, sind die Beziehungen zwischen den beiden Regionen im Herzen Europas ungetrübt. Mehr noch: Es flutscht sogar richtig.

Südwest-Ministerpräsident Winfried Kretschmann (rechts) beim Besuch von Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein im Schloss in Vaduz.
Südwest-Ministerpräsident Winfried Kretschmann (rechts) beim Besuch von Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein im Schloss in Vaduz. | Bild: Julian Konrad, Liechtenstein

Gute Beziehungen mit dem Südwesten

„Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Liechtenstein können als sehr gut bezeichnet werden“, sagt Liechtensteins Regierungschef Daniel Risch. Gerade ist Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann zu Besuch in dem Kleinstaat.

Der Grüne und Risch, der noch im März turnusgemäß aus seinem Amt ausscheidet, sind seit Jahren in „engem Austausch“, wie es aus Kretschmanns Umfeld heißt. Man schätze und vertraue sich. In unruhigen Zeiten, in denen sich Europa befinde, sei „Vertrauen“ besonders wichtig, sagt auch der Grüne.

Mehr wirtschaftlicher Austausch

Kretschmann steht auf der Terrasse eines Nobel-Hotels in Liechtensteins Hauptstadt Vaduz und lässt sich von Risch sein Reich erklären.

In einigen Hundert Metern Entfernung sieht man das Liechtensteiner Schloss, in dem Kretschmann in einigen Minuten den Erbprinzen Alois zu einem Höflichkeitsbesuch treffen wird. Weiter rheinabwärts funkeln die schneebedeckten Gipfel der Schweizer Alpen.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (2. von links) mit Landtagsabgeordnetem Niklas Nüssle (Grüne) aus dem Wahlkreis Waldshut (3. von ...
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (2. von links) mit Landtagsabgeordnetem Niklas Nüssle (Grüne) aus dem Wahlkreis Waldshut (3. von links) und Entourage beim Besuch von Schloss Liechtenstein in Vaduz. | Bild: Rosenberger, Walther

Exporteure unter sich

Um die Schönheit dieser Ecke der Alpen geht es Kretschmann und Risch aber nur am Rande. Vielmehr steht die Wirtschaft im Vordergrund der Visite. Die Regierungschefs wollen die Kooperation zwischen den beiden Ländern intensivieren. Deutschland und Liechtenstein sind ausgesprochene Exportnationen.

Südwest-Ministerpräsident Winfried Kretschmann (rechts) beim Besuch von Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein im Schloss in Vaduz.
Südwest-Ministerpräsident Winfried Kretschmann (rechts) beim Besuch von Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein im Schloss in Vaduz. | Bild: Julian Konrad, Liechtenstein

Maschinen, Elektrotechnik und Teile für den Fahrzeugbau stellen diesseits und jenseits des Bodensees die wichtigsten Industriegüter dar. In Liechtenstein ist alles nur ein wenig kleiner, vielleicht auch feiner. Die Staatsverschuldung liegt bei null, die Arbeitslosenquote bei einem Prozent, genau wie die Inflationsrate.

Im Land des Weltmarktführers Hilti

Gleich um die Ecke, in der Gemeinde Schaan, hat der für seine Bohrhämmer bekannte Dübel-Weltmarktführer Hilti seinen Sitz. Auch namhafte Automobilzulieferer sind in dem sechstkleinsten Land der Welt ansässig.

Bei Hilti wird Kretschmann an diesem Tag sagen, Innovationen seien der Schlüssel für Wohlstand und wirtschaftlichen Fortschritt. Hochtechnologieländern wie Liechtenstein, der Schweiz oder Bundesländern wie Baden-Württemberg oder Vorarlberg in Österreich bleibe gar nichts anderes übrig, als beim Erfindungsreichtum ganz vorne zu mitzumischen.

Von Links: Michael Flügger, deutscher Botschafter in der Schweiz, Thomas Hillbrand, Mitglied der Konzernleitung bei Hilti und MP ...
Von Links: Michael Flügger, deutscher Botschafter in der Schweiz, Thomas Hillbrand, Mitglied der Konzernleitung bei Hilti und MP Winfried Kretschmann (Grüne) in der Hilti-Zentrale in Schaan. | Bild: Rosenberger, Walther

Baden-Württemberg hat Vorsitz bei IBK

Dass der Ministerpräsident die Länder in einem Zug erwähnt, hat noch einen anderen Grund. Seit Jahresbeginn hat Baden-Württemberg den Vorsitz der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) inne – eine politische Plattform, die seit mehr als 50 Jahren versucht, das Zusammenwachsen rund um den Bodensee mit Projekten voranzutreiben.

Der Südwesten hat sich auf die Fahne geschrieben, die Region zu einem CO2-neutralen Natur-, Kultur- und Wirtschaftsstandort mit einer klimafreundlichen, grenzüberschreitenden Mobilität weiterzuentwickeln. Liechtenstein zieht da mit. Zumindest mit dieser Botschaft kann Kretschmann an diesem Tag nach Hause fahren.