Tätowierungen erfreuen sich großer Beliebtheit. Wie eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Ipsos im Auftrag der Apotheken Umschau ergab, tragen 21 Prozent der Deutschen heutzutage Bilder oder Schriften unter der Haut. Vor sieben Jahren waren es noch fast zehn Prozent weniger. Dabei sollen es die Tätowierungen in sich haben: Wer sich ein Tattoo stechen lässt, geht laut Experten gesundheitliche Risiken ein.

Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg nennt einige von ihnen. Neben der Gefahr, dass das Endergebnis dem Kunden nicht gefällt, aber dauerhaft sichtbar bleibt, kritisiert sie die Berufszulassungs-Bedingungen, die für Tätowierer gelten: Da es sich um keinen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf handle, könne jeder tätowieren – ohne Vorwissen zu besitzen. Für Kunden sei es dadurch schwer, nachzuvollziehen, ob der Künstler sein Handwerk wirklich beherrscht oder ob er etwa hygienisch geschult ist. Wer ein Studio eröffnen will, braucht allerdings einen Gewerbeschein und muss volljährig sein.

Wie das Regierungspräsidium Stuttgart mitteilt, gibt es bezüglich der Hygiene zwar Kontrollen. Tätowierer unterliegen der Hygieneverordnung, die Vorgaben für die Arbeitsweise, Instrumente und den Arbeitsplatz macht. Die Gesundheitsämter sind für die Überwachung der Tätowierer zuständig und können gegebenenfalls Nachweise einfordern. Arbeiten die Tätowierer unzuverlässig, können ihnen die Gewerbe untersagt werden. Das Regierungspräsidium sagt aber auch: „Die Intensität der Überwachung bestimmen die einzelnen Gesundheitsämter in eigener Verantwortung abhängig von der jeweiligen Situation im Landkreis.“ Das Gesundheitsamt des Landratsamts Konstanz führt nach eigenen Angaben jährliche Stichproben durch, zudem in unregelmäßigen Abständen flächendeckende Kontrollen. Auch Hinweisen werde nachgegangen.

Zudem wird derzeit eine DIN-Norm erstellt, die Tätowieren zu einer sicheren und hygienischen Praxis machen soll. Die Bundesregierung prüft gemeinsam mit den Ländern, inwiefern diese als verbindliche Standards etabliert werden können.

Das könnte Sie auch interessieren

Studio unter die Lupe nehmen

Sabine Holzäpfel rät Kunden dazu, sich vor einer Tätowierung das Tattoo-Studio genau anzusehen und mit dem Tätowierer zu sprechen. Sie verweist zudem auf Checklisten, die etwa vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft erstellt wurden, und eine Übersicht über die Fragen bieten, die bei der Studio-Auswahl helfen sollen – etwa, ob ein Gewerbeschein vorliegt und ob hygienisch gearbeitet wird. Wer sich als Kunde an diesen Checklisten orientiere, trage dazu bei, die Risiken so gering wie möglich zu halten. „Da sollte man auch keine Hemmungen haben, schließlich geht es nicht nur um das Aussehen, sondern vor allem um die Gesundheit“, betont sie. „Wer seriös arbeitet, wird darauf eingehen und sich ausreichend Zeit nehmen, um alle Fragen zu beantworten und ausführlich über Allergien aufzuklären.“

Aber auch andere Risiken drohen. Laut Sabine Holzäpfel kann es unter anderem zu Entzündungen und Infektionen kommen, zum Beispiel dann, wenn nicht sauber gearbeitet wurde. Zudem können allergische Reaktionen auf die verwendeten Tinten auftreten. Aber auch aus anderen Gründen seien diese bedenklich: So gibt es in Deutschland zwar eine Tätowiermittel-Verordnung, die unter anderem durch das Verbot gesundheitlich bedenklicher Stoffe die Sicherheit des Kunden gewährleisten soll. Bundesweit wird zudem im Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch geregelt, dass die Produkte die menschliche Gesundheit nicht schädigen dürfen. In Europa müssen manche Stoffe außerdem als krebserzeugend gekennzeichnet sein und dürfen nicht oberhalb bestimmter Konzentrationsgrenzen enthalten sein. Wichtiger ist es laut Sabine Holzäpfel aber, eine Positivliste zu erstellen und nur jene Inhaltsstoffe zuzulassen, die in jedem Fall unbedenklich sind.

Farben in einem Tattoo-Studio. In der Tinte werden immer wieder schädliche Stoffe entdeckt.
Farben in einem Tattoo-Studio. In der Tinte werden immer wieder schädliche Stoffe entdeckt. | Bild: Franziska Gabbert

Gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe

Der Grund dafür: „Die amtliche Überwachung findet immer wieder verbotene gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe in Tattoofarben“, sagt Holzäpfel. Um Tätowierer und Kunden frühzeitig zu warnen, gebe es das Warnsystem Rapex, das über auffällige Farben informiert. Generell sei über die Auswirkung vieler Bestandteile noch zu wenig bekannt. Man wisse zum Beispiel, dass Pigmente der Tattoofarben über die Lymphbahnen wandern und sich in den Lymphknoten ablagern. Welche Folgen das für den Körper hat, sei jedoch unklar. Wegen Gesundheitsbedenken hat die EU-Kommission ein Verbot der Farben Blue 15 und Green 7 vorgeschlagen, die EU-Staaten sollen darüber im Februar beraten.

Das könnte Sie auch interessieren

Zusammenhang nicht nachgewiesen

Doch nicht alle Experten schätzen die Risiken von Tätowierungen derart hoch ein, darunter Hans Bayer, Oberarzt an der Hautklinik der Uniklinik Freiburg. Er gibt zwar an, Tätowierungen zu mögen, betont aber auch: „Ich sehe natürlich dennoch die kritischen Seiten.“ So nennt auch er mögliche Allergien. Pro Jahr müsse er zwei bis drei Tattoos seiner Patienten operativ entfernen, wenn die Unverträglichkeits-Reaktionen nicht behandelbar sind. Auch Infektionen seien möglich, wobei in Deutschland dank der Hygieneverordnung zum Großteil sehr sauber gearbeitet werde.

Bayer betont aber auch: „Ansonsten ist das Ganze sehr sicher.“ Man müsse bedenken, dass bereits seit langer Zeit tätowiert werde und viele Menschen ein Tattoo besitzen. „Wenn es so wäre, dass bestimmte Krankheiten vermehrt in Verbindung mit Tätowierungen auftreten, dann würde uns das auffallen.“ Bislang seien solche Zusammenhänge nicht entdeckt worden. Laut Sabine Holzäpfel ist es in Fällen, in denen Tätowierte etwa an Krebs erkranken, jedoch schwer, die Krankheit auf die Tätowierung zurückzuführen.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch Hans Bayer will nicht ausschließen, dass in Tätowierfarben kritische Inhaltsstoffe enthalten sein können. Um mehr über die Folgen von Tätowierungen herauszufinden, wünscht er sich eine Zusammenarbeit von Ärzten und Tätowierern. „Klinische Studien wären sinnvoll, davon gibt es derzeit noch wenig“, sagt er.

Ein Tattoo wird mit einer Laserbehandlung entfernt. Auch das birgt Risiken, etwa mögliche Verbrennungen.
Ein Tattoo wird mit einer Laserbehandlung entfernt. Auch das birgt Risiken, etwa mögliche Verbrennungen. | Bild: Carsten Koall

Vorsicht bei Tattoo-Entfernungen

  • Laser: Nicht nur das Tätowieren, sondern auch das Entfernen eines Tattoos birgt Risiken. Wie Hans Bayer erklärt, kann es zu Verbrennungen oder Vernarbungen kommen, wenn bei der Entfernung mit einem Laser gearbeitet wird. Außerdem verschwinde die Farbe nicht komplett aus dem Körper. Obwohl das Tattoo nicht mehr zu sehen ist, gelangen die zersprengten Pigmente in das Lymphsystem und verbleiben im Körper. Noch dazu können bei der Tattooentfernung giftige Substanzen wie Blausäure oder Benzol entstehen. Die Menge sei zwar gering, über den Vorgang müsse aber dennoch aufgeklärt werden. Wichtig ist laut Hans Bayer, die gelaserte Stelle nach der Behandlung täglich zu pflegen, damit die Haut gut abheilen kann.
  • Zuständigkeit: Tattooentfernungen per Laser darf in Deutschland momentan jeder vornehmen, der ein Gerät und einen Gewerbeschein besitzt sowie einen Laserschutzkurs absolviert hat. Laut einer neuen Verordnung dürfen ab Ende diesen Jahres nur noch Ärzte diese Behandlung anbieten.