Mit neuen Tarifen stellen die Mobilfunkfirmen den Kunden mehr Datenvolumen fürs Surfen, Streamen und Online-Spielen bereit – ohne teurer zu werden. Das Problem ist: Von den verbesserten Tarifen profitieren meist nur Neukunden. Wer einen alten Tarif hat und sich nicht um dessen Umstellung kümmert, geht leer aus. Beispiele und Tipps, was treue Kunden dagegen machen können.
Dass die sogenannten Bestandskunden benachteiligt sind, hat einen Grund: Die Provider locken Neukunden mit einem höheren Datenvolumen, ohne den Vorteil automatisch auch ihren alten Kunden zu gewähren. Das steigert den Gewinn. Nur Bestandskunden, die eine Umstellung auf den neuen Tarif aktiv einfordern, holen die neuen Konditionen auch für sich heraus.
„Alle Anbieter sind hier gleich. Sie wollen, dass die Kunden sich melden, um ihnen bei dieser Gelegenheit noch irgendein Upgrade verkaufen zu können“, sagt Henning Gajek, Marktbeobachter des Fachportals Teltarif.de.
Beispiel 1
Die Telekom bietet seit August neue Prepaid-Tarife an. Das Datenvolumen liegt teils doppelt so hoch wie in den alten Tarifen – zum gleichen Preis. So ist der MagentaMobil-M für knapp 10 Euro jetzt mit 8 Gigabyte (GB) statt früher 4 GB bestückt. Außerdem hat der Netzbetreiber etwas für ihn ganz Neues eingeführt: Unverbrauchtes Volumen verfällt nicht mehr am Ende der Abrechnungsperiode (28 Tage). Das Restvolumen wird in die nächste Periode übertragen, sodass es der Kunde auch dann noch verjubeln kann.
Das gilt aber nur für Neukunden, nicht auch für Bestandskunden, jedenfalls nicht automatisch. Wie ein Telekom-Sprecher auf Anfrage mitteilte, können zwar alle, die einen der alten Prepaid-Tarife bereits nutzen, „jederzeit kostenlos“ in einen neuen Tarif wechseln. Doch das ist bei Prepaid zum einen normal, und es setzt zum anderen voraus, dass der Kunde von der Tarifänderung erfährt und den Wechsel aktiv betreibt. Alle anderen speist das Unternehmen mit den schlechteren alten Konditionen weiter ab.

Beispiel 2
Bei Vodafone können sich Neukunden seit Ende September für Laufzeitverträge (kein Prepaid) mit deutlich höherem Datenvolumen entscheiden. So ist der GigaMobil-S für monatlich knapp 40 Euro nun mit 25 statt zuvor mit regulär 12 GB ausgestattet. Der Tarif GigaMobil-L für knapp 60 Euro hat nun sogar 280 GB anstelle früher nur 50 GB inklusive.
Der Haken auch hier: Ohne ihr eigenes Zutun haben Bestandskunden davon nichts. Zwar können auch sie einen der neuen Verträge abschließen, sie müssen dafür aber aktiv werden und sich bei Vodafone melden. „Automatisch wird niemand umgestellt“, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Bei Abschluss eines Neuvertrags beginnt zudem die volle Vertragslaufzeit wieder von vorn zu laufen.
So bekommen Kunden bessere Konditionen
Wer als Bestandskunde nicht systematisch schlechter als ein Neukunde behandelt werden will, kann verschiedene Vorkehrungen treffen:
- Tipp 1 – Monatliche Kündigungsoption: Früher war es nur möglich, Laufzeitverträge über mindestens 24 Monate abzuschließen. Das hat sich geändert. Nahezu alle Provider bieten inzwischen auch monatlich kündbare Tarife an. Die Teltarif.de-Fachleute raten, sich bei einem Neuabschluss oder einer Tarifänderung für diese Option zu entscheiden, um flexibel auf Verbesserungen bei anderen Tarifen reagieren zu können. Das empfehle sich in der Regel auch dann, wenn der Provider – im Fall einer 24-monatigen Vertragsbindung – ein verbilligtes Smartphone verspricht.
- Tipp 2 – Kündigung androhen: Kunden mit laufendem 24-Monats-Vertrag können zu einem kleinen Trick greifen. Sie rufen beim Anbieter an und sagen, dass sie mit dem Gedanken an eine Kündigung zum Vertragsende spielen. In solchen Fällen starten die Provider meist eine sogenannte Rückgewinnungsaktion. Wie Beiträge in Internetformen zeigen, bieten sie den wechselwilligen Kunden – soweit verfügbar – bessere Tarife und andere Extras an, die sie zum Bleiben bewegen sollen.
- Tipp 3 – Prepaid-Lösung: Wer Prepaid statt eines Laufzeitvertrags wählt, kann immer kurzfristig in einen besseren Tarif wechseln. Dafür bedarf es nicht einmal einer Kündigung: Einfach kein Guthaben mehr nachladen und eine neue Prepaid-Sim-Karte verwenden. Nach einigen Monaten teilt der Provider dann mit, dass er die nicht mehr genutzte Karte deaktiviert.
- Tipp 4 – Anbieter-App laden: Weder monatlich kündbare Verträge noch Prepaid helfen Bestandskunden, die sich über tarifliche Änderungen nicht selbst informieren. Eine gute Möglichkeit dazu ist die Einrichtung eines Online-Kontos auf der Webseite des eigenen Anbieters oder das Herunterladen der Anbieter-App. Dort bewerben die Provider ihre neuen Tarife bereits einige Zeit vor dem Start. „Ohne Online gehen wichtige Informationen und Entwicklungen verloren“, sagt Teltarif.de-Experte Gajek. Kunden, denen die erforderliche Affinität fürs Internet fehlt, rät er, notfalls die Hilfe von Bekannten in Anspruch zu nehmen.
- Tipp 5 – Auf gesetzliche Info achten: Seit Dezember 2021 verpflichtet das Telekommunikationsgesetz alle Anbieter, ihre Kunden mindestens einmal pro Jahr darüber zu informieren, welcher ihrer Tarife der für sie individuell beste ist. Laut Bundesnetzagentur hat sich die Regelung bewährt. Aber Vorsicht: Allein auf diese Informationsquelle sollte man sich nicht verlassen. Wie eine Behördensprecherin auf Anfrage mitteilte, muss ein Tarif, der „eigentlich nur Neukunden gewährt werden soll“, nach Auffassung der Agentur „nicht Gegenstand der ,bester Tarif‘-Beratung sein“. Es hängt demnach vom jeweiligen Anbieter ab, ob er seine Bestandskunden über günstigere Neukundentarife einmal im Jahr in Kenntnis setzt.