Mitte September, ein Bad im Bodensee auf der Reichenau – und plötzlich surrt es überall. Das waren viele Schwimmer nach den vergangenen Monaten nicht mehr gewöhnt. „Die Bodensee-Schnake hat diesen Sommer eigentlich keine Rolle gespielt“, sagt Rainer Bretthauer, Biologe und Mückenexperte aus Radolfzell, dem SÜDKURIER. Grund: Der Pegel des Sees sei zu niedrig gewesen.

Damit die Larven der Insekten schlüpfen können, müssen die Eiablagen von Wasser überspült werden. Das passiere ab einem Pegel von 3,90 Metern. Der Wert wurde dieses Jahr allerdings kaum überschritten. Ein guter Sommer also für Menschen, die nicht gerne gestochen werden? „Ja“, bestätigt Bretthauer.

Rainer Bretthauer, Biologe und Mückenexperte: „Die Bodensee-Schnake hat diesen Sommer eigentlich keine Rolle gespielt.“
Rainer Bretthauer, Biologe und Mückenexperte: „Die Bodensee-Schnake hat diesen Sommer eigentlich keine Rolle gespielt.“ | Bild: Anna-Maria Schneider

Bis jetzt, denn Eberhard Klein vom NABU-Bodenseezentrum sagt: Aktuell begegne er auffällig vielen Schnaken, die auffällig aggressiv seien. Es handelt sich allerdings seiner Einschätzung nach weiterhin nicht um Bodensee-Schnaken, sondern um Hausmücken. Diese brüten, wie der Name vermuten lässt, in der Nähe von Häusern, besonders beliebt seien bei ihnen Regentonnen.

Nach einer langen Trockenphase würden die Hausmücken nun dank des Regens ideale Brutverhältnisse vorfinden. „Warm und feucht“ mögen sie es laut Klein. Und so viele sind es, weil sie sich schnell vermehren: „Die machen mehrere Generationen innerhalb weniger Wochen.“ Anders als die Bodensee-Schnaken, die zu den Überschwemmungsmücken gehören und sich deutlich langsamer fortpflanzen.

Lilith Stelzner ist Naturschutzreferentin beim BUND-Landesverband Baden-Württemberg und gibt dem SÜDKURIER ebenfalls Auskunft. Sie weiß: Nur weibliche Mücken stechen, denn sie brauchen das Blut, um ihre Eier zu erzeugen. Die Männchen sind nur zur Befruchtung da. Eberhard Klein ergänzt, dass auch nur die Weibchen das lästige Surren von sich geben.

Das können Sie gegen Mücken unternehmen

Wer von den Insekten im eigenen Zuhause geplagt wird, könne sich unter anderem mit dem Bacillus thuringiensis israelensis, kurz Bti, helfen, sagt Rainer Bretthauer. Dieses kann als Pulver oder flüssiges Gemisch gekauft werden. „Das kann man gut in die eigene Regentonne tun.“ Wenn die Mückenlarven Bti konsumieren, lagert es sich an deren Darmzellen an und bringt sie zum Platzen.

Der BUND-Landesverband Baden-Württemberg empfiehlt das allerdings nicht, sagt Lilith Stelzner. „Stechmücken sind wichtig für das Ökosystem.“ Sie seien etwa Nahrung für Tiere. Aus dieser Perspektive heraus sollten die Mücken also nicht großflächig bekämpft werden.

Die Asiatische Tigermücke kann Viren übertragen, doch Grund zur Panik besteht laut Experten nicht. (Archivbild)
Die Asiatische Tigermücke kann Viren übertragen, doch Grund zur Panik besteht laut Experten nicht. (Archivbild) | Bild: James Gathany/CDC/Centers for Disease Control and Prevention/dpa

Gegen die Ausbreitung der asiatischen Tigermücke könnten aber durchaus Schritte unternommen werden. Die Tigermücke gilt als Überträgerin von Krankheiten. Panik bedürfe es ihretwegen aber nicht, sagt Stelzner. Um die Menschen an sie zu gewöhnen, könnte versucht werden, ihre Ausbreitung zu verlangsamen. Maßnahmen wären etwa, die heimische Regentonne gelegentlich auszuwaschen, um Eier und Larven zu entfernen, und die Gefäße mit Netzen abzudecken. Die Insekten würden außerdem gerne in den Untersetzern von Blumentöpfen brüten, weshalb diese alle paar Tage ausgekippt werden sollten.

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Eberhard Klein wiederum äußert Verständnis für Menschen, die jegliche Hausmücken trotz ihrer Bedeutung für das Ökosystem nicht im heimischen Garten haben wollen: „In die Wassertonnen kann man ein paar Tropfen Spüli oder Öl reinmachen“, empfiehlt er gegen die Insekten. Die Stoffe sollen aber biologisch abbaubar sein, mahnt Klein. Weiterhin rät er Geplagten, einmal ums Haus zu laufen und etwa nach herumliegenden Plastikbechern oder alten Fußbällen zu suchen, in denen sich Wasser als Brutstelle sammeln könnte.

Bald ist es vorbei mit den Mücken

Und wann ist die Saison für die Mücken nun endgültig vorbei? „Wie es weiter geht, hängt vom Wetter ab“, sagt Eberhard Klein vom NABU-Bodenseezentrum. Rainer Bretthauer wiederum macht Hoffnung: „Das dürfte bald zu Ende sein.“ Wenn es nun ein paar regnerische und kältere Tage gebe, gehe ein großer Teil dieser Mücken wieder kaputt. Spätestens ab Ende September sei mit den Insekten dann nicht mehr zu rechnen – so sieht es auch Lilith Stelzner.