
Ob beim Kochen, Duschen, Spülen oder beim Wassertrinken zwischendurch: Jeden Tag verbrauchen wir Trinkwasser. Die Rechnung dafür landet erst am Ende des Jahres im Briefkasten und so vergisst man zwischendurch leicht, dass jeder Tropfen aus dem Hahn Geld kostet. Wie teuer Wasser ist, unterscheidet sich von Gemeinde zu Gemeinde. Wo hoch sind die Unterschiede? Der SÜDKURIER hat nachgerechnet.
Trinkwasserpreise: Nur zwei Gemeinden sind teurer als Hohenfels
Seit vergangenem Jahr haben viele Gemeinden in Baden-Württemberg – etwa 45 Prozent – die Trinkwasserpreise angehoben. Auch in Bad Säckingen am Hochrhein machen sich höhere Preise bemerkbar: In der Gemeinde im Landkreis Waldshut zahlen die Einwohner in diesem Jahr durchschnittlich knapp 70 Euro mehr für ihr Wasser und stecken damit die größte absolute Preiserhöhung in der Region ein.
Investitionen müssen refinanziert werden
Im Durchschnitt zahlt eine Person in Bad Säckingen in diesem Jahr 217 Euro für Trinkwasser – so viel wie sonst nirgends im Landkreis Waldshut. Im Vergleich mit dem Rest der Region landet Bad Säckingen trotzdem nur auf Platz fünf. Den ersten Platz im Ranking um das teuerste Trinkwasser belegt die Gemeinde Hohenfels im Landkreis Konstanz. Durchschnittlich 251 Euro zahlen die Menschen dort in diesem Jahr für ihr Trinkwasser. Teurer sind in ganz Baden-Württemberg nur zwei Gemeinden.
Die Gemeinde habe in den vergangenen Jahren viel Geld in die Infrastruktur ihrer Wasserversorgung gesteckt, sagt Bürgermeister Florian Zindeler. Geld, das jetzt in den Trinkwassergebühren wieder eingeholt werden solle.
So berechnen Gemeinden die Gebühren für das Trinkwasser
Meistens berechnen die Gemeinden ihre Wassergebühr für das folgende Jahr auf Basis der angefallenen Kosten aus den Vorjahren – genau diese soll die Gebühr nämlich decken. Wenn eine Gemeinde wie Hohenfels also gerade größere Geldsummen in die Versorgungsstruktur investieren musste, macht sich das anschließend im Wasserpreis bemerkbar.
In Hohenfels kommt dazu, dass die Gemeinde vergleichsweise viel Fläche auf wenige, verteilte Einwohner hat. Um alle mit Wasser zu versorgen, braucht es eine größere Infrastruktur – zum Beispiel in Form von Leitungen – während sich weniger Menschen die Kosten dafür teilen. Wenn Investitionen anfallen, trifft das die Hohenfelser also vergleichsweise hart.
„250 Euro sind doch in Ordnung“
Verglichen mit anderen Gemeinden zahlen Verbraucher in Hohenfels zwar mehr für ihr Wasser, Bürgermeister Florian Zindeler findet aber: „250 Euro pro Kopf, für eine ganzjährige Lieferung von sauberem Trinkwasser direkt bis ins Haus, sind doch in Ordnung. Auf der anderen Seite gibt man im Einkaufsladen bereitwillig ein paar Euro für eine Mineralwasser-Kiste aus.“ Rechnete man noch die Kosten an Zeit und Sprit auf dem Weg zum Laden hinzu, bekämen Kunden dort weit weniger für ihr Geld als beim örtlichen Trinkwasserversorger.
Knapp 200 Euro Unterschied beim Wasserpreis in der Region
In anderen Gemeinden kommen die Bewohner trotzdem günstiger weg. Am Bodensee gilt das besonders für Langenargen im Bodenseekreis: Knapp 60 Euro im Jahr zahlt dort eine Person für ihr Trinkwasser – wie im vergangenen Jahr schon. Ole Münder, Bürgermeister der Gemeinde, erklärt das so: „Die Aufwandsstruktur in Langenargen ist recht günstig, da wir keine teure und aufwendige Wasseraufbereitung benötigen, sodass bei uns ‚nur‘ der Strom für die Pumpen anfällt.“ In den nächsten Jahren könne das Wasser aber wieder teurer werden, weil einige Leitungen saniert werden müssen.
Zwischen Hohenfels und Langenargen fällt schnell auf: Die Preise in der Region schwanken stark. Zwischen der teuersten und der günstigsten Gemeinde liegt der Preisunterschied bei 192 Euro pro Person pro Jahr. Für große Preisunterschiede muss man nicht mal weit auseinanderwohnen: In Herdwangen-Schönach im Bodenseekreis kostet das Trinkwasser die Einwohner nur 93 Euro im Jahr – und damit weit weniger als beim direkten Nachbarn in Hohenfels.
Bürgermeisterin rechnet mit Preiserhöhung
Das könnte sich in den nächsten Jahren allerdings ändern: Die Wasserkosten seien schon einige Zeit nicht mehr angepasst worden, äußert sich Herdwangen-Schönachs Bürgermeisterin Alexandra Kipp auf Nachfrage. Dabei seien vor Kurzem noch neue Leitungen verlegt worden, um bei Unterversorgung auf Wasser aus einer Nachbargemeinde zurückgreifen zu können.
Herdwangen-Schönach bezieht Trinkwasser anders als viele andere Gemeinden noch aus eigener Quelle. Im vergangenen Jahr hat die Gemeinde eine Trockenperiode erlebt, in der auf eine Wassernotversorgung zurückgegriffen werden musste. Zudem stünde demnächst eine zwingende Quellsanierung an, sagt Kipp. Wie viel teurer das Wasser dadurch würde, sei aktuell noch nicht klar.