Von Weitem sind die Bagger schon zu hören, die rund um den künftigen Waggershauser Tunnel die Erde umgraben. Auf der B31-neu-Baustelle stehen die Arbeiter im knöcheltiefen Matsch. Baumaschinen ziehen tiefe Furchen in den schlammigen Untergrund. Der Regen der vergangenen Wochen hat seine Spuren hinterlassen.

In der Baugrube Video: Jud, Marcel

Unter den vielen Bauarbeitern mit Schutzhelmen und orange-farbener Kleidung sticht einer hervor: Ulf Hickmann mit seinen langen, braunen Rastalocken. Der 43-Jährige ist Polier. Er und sein Team sind für die Verdollung des Mühlbachs zuständig: Sie bauen einen Kanal, durch den der nahegelegene Bach umgeleitet werden soll. „Seit August sind wir mit dem Bach-Tunnel beschäftigt“, sagt Hickmann.

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Bild: Marcel Jud

Seinen Wohnsitz hat Hickmann in der Nähe von Dresden. An jedem zweiten Wochenende fährt er dorthin, zu Kind und Freundin. „Ich bin immer zehn Tage auf der Baustelle und dann vier zu Hause“, sagt der 43-Jährige, der ein Zimmer in einem Container in der Nähe der Baustelle bewohnt.

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Ist so ein Leben auf Montage nicht hart? „Da muss man schon der Typ für sein. Aber ich mache das schon so lange, seit über 20 Jahren. Meine Freundin kennt mich gar nicht anders“, sagt Hickmann und lacht, bevor er sich hinter ein Nivelliergerät stellt.

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„Durch die Nivellierung wird die Höhe der Sauberkeitsschicht bestimmt“, erklärt Hickmann. Mit „Sauberkeitsschicht“ ist ein Betonboden gemeint, auf dem der Bach-Tunnel aufgebaut wird. Bei der Nivellierung ist Augenmaß gefragt: Die Betonschicht für den Boden muss genau 35 Zentimeter hoch sein.

Nivellieren Video: Jud, Marcel

Der Kanal, durch den der Mühlbach dereinst fließen wird, soll 460 Meter lang werden. Sobald er fertiggestellt ist, wird er zugeschüttet und unterirdisch verlaufen. Warum Hickmann den Kanal als „Tunnel„ bezeichnet, wird bei einem Blick in sein Inneres klar.

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Wie viel Hickmann und sein Team bis jetzt geleistet haben, zeigt der 43-Jährige bei einem Spaziergang auf dem Betondach des bereits fertiggestellten Tunnelteilstücks.

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Hickmann arbeitet seit zweieinhalb Jahren auf der B31-neu-Baustelle. Vor dem Bachtunnel hat er beim Bau der Umgehungsbrücken mitgewirkt. Neben dem kleinen Tunnel verantwortet Hickmann auch den Bau der untersten Etage des künftigen Betriebsgebäudes für den großen Waggershauser Tunnel. Dort hinein geht es jetzt. Am Eingang empfängt uns eine Statue der heiligen Barbara, Schutzpatronin der Mineure und Tunnelbauer.

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Im Tunnel Video: Jud, Marcel

Im Tunnel erwartet uns Franz-Josef Walser. Der 20-jährige Bad Salgauer hat erst vor einem Jahr seine Ausbildung zum Straßenbaufacharbeiter abgeschlossen. Jetzt leitet er bereits zwei Facharbeiter und einen Baggerfahrer an. Gemeinsam bauen sie den Rohrleitungstunnel für das Regenwasser im Waggershauser Tunnel. „Die haben gesehen, dass ich was kann und dann hieß es: Du machst das jetzt“, erklärt Walser seinen schnellen Aufstieg und strahlt übers ganze Gesicht.

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Einen anderen Job könnte sich Walser im Moment nicht vorstellen. „Ich war schon als Kind immer gerne draußen. Deshalb ist auch der Hochbau nicht so meins“, sagt der 20-Jährige. Ihm gefalle vor allem, dass seine Arbeit ein greifbares Resultat bringe: „Wenn zum Beispiel vorher eine Wiese da war und danach steht dort eine vierspurige Straße.“ Um sichtbare Ergebnisse geht es auch bei der Arbeit im Tunnel. Gemeinsam mit Baggerfahrer Alfons Zwisler und Facharbeiter Anlimd Behluli setzt Walser die Abdeckung für einen Schacht auf.

Präzisionsarbeit mit Bagger Video: Jud, Marcel

Vom Waggershauser Tunnel geht es weiter Richtung Immenstaad, zum zweiten Baustellenabschnitt der B31-neu-Baustelle. Dort wartet Sebastian Käppeler in einem weißen Container auf uns. Hier hat der 36-jährige Oberbauleiter sein Büro. Käppeler verantwortet Bauleitung und Baubetrieb für die B31-neu. „Es geht darum, was wann gebaut wird. Ich bin für die Organisation und Disposition von Geräten, Material und Personal verantwortlich“, erklärt der 36-Jährige.

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Käppeler hat Straßenbauer gelernt und sich zum Meister und Betriebswirt weitergebildet. Als Bauleiter war er während sieben Jahren für Großprojekte in Kenia und Tansania verantwortlich. 2015 ist er nach Überlingen zurückgekehrt: „Ich wollte zurück in die Heimat, denn am Bodensee ist es einfach schön“, erklärt der 36-Jährige seine damalige Entscheidung, während er sich durch Baupläne auf seinem Computerbildschirm klickt.

Käppeler schaut in die Karten Video: Jud, Marcel

Schreibtischarbeit wie diese mache den kleineren Teil seines Alltags aus, betont Käppeler: „60 bis 70 Prozent meiner Zeit verbringe ich auf der Baustelle.“ Zu Spitzenzeiten im Sommer seien allein 100 Leute mit Asphaltarbeiten beschäftigt. „Da gibt es immer etwas abzustimmen und ich flitze dann von morgens bis abends auf einer Strecke von sechs Kilometern hin und her.“ Und auf die Baustelle nimmt uns Käppeler jetzt auch mit.

Straßenarbeiten Video: Jud, Marcel

Inmitten von Baggerfahrzeugen, Planierraupen und Walzenzügen treffen wir Dieter Renz. Der 51-jährige Polier zählt „je nach Bedarf“ vier bis acht Mitarbeiter zu seiner Kolonne. „Wir kümmern uns derzeit vor allem um die Entwässerungskanäle, in denen das Wasser versickern soll, und helfen im Straßenbau mit“, erklärt Renz.

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Zu den Hilfsarbeiten von Renz und seinem Team zählt etwa das Setzen sogenannter „Nadeln“ für die Asphaltierung der Straße, wie der 51-Jährige im Video erklärt.

Kennmarken für Asphaltierung Video: Jud, Marcel

Renz hat ursprünglich Forstarbeiter gelernt. „Aber Ende der 1980er Jahre kam es zu einem Einbruch im Forstwesen und so habe ich als Quereinsteiger auf dem Bau angefangen.“ Zehn Jahre war er als Bauarbeiter tätig und hat sich dann zum geprüften Polier weitergebildet. In den Wald würde er nicht mehr wechseln wollen: „Mich fasziniert die Arbeit mit großen Geräten, jede Baustelle ist wieder anders und du arbeitest mit Menschen. Das macht mir einfach Spaß.“

Dieter Renz mit seinen Mitarbeitern und Bauleiter Sebastian Käppeler.
Dieter Renz mit seinen Mitarbeitern und Bauleiter Sebastian Käppeler. | Bild: Marcel Jud

Und schon müssen wir uns von Renz verabschieden. Denn Sebastian Käppeler fährt uns zu unserem Ausgangspunkt zurück. Dabei erklärt er, was auf diesem Baustellenabschnitt jetzt noch ansteht.

Unterwegs auf der Baustelle Video: Jud, Marcel
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