Genau einen Monat vor der Kommunal- und Europawahl am 26. Mai hat der Ortsverband Friedrichshafen der Grünen sein Wahlprogramm vorgestellt. Dabei steht der Erhalt des Seewalds an erster Stelle.
Seewald: "Abwägen gegen Arbeitsplätze ist unsinnig"
"Der Seewald ist für uns ein zentraler Punkt und nicht verhandelbar", unterstrich Felix Bohnacker, im Vorstand des Ortsverbands und bei der Kommunalwahl auf Listenplatz zwei. Man könne nicht die Abholzung von Regenwäldern kritisieren und dasselbe vor der eigenen Haustür zulassen. "Das Abwägen gegen Arbeitsplätze ist unsinnig. Wir dürfen da nicht einknicken", forderte er. Thomas Henne aus dem Beirat des Ortsverbands betonte, dass die Grünen den Klimawandel ernst nehmen. "Viele reden grün, aber handeln nicht entsprechend."
Mit der Forderung nach einer regionalen, ökologischen, kindgerechten, gesunden und bezahlbaren kommunalen Küche für Kindergärten und Schulen nehmen die Grünen einen Punkt auf, der immer wieder in der Kritik steht. Regine Ankermann berichtete, dass Anfang Mai eine Befragung stattfindet, bei der erstmals die Nutzer, sprich Eltern, Kinder, Lehrer und Erzieherinnen, zu Wort kommen.
Mehr Grün in Friedrichshafen
Begrünte Gebäude für mehr Luft- und Lebensqualität, mehr Bäume für ein verbessertes Stadtklima, entsiegelte Flächen und mehr Grünflächen statt Parkplätze – insgesamt fordern die Grünen 30 Prozent mehr Grünfläche in Friedrichshafen. "Nur so können wir die Stadt besser an die Folgen des Klimawandels anpassen", sagte Bohnacker.
Auch bezahlbarer Wohnraum für alle steht auf dem Wahlprogramm der Grünen. Dabei werfen die Lokalpolitiker einen Blick auf das Areal des Flughafens, auf dem sie sich in der Zukunft durchaus Wohnflächen vorstellen können. "Wir sagen nicht: Der Flughafen muss weg. Aber wir wollen Alternativen überdenken und eine sachliche Diskussion führen", erläuterte Henne. Unterstützung erhielt er von Matthias Klemm: "Ich bin froh, dass diese heilige Kuh mal angegangen wird."
Verbesserungen auch für Fußgänger und Radler
Ganz unabhängig vom Alter wünschen sich die Grünen für Friedrichshafen eine bessere Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Stadt. Im Zuge einer neuen Mobilitätskultur wollen sie Fußgänger und Radfahrer sowie Bus und Bahn noch mehr in den Blick nehmen. "Das 1-Euro-Ticket am Samstag ist zu wenig", sagte Bohnacker, der den motorisierten Individualverkehr unattraktiver machen möchte. Walter Zacke betonte, wie wichtig ein Mobilitätsbeauftragter für die Stadt wäre. Beantragt wurde eine solche Stelle bereits von der SPD. Sie wurde jedoch vom Gemeinderat mehrheitlich abgelehnt.
Stephanie Glatthaar bemängelte, dass auch das Mobilitätskonzept für Fußgänger immer wieder verschoben werde. Unhaltbar sei der Zustand entlang der Friedrichstraße für Fußgänger und Radfahrer. "Für sie bleiben nur die Restflächen", stellte Glatthaar fest.
"Haben uns weiterentwickelt, weit über die Jutetasche hinaus"
Neben Gemeinwohlökonomie sowie Toleranz und Weltoffenheit fordern die Friedrichshafener Grünen mehr Klimaschutz. "Wir wollen das 1,5-Grad-Ziel vor Ort umsetzen", sagte Bohnacker. Treffe der Klimawandel Städte und Kommunen doch besonders stark. "Deshalb müssen wir auch vor Ort handeln." Henne unterstrich, es sei positiv, dass viele grüne Themen in der Mitte der Gesellschaft angekommen seien. "Aber wir haben uns weiterentwickelt, und zwar weit über die Jutetasche und über den grünen Baum hinaus."
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Das Wahlprogramm der Grünen in Friedrichshafen
- Seewald erhalten: vorhandene Flächen und Alternativen nutzen.
- Kommunale Küche für Kindergärten und Schulen: regional, ökologisch, kindgerecht, gesund, bezahlbar.
- 30 Prozent mehr Grünfläche in Friedrichshafen: Flächen entsiegeln, Stadtbegrünung, Grünflächen statt Parkplätze.
- Bezahlbarer Wohnraum für alle: Flughafenareal umwidmen für Wohnflächen, Vorrang für Erstwohnsitz, qualitative Nachverdichtung.
- Bessere Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Stadt: Quartiers- und Ortschaftsentwicklung, Trendwende beim Angebotsmix, Erlebnisräume für die Jugend.
- Gemeinwohlökonomie
- Neue Mobilitätskultur: 1-Euro-Tickets für alle im Stadtverkehr, mehr Kapazität und dichterer Takt im Busverkehr und auf der Schiene.
- Toleranz und Weltoffenheit: Vielfalt statt Einfalt, Begegnungsräume schaffen, Teilhabe am Demokratieprozess fördern, Europaregion Bodensee leben.
- Klimaschutz: 1,5-Grad-Ziel vor Ort umsetzen, Auswirkungen des Klimawandels auf Mensch und Natur begrenzen.
Die Grünen im Internet:
http://www.gruene-fraktion-fn.de/